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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht
Autoren: Tess Gerritsen
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Helga gefunden. Da werden Sie sicher wissen, wo Sie Ihren Mann zu finden haben.«
    Sarah senkte resigniert den Kopf und starrte zu Boden. »Er ist tot«, flüsterte sie.
    »Sie lügen.«
    »Er starb in Berlin, bei dem Brand im Hotel Regina.«
    »Wer sagt das? Der CIA?«
    »Ja.«
    »Und Sie glauben denen?« Als Sarah schweigend nickte, drehte sich der Mann wütend zu Kronen um.
    »Diese Frau ist für uns wertlos! Wir haben mit ihr nur unsere Zeit verschwendet! Wenn Dance ihretwegen hier auftaucht, ist er ein kompletter Narr!«
    Die Verachtung in der Stimme des Mannes machte Sarah wütend. Für ihn schien ihr Leben nicht den geringsten Wert zu besitzen! Zornig sah sie auf und schleuderte ihm aufgebracht entgegen: »Falls mein Mann doch herkommt, dann hoffe ich, dass er Sie zum Teufel jagen wird.«
    In die bleichen Augen hinter der Maske trat ein leichter Schimmer der Überraschung. »Zum Teufel? Dort werden wir uns in jedem Fall Wiedersehen, eine ganze Ewigkeit lang. Ich habe am eigenen Leibe gespürt, was es heißt, in Flammen zu stehen.«
    »Ich hatte damit nichts zu tun.«
    »Aber Ihr Mann!«
    »Er ist tot! Wenn Sie mich umbringen, wird er nicht mehr darunter leiden.«
    »Ich töte nicht der Toten, sondern der Lebenden wegen. Und Dance lebt.«
    »Ich bin unschuldig …«
    »In diesem Geschäft«, sagte er langsam, »gibt es keine Unschuldigen.«
    »Und Ihre Frau? Was war sie?«
    »Meine Frau?« Sein Blick richtete sich plötzlich ins Leere. »Meine Frau … ja, sie war unschuldig. Ich habe nie damit gerechnet, dass gerade sie …« Er sah Sarah wieder an. »Wissen Sie, wie sie umgekommen ist?«
    »Ja, und es tut mir leid, was geschehen ist. Aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Ich habe sie gesehen. Ihr Bild ist mir ins Gedächtnis gebrannt …« Er verstummte. Dann drehte er sich zu Kronen um und sagte: »Bring sie noch vor Morgengrauen an einen sicheren Ort, wo man sie nicht hören kann. Wenn Dance sie nicht innerhalb von zwei Tagen holt, bringst du sie um. Du weißt schon, wie.«
    Plötzlich richtete er sich hoch auf und fuhr mit dem Kopf zur Tür herum. Irgendwo in dem Gebäude war die Alarmanlage losgegangen. Über der Tür blinkte ein rotes Warnlicht.
    »Jemand ist hier eingedrungen!«, flüsterte Kronen.
    Magus’ Augen bekamen plötzlich einen fiebrigen Glanz. »Das muss Dance sein«, murmelte er aufgeregt.
    Noch im Laufen zog Kronen die Waffe. Sie rannten aus dem Raum und knallten wütend die Tür zu. Der Riegel wurde wieder vorgeschoben. Sarah blieb allein und verwirrt in ihrem Gefängnis zurück. Über ihr blinkte die rote Warnlampe. Das Licht schien schneller und schneller zu flackern, so wie ihr Herz heftiger und heftiger pochte.
    Sie lehnte sich erschöpft gegen die Tür und starrte verzweifelt durch den Raum. In der Eile hatten Kronen und Magus vergessen, das Licht auszuschalten.
    Damit hatten die Gangster einen Fehler begangen, denn nun konnte Sarah ihr Gefängnis überschauen. Überall standen Kartons mit der Aufschrift F. Berkman, und in einer Ecke waren alte Stühle aufgestapelt. Fieberhaft begann sie zu überlegen, wie sie am besten diese kleine Chance nutzen konnte, bevor Magus und Kronen zurückkamen. Eine der großen Pappkisten war mit einer dicken Kordel verschnürt. Sie knotete die Schnur auf und drehte sie zwischen den Händen, um ihre Festigkeit zu prüfen. In ihrer Lage war selbst ein Stück Schnur ein willkommenes Hilfsmittel.
    Die Stühle brachten Sarah auf eine Idee. Da das Fenster zu klein war, um hindurchzuschlüpfen, musste sie durch die Tür entfliehen. Ein einzelner Stuhl war leicht genug, um ihn jemandem entgegenschleudern zu können. Mit den aufgestapelten Stühlen konnte sie sich eine Falle bauen.
    Hastig stellte Sarah die Stühle neben die Tür und befestigte am Bein des untersten das eine Ende der Schnur. Dann kroch sie über den Boden und zog an der Kordel, die sich so etliche Zentimeter über den Dielen spannte. Im richtigen Augenblick wäre es ein idealer Fallstrick, durch den sie vielleicht Sekunden gewinnen würde, die zur Flucht durch die Tür reichten.
    Immer wieder prägte sie sich den genauen Bewegungsablauf ein, damit sie ihn auch in völliger Dunkelheit durchführen konnte. Als sie gewiss war, alles richtig zu machen, kletterte sie auf einen Stuhl und drehte die Neonröhren aus der Deckenfassung. Als sie wieder heruntersprang, hörte sie Schüsse im Gebäude widerhallen. Von draußen drangen Schreie und weitere Schüsse an ihr Ohr. Das ganze Gebäude war in heller
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