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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet
Autoren: Jack Higgins
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in tieferen Mulden.
    Sie blieben stehen, um Ausschau zu halten. Devlin blickte zurück und sah, daß sich unter den Bäumen Lichter bewegten. »Verdammt«, sagte er. »Geben die's denn nie auf?«
    Sie stolperten weiter über den Sand auf den Küsteneinschnitt zu, und als die Flut hereinkam, wurde das Wasser immer tiefer. Zuerst knietief, dann reichte es ihnen bis zu den Schenkeln. Sie waren jetzt schon ein gutes Stück draußen in der Bucht, als Neumann plötzlich aufstöhnte, in die Knie brach und seine Stütze fallen ließ. »Es hat keinen Sinn, Devlin. Ich bin erledigt. Die Schmerzen sind höllisch.«
    Devlin kauerte sich neben ihn und sprach wieder in das Funkgerät. »Wanderer, hier spricht Adler. Wir erwarten Sie in der Bucht, vierhundert Meter vor der Küste. Gebe Positionssignal.«
    Er entnahm der Segeltuchtasche ein Seenotlicht und hielt es in der rechten Handfläche hoch. Dann warf er nochmals einen Blick landeinwärts, aber der Nebel zog jetzt in so dichten Schwaden auf, daß er hinter ihnen eine weiße Mauer errichtet hatte.
    Zwanzig Minuten später reichte ihm das Wasser bis zur Brust. Nie im Leben hatte er so gefroren. Er stand breitbeinig auf der Sandbank, mit dem linken Arm stützte er Neumann, mit der rechten Hand hielt er das Licht hoch. Die Flut umspülte sie.
    »Es hat keinen Sinn«, flüsterte Neumann. »Ich bin schon ganz gefühllos. Mit mir ist's aus. Ich kann nicht mehr...«
    »...sagte Mrs. O'Flynn zum Bischof«, fiel Devlin ihm ins Wort. »Los, Junge, bloß jetzt nicht schlappmachen. Was würde Steiner sagen?« »Steiner?« Neumann mußte husten, bekam einen Schwall Salzwasser übers Kinn und einiges davon auch in den Mund und rang eine Weile nach Atem. »Der wäre rübergeschwommen.«
    Devlin quälte sich ein Lachen ab. »So ist's recht, mein Junge. Nur nicht den Humor verlieren.« Er begann mit Kopfstimme zu singen: »Die Schlucht hinab ritt Sarsfields Schar in ihren grünen Röcken.« Eine Welle rollte heran, und das Wasser schlug über ihren Köpfen zusammen. O Gott, dachte Devlin, jetzt ist es soweit, aber die Welle verlief sich, und er kam wieder auf die Füße. Mit der rechten Hand hielt er noch immer das Lichtsignal hoch, obwohl ihnen das Wasser jetzt fast bis zum Hals reichte.
    Teusen erspähte als erster das Licht backbords und rannte zur Brücke. Drei Minuten später glitt das S-Boot lautlos aus dem Dunkel, und jemand leuchtete mit einer Stablampe auf die beiden Männer herab. Ein Netz wurde ausgeworfen, vier Seeleute kletterten hinunter, und hilfreiche Hände streckten sich nach Neumann aus.
    »Aufpassen«, schärfte Devlin ihnen ein. »Er ist schwer angeschlagen.« Als er selber wenig später über das Schanzkleid stieg und prompt zusammenklappte, kniete schon König mit einer Decke neben ihm. »Nehmen Sie einen Schluck, Devlin«, sagte er und reichte ihm eine Flasche. »Cead mile Failte«, sagte Devlin.
    König beugte sich näher zu ihm. »Wie bitte? Ich habe nicht verstanden.« »Können Sie auch nicht. Das war irisch, die Sprache der Könige. Ich sagte nur: hunderttausendmal willkommen.«
    König lächelte. »Sehr erfreut, Sie zu sehen, Mr. Devlin. Ein Wunder.« »Dürfte für heute nacht das einzige bleiben.« »Ganz sicher?«
    »So sicher, wie das Amen beim Gebet.«
    König stand auf. »Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Kurz darauf wendete das S-Boot und preschte davon. Devlin entkorkte die Flasche und schnupperte daran. Rum. Nicht unbedingt sein Fall, aber er nahm einen tiefen Zug, stemmte den Rücken gegen die Heckreling und blickte zurück zur Küste.
    In ihrer Schlafkammer setzte Molly sich plötzlich auf, ging dann hinüber zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Sie öffnete das Fenster und beugte sich weit hinaus in den Regen. Große Freude und Erleichterung durchströmte sie. Im gleichen Augenblick passierte das S-Boot Blakeney Point und nahm Kurs auf die offene See.
    Im Büro an der Prinz-Albrecht-Straße arbeitete Himmler beim Licht der Schreibtischlampe an seinen ewigen Aktenstößen. Es klopfte an der Tür und Rossmann trat ein. »Ja?« sagte Himmler.
    »Bitte die Störung zu entschuldigen, Reichsführer, aber soeben ging eine Funkmeldung aus Landsvoort ein. Den Adler hat's erwischt.« Himmler zeigte keinerlei Gemütsbewegung. Er legte sorgsam die Feder nieder und streckte die Hand aus. »Lassen Sie sehen.« Rossmann reichte ihm die Meldung, und Himmler las den Text. Nach einer Weile blickte er auf. »Ich habe einen
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