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Der Anruf kam nach Mitternacht

Der Anruf kam nach Mitternacht

Titel: Der Anruf kam nach Mitternacht
Autoren: Tess Gerritsen
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Handgelenk des Mörders, konnte ihn aber nur am Unterarm erwischen. Langsam und unerbittlich richtete sich der Lauf auf Nicks Gesicht.
    Sarah blieb keine Zeit zum Nachdenken. Nick würde jeden Augenblick sterben müssen. Sie drückte sich von der Wand ab, sprang nach vorn und trat heftig gegen die Hand, mit der der Mörder die Waffe hielt. Die Pistole flog in hohem Bogen durch die Luft und blieb irgendwo in der Dunkelheit liegen. Der Mann verlor das Gleichgewicht und konnte sich so nicht mehr vor Nicks nächstem Schlag schützen, der ihn direkt unters Kinn traf. Langsam sackte die Gestalt zusammen und schlug mit dem Kopf auf dem hölzernen Boden auf. Reglos blieb er liegen.
    Nick sprang auf die Füße. »Los, schnell raus hier!«, stieß er keuchend hervor.
    Sarah rannte als Erste die Bodenstiege und den Korridor hinunter. Nick folgte wenige Schritte hinter ihr. Hastig stürmte sie die Treppe in das Lokal hinunter. Nur noch wenige Meter an der Theke vorbei und sie war in Sicherheit.
    Sie sah den neben der untersten Stufe an der Seite des Tresens wartenden Mann erst, als es bereits zu spät war. Er sprang aus dem Schatten und schleuderte sie zur Seite. Alles ging so schnell, dass sie nicht einmal mehr schreien konnte. Eine brutale Hand hielt sie fest an eine dunkle Gestalt gepresst, und aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Waffe, die auf die unterste Stufe gerichtet war.
    In dem Moment, als Nick herunterkam, ging der Schuss los.
    Nick fiel rückwärts auf die Treppenstufen. Ein großer Blutfleck breitete sich auf seinem Hemd aus. Sarah schrie gellend auf. Immer wieder rief sie Nicks Namen, während sie brutal zur Eingangstür geschleift wurde.
    Die kalte Nachtluft schlug ihr ins Gesicht. Zuckende Lichter blendeten sie, und plötzlich fand sie sich auf dem Rücksitz eines Wagens wieder. Die Tür wurde zugeknallt. Verzweifelt riss sie den Kopf hoch und starrte direkt in den Lauf eines Revolvers.
    Erst da erkannte sie das fahle blonde Haar und das wächserne Lächeln. Kronen, der Mann, der ihr überall aufgelauert hatte, saß neben ihr.
    Van Dam war gerade erst wieder in sein Hotelzimmer zurückgekehrt, als Tarasoff ihn anrief und ihm die Nachricht über das blutige Fiasko übermittelte: O’Hara lag auf der Rettungsstation, Sarah Fontaine sei nicht gefunden worden. Diese Neuigkeiten waren gar nicht nach van Dams Geschmack, und er klang dementsprechend verärgert.
    Nach dem Anruf wanderte er ruhelos in seinem Zimmer auf und ab. Ihm war nicht mehr wohl bei dieser Sache. Ihn störte und ärgerte die zu offensichtliche Verbindung zur F.-Berkman-Gesellschaft. Es war unglaublicher Leichtsinn gewesen, eine solche Summe einem gedungenen Killer zu überweisen. Jetzt hatte Potter Blut gerochen, und der hartnäckige kleine Bastard würde keine Ruhe geben. Irgendwie musste es ihm gelingen, Potter von dieser Spur abzulenken. Seine, van Dams, Zukunft hing davon ab. Wenn man den alten Mann gefangen nahm, würde er bestimmt keine Rücksicht nehmen. Er würde mit allen Mitteln um seine Freiheit kämpfen. Und eines dieser Mittel war sein Wissen und die Namen, die er kannte. Van Dams Name wäre der erste, den er nennen würde.
    Gewiss, er hatte sich nie selbst die Hände schmutzig gemacht. Wo Gewalt erforderlich war, hatte er stets jemanden dafür angeheuert. Auch den Tod seiner Frau Claudia hatte er aus sicherer Entfernung arrangiert. Van Dam mochte den Anblick von Blut nicht. Er war in Europa gewesen, als er Claudia von einem Einbrecher hatte erschießen lassen.
    Doch einen Monat später war ihm eine Nachricht zugegangen. »Der Wikinger hat geplaudert«, stand darin. Der Wikinger – der Mann, der geschossen hatte.
    Van Dam war vor Angst wie gelähmt gewesen. Er hatte an Flucht gedacht. Aber wenn er morgens in seinem luxuriösen Haus aufwachte, dann konnte er sich nicht entschließen, auf den Reichtum und die damit verbundenen Bequemlichkeiten zu verzichten. So hatte er abgewartet. Und als der alte Mann sich schließlich bei ihm meldete, war er zu einem Handel bereit gewesen.
    Zunächst wollte man nur kleinere Informationen von ihm haben. Aber es dauerte nicht lange, da wurden die Anforderungen größer. Er hatte in der ganzen Zeit den Alten nie zu Gesicht bekommen, kannte nicht einmal seinen richtigen Namen. Ihm war für Notfälle eine Telefonnummer übermittelt worden, die er im Laufe der Zeit auch einige Male angerufen hatte. Stets wurden dann die kurzen Gespräche durch Klicken und Pausen unterbrochen. Offensichtlich war ein so
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