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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet
Autoren: Jack Higgins
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Vorhang zurückgezogen, und quer über die Terrasse fiel ein breites Lichtband.
    Als Steiner hochblickte, sah er den Premierminister an der Balustrade stehen und eine Zigarre rauchen.
    Als Corcoran aus dem Zimmer des Premierministers trat, wartete Kane schon auf ihn. »Fühlt er sich wohl bei uns?« fragte Kane.
    »Sehr. Raucht gerade eine letzte Zigarre auf der Terrasse, dann geht er zu Bett.«
    Sie waren jetzt in der Halle. »Womöglich würde er ein bißchen unruhig schlafen, wenn er erführe, was mir soeben gemeldet wurde, deshalb hebe ich es mir lieber bis morgen früh auf«, sagte Kane. »Sie haben den Morris aus dem Morast gehievt. Von Steiner keine Spur.«
    Corcoran sagte: »Und Sie meinen nun, er habe fliehen können? Woher wissen Sie, daß er nicht noch unten liegt? Vielleicht ist er aus dem Wagen geschleudert worden oder so.«
    »Vielleicht«, erwiderte Kane. »Aber ich lasse auf jeden Fall die Wachen verdoppeln, ich will nichts riskieren.« Die Vordertür ging auf, und Sergeant Thomas kam herein. Er knöpfte den Mantel auf und schüttelte den Regen ab. »Sie haben gerufen, Sir?«
    »Ja«, sagte Kane. »Als der Wagen geborgen wurde, war Steiner nicht drin. Wir wollen nichts riskieren und Doppelposten ausstellen. Irgendwelche Meldungen vom Tor eingegangen?«
    »Nichts los gewesen, seit der Bergungswagen passiert hat. Nur der Kurier aus Norwich, der das Schreiben für Colonel Corcoran brachte.« Corcoran starrte ihn finster an. »Das erste, was ich höre. Wann war das?«
    »Vor etwa zehn Minuten, Sir.«
    »O mein Gott!« schrie Kane. »Er ist hier! Der Kerl ist hier!« Und er machte auf dem Absatz kehrt, zerrte den Colt aus der Pistolentasche und rannte zur Tür der Bibliothek.
    Steiner ging langsam die Freitreppe zur Terrasse hinauf. Der Duft einer guten Havanna schwebte ihm durch die Nacht entgegen. Als er den Fuß auf die oberste Stufe setzte, knirschte unter seiner Sohle ein Kieskörnchen. Der Premierminister fuhr jäh herum, und die beiden Männer standen sich Auge in Auge gegenüber.
    Der Premier nahm die Zigarre aus dem Mund. Das steinerne
    Gesicht verriet weder Überraschung noch Furcht. Er sagte: »Oberstleutnant Kurt Steiner von den deutschen Fallschirmjägern, wenn ich nicht irre?« »Mr. Churchill...« Steiner zögerte. »Ich bedaure, Sir, aber ich muß meine Pflicht tun.«
    »Worauf warten Sie dann noch?« sagte der Premierminister ruhig. Steiner hob die Mauser, die Gardinen an den französischen Fenstern bauschten sich, und Harry Kane kam

herausgestürmt und begann sofort zu feuern. Seine erste Kugel traf Steiners Schulter und wirbelte ihn einmal um die eigene Achse. Die zweite Kugel traf ihn ins Herz und tötete ihn auf der Stelle. Er stürzte rücklings über die Balustrade in den Garten. Sekunden später betrat auch Corcoran mit gezogenem Revolver die Terrasse, und unten tauchten Rangers aus der Nacht auf, machten dann halt und bildeten einen Halbkreis. Steiner lag in dem Lichtfleck, der aus dem offenen Fenster fiel, das Ritterkreuz am Hals, die Mauser noch immer fest in der rechten Hand.
    »Unbegreiflich«, sagte der Premierminister. »Er hatte schon den Finger am Abzug, dann zögerte er. Warum wohl?«
    »Vielleicht sträubte sich die amerikanische Hälfte in ihm, Sir«, meinte Harry Kane.
    Der Premierminister sprach das Schlußwort. »Wie dem auch sei, er war ein erstklassiger Soldat und ein tapferer Mann. Kümmern Sie sich um ihn, Major.«
    Dann wandte er sich ab und ging ins Haus.

    Neunzehn

    Seit meiner erstaunlichen Entdeckung im Kirchhof von St. Mary and All The Saints war fast auf den Tag genau ein Jahr vergangen, als ich wieder nach Studley Constable kam. Dieses Mal auf persönliche Einladung Pater Philip Vorekers. Im Pfarrhaus empfing mich ein junger Priester mit irischem Akzent.
    Voreker saß in seinem Arbeitszimmer in einem Schaukelstuhl am Kamin, in dem ein gewaltiges Feuer brannte. Er war ein todgeweihter Mann, das sah man auf den ersten Blick. Die Gesichtshaut war so straff gespannt, daß jeder einzelne Knochen deutlich hervortrat, den Augen sah man an, daß er Qualen litt. »Ich danke Ihnen für Ihr Kommen«, sagte er. »Tut mir leid, daß Sie krank sind«, erwiderte ich. »Magenkrebs. Nichts mehr zu machen. Der Bischof ermöglichte mir gütigerweise, meine Tage hier zu beschließen. Er schickte mir Pater Damian als Hilfsgeistlichen. Aber ich bat Sie nicht deshalb hierher. Sie dürften ein arbeitsreiches Jahr hinter sich haben.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich. »Als
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