Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
so sorgfältig gewesen, hatte alles so gut geplant. So akribisch genau. Allein die Möglichkeit, dass er einen Fehler gemacht haben könnte, war zu viel für ihn. Es verdarb alles.
    »Die Kehrseite des Opfers«, sagte ich. »Lise wollte nicht, dass ich für sie sterbe.«
    Sein Arm sank langsam herab, bis das Messer an seiner Seite hing. Ich unterdrückte den Impuls, mich auf ihn zu stürzen, stattdessen starrte ich auf seine Brust. Er atmete schnell und schwer, und ich musste ihm jetzt den Rest geben.
    »Und deshalb frage ich mich, wie viele solche Dinge Sie noch da drin haben?«
    Seine Brust bewegte sich nicht mehr. Eine Sekunde später fiel das Messer mit leisem Scharren in den Schnee. Er stieß einen leisen Laut aus.
    Ich hob wieder die Hand und rief so laut ich konnte: »Nicht schießen. Halt!«
    Ich starrte Barnes einen Moment lang an. Er sah mich immer noch direkt an, doch etwas fehlte in seinem Blick. Sein Gesichtsausdruck war leer, fast katatonisch starr, als hätte seine Psyche abgeschaltet, um dem Schrecken zu entkommen, der, wie ihm jetzt klar war, in seinem Inneren wohnte. Die Liebe musste vergiftet sein, bevor er sie jemandem raubte. Der Gedanke, etwas Reines in sich aufgenommen zu haben, war zu viel für ihn.
    Karli Reardon wehrte sich gegen ihn, und ihm schien die Kraft zu fehlen, sie zu halten. Vorsichtig trat ich näher und nahm sie ihm ab.
    Seine Hand war jetzt leer und fuhr unsicher durch die Luft. Dann hob er sie an die Brust und fing an, sich fast sanft die Nägel ins Fleisch zu graben. Frisches Blut von seinen Verletzungen lief herab. Ohne Vorwarnung gaben seine Beine nach, er fiel neben seinem Messer zu Boden, krümmte sich langsam zusammen und umklammerte mit den Händen seinen Oberkörper.
    Ich trat zurück. Karli stemmte sich auch gegen mich, aber ich hielt sie fest und sah fast ungläubig auf sie hinunter. Sie lebte. Barnes war erledigt. Und ich war wohl auch nicht verletzt, obwohl ich jetzt erst merkte, wie wild mein Herz hämmerte. Mein Gott, wie ich zitterte.
    Hinter mir kamen laute Schritte durch den Garten den Weg entlang.
    Ich sah zum Fenster im ersten Stock hoch. Die zerbrochene Fensterscheibe und das Blut. Eileen.
    »Nein …«
    Es war Mercer, der an mir vorbeistürzte.
    »Was hast du mit ihr gemacht?«
    Ich sah sein Gesicht, voller Verzweiflung, Angst und Hass, und bevor ich etwas tun konnte, stürzte er sich auf Barnes; halb fiel er, halb kniete er sich hin. Seine großen Hände legten sich um seinen Kopf, seine Kehle, schlugen auf ihn ein und griffen dann zu.
    »Was hast du getan?«
    Ich legte Karli Reardon auf den Boden und packte Mercer, aber er schüttelte mich ab, stieß mich fast um, als hätte ich keinerlei Bedeutung für ihn. Im Kummer und Schmerz hatte er die Kraft gefunden, die ihm den ganzen Tag gefehlt hatte, und war jetzt baumstark, die Verkörperung seiner Gefühle, kraftstrotzend und unaufhaltbar wie ein Bär.
    »Haltet ihn zurück!«
    Doch die anderen Polizisten waren herangetreten und bildeten zögernd einen Halbkreis vor dem Haus. Ihre Pistolen waren alle mit beiden Händen auf den Boden gerichtet. Keiner machte eine Bewegung auf Mercer zu. Sie standen einfach da und sahen zu.
    Er hatte Barnes am Hals gepackt, riss ihn hoch und schleuderte ihn zu Boden. Er schrie immer noch und brüllte, dass sich sein ganzer Körper von der Anstrengung verkrampfte, dem Mann auf dem Boden etwas anzutun. Barnes seinerseits war leblos wie eine Puppe, sein Kopf baumelte lose am Hals, und er fiel einfach hin, wo er hingeschleudert wurde.
    Ich packte Mercer wieder, diesmal unter einem Arm, und zog ihn hoch, hatte ihn im Schwitzkasten und zerrte ihn zurück, so gut ich konnte. Aber er war schwer wie ein Stein, totes Gewicht, und schlug weiter zu. Dann griffen andere Hände nach ihm, endlich kamen mir die umstehenden Kollegen zu Hilfe. Ich trat zurück und machte ihnen Platz. Vier Männer waren nötig, um Mercer wegzuziehen; Barnes wurde einen Moment fast mitgeschleppt, dann schoben sie Mercer mit Gewalt den Weg hinunter.
    Einen Augenblick lang schrie er sie immer wieder an, sie sollten ihn loslassen, doch dann verloren sich seine Worte in unverständlichen Schluchzern. Ich sah, wie er unter ihrem Gewicht zusammenbrach und im Schnee kniete, von uns abgewandt und die Hände vors Gesicht geschlagen.
    Ich schaute auf Barnes hinunter. Er rührte sich nicht, Gesicht und Kopf waren blutüberströmt und der Schnee unter ihm mit roten Flecken übersät. Ich wusste nicht, ob das von Mercers
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher