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Der amerikanische Investor (German Edition)

Der amerikanische Investor (German Edition)

Titel: Der amerikanische Investor (German Edition)
Autoren: Jan Peter Bremer
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dafür haben, dass es sich von Seiten der Hausverwaltung überhaupt nur lohne, den Schaden zu beheben, wenn auch der vordere Teil der Wohnung modernisiert werden würde, was in etwa, aber viel genauer könne sie es bisher leider noch nicht sagen, auf eine Verdopplung der Kaltmiete hinauslaufen werde. Das sei dann noch immer ein Preis, der sich im üblichen Rahmen halte. Würden sie sich aber, aus finanziellen Gründen zum Beispiel, lieber dafür entscheiden, sich eine neue Wohnung zu suchen, so könne sie sich durchaus vorstellen, dass sich die Hausverwaltung an den Umzugskosten beteiligen würde. Eigentlich mehr aus einer ihr innewohnenden Neugierde hätte sie im Internet bereits nach einer passenden Wohnung für sie gesucht und sei dabei auf eine vielversprechende Anzeige gestoßen. Mit diesen Worten legte sie einen Ausdruck vor sie hin. Es handelte sich, wie aus dem Ausdruck hervorging, um eine Dreizimmerwohnung in einer äußerst belebten Straße. Die Wohnung lag im ersten Stock und sowohl Kinder wie auch Tiere waren unerwünscht. Während er noch immer auf den Ausdruck starrte, versicherte seine Frau der Dame von der Hausverwaltung in ungewohnt strengem Ton, dass sie in keinem Fall aus dieser Wohnung ausziehen werde, dass auch die Absenkung der Böden überhaupt nicht ihr Problem sei, dass sie und ihre Familie bisher immer gute Mieter gewesen seien und dass sie alles daransetzen werde, die Kinder hier und nirgends sonst heranwachsen zu sehen. Die Dame von der Hausverwaltung nahm diese glühende Rede ohne größere Regung auf, ordnete ihre Unterlagen, steckte sie in die Tasche zurück und sagte, während sie sich zum Abschied erhob, dass sie diese Sicht zwar nicht teile, aber verstehen könne und nun erst mal alle in Ruhe nachdenken müssten.
    Da sei gar nicht viel nachzudenken, sagte der junge Anwalt von der Mieterberatung, nachdem er ihm den Fall geschildert hatte, und setzte sich, um fortzufahren, auf dem zu kleinen Stuhl auf.
    Die kostenlose Mieterberatung fand zweimal wöchentlich im nahe gelegenen Gemeindezentrum statt, einem labyrinthisch verschachtelten Neubau. Der Raum, zu dem er sich mühsam durchgefragt hatte, diente sonst wohl anderen Zwecken, denn während er den Ausführungen des jungen Anwalts zum ersten Fall lauschte, der nur wenige Meter von ihm, in der Mitte des Raumes, verhandelt wurde, sah er immer wieder zu den bunten Städtelandschaften hin, die überall an den Wänden hingen und von Kindern gemalt waren. Die anderen Wartenden, die allesamt nach ihm den Raum betreten hatten und mit denen er nun, einen dicken Ordner auf den Knien, in einer Reihe saß, kauerten völlig in sich zusammengesunken auf den zu niedrigen Stühlen.
    Zum Glück war der erste Fall dann einigermaßen schnell erledigt. Es war um ein nur unzureichend schließendes Fenster gegangen, und nachdem der Anwalt im Anschluss hinter vorgehaltener Hand ausführlich gegähnt hatte, rief er den Nächsten auf.
    Mit einem Gefühl, das man auch hat, wenn man sich mit einem bis weit über den Rand beladenen Einkaufswagen vor der Kasse einreiht und gar nicht wissen möchte, wer sich hinter einem anstellen muss, trat er zu dem jungen Anwalt vor.
    Im Laufe der Schilderung seines Wohnungsproblems aber fing nicht nur der junge Anwalt allmählich Feuer, sondern auch die Wartenden. Als sei ein Ruck durch ihre Reihe gefahren, beugten sie sich gemeinsam vor und folgten aufmerksam erst seiner und dann der Rede des jungen Anwalts.
    Zum einen, sagte der junge Anwalt, handele es sich bei der absolut notwendigen Beseitigung der Schäden und vor allen Dingen der Sicherung des einsturzgefährdeten Bodens mitnichten um eine Modernisierung, sondern um eine Instandsetzung. Aufgrund einer notwendigen Instandsetzung aber sei es dem Vermieter nicht gestattet, die Miete zu erhöhen. Im Gegenteil müsse der Vermieter selbstverständlich die Sicherheit in dem von ihm vermieteten Gebäude garantieren. Zum anderen aber höre es sich so an, als sei es für den Vermieter von höchstem Interesse, ihn und seine Familie möglichst schnell aus der Wohnung hinauszubefördern. Dies wiederum sei aber weniger ein Nachteil als vielmehr ein Pfund, mit dem sich kräftig wuchern lasse. Wenn er in dieser Situation wäre, würde er sich ganz ruhig zurücklehnen. Man müsse halt nur die Nerven bewahren, fügte er hinzu, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und machte eine Pause. Es sei schon ganz richtig gewesen, fuhr er dann fort, dass sie bei dem ersten Gespräch gesagt
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