Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
weg. Er hob das Messer und hielt es nah an sein kleines Gesicht. Mein Zorn wurde von Panik verdrängt …
    »Tun Sie’s nicht …«
    »Dann gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Ich zögerte. Es war eine unmögliche Situation. Ich konnte ihn nicht entkommen lassen, auf gar keinen Fall, aber angreifen konnte ich ihn auch nicht. Und nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war er wirklich bereit, das auszuführen, womit er drohte. Er hörte die Sirenen auch und hatte nicht vor, noch hier zu sein, wenn sie ankamen. Wenn ich ihn aufhalten wollte, hatte er jetzt nichts mehr zu verlieren. Noch ein Toter würde ihm nichts ausmachen.
    Na los. Denk nach!
    So musst du’s machen.
    »Reardon hat getan, was Sie wollten«, sagte ich. »Sie können seiner Tochter jetzt nichts tun. Das würde gegen die Regeln verstoßen.«
    »Es ist nach Tagesanbruch. Alle Spiele sind vorbei. Sie haben drei Sekunden.«
    »Tun Sie’s nicht, Colin.«
    »Zwei Sekunden.«
    Er führte das Messer an Karlis Wange. »Eine.«
    »Okay.«
    Ich entspannte meine Haltung etwas und warf Pfefferspray und Schlagstock weg. Doch ich wich nicht zurück. Jede Sekunde musste so lange wie möglich in die Länge gezogen werden, während ich eine Möglichkeit zu finden versuchte, die Situation zu drehen.
    »Jetzt gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Zögernd trat ich von dem Weg herunter. »Sie wollen nicht mehr mit mir reden?«
    »Wir sind fertig miteinander.« Er kam näher und drückte sich um mich herum. »Ich hab von Ihnen mehr bekommen, als ich je wollte.«
    Bei dieser Anspielung auf Lise ballte ich die Fäuste. Aber bevor ich etwas sagen konnte …
    … blitzte Licht auf, rote und blaue Lichtkegel strichen über uns hinweg und warfen in rhythmischen Abständen Schatten auf das Haus hinter ihm, das sich plötzlich zu bewegen schien. Ich stand absolut still. Einen Moment lang starrte er über meine Schulter, dann wieder mit wütender Miene auf mich. Er presste das Messer gegen die Falte an Karli Reardons Hals.
    »Es ist zu spät, Colin«, sagte ich. »Sie können nicht fliehen.«
    »Schschsch«, flüsterte er Karli zu, behielt mich aber im Auge.
    Hinter mir hörte ich Autotüren und Stimmen.
    »Polizei!«
    Das Krachen von Ellbogen, die auf Motorhauben aufgestützt wurden. Das Knacken der Funkgeräte, Schritte. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, wagte es aber auch nicht. Es waren die Geräusche der bewaffneten Einheit, die Position bezog. Ich konnte sie nicht sehen, doch ich war mir all der Waffen bewusst, die auf uns gerichtet waren. Barnes, der Polizistenmörder.
    Ich hob mit zitternder Hand den Arm seitlich hoch und rief nach hinten: »Detective Mark Nelson. Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Wenn es eine Gelegenheit zum Schießen gab, wünschte ich mir halb, dass sie sie nutzten, aber ich wusste, dass das Risiko zu groß war. Er würde Zeit haben, das Messer zu benutzen. Selbst wenn sie ihn direkt von vorn erwischten, wollte ich mir gar nicht vorstellen, was geschehen würde, nachdem der erste Schuss gefallen war. Die Salven, die losbrechen würden, und ich und Karli mitten in der Schusslinie.
    Barnes hielt das kleine Mädchen im Arm und schmiegte seinen Kopf an ihren.
    Ich sah, wie er leise mit ihr sprach, wobei sein Atem eine kleine Dunstwolke bildete.
    »Schschsch, still jetzt.«
    »Sie kommen hier nicht weg, Colin. Legen Sie sie hin.«
    »Schschsch.«
    Ich blickte zu dem hell erleuchteten Fenster hoch über uns hinauf, und das Blut dort versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich sah ihn wieder an.
    »Sie haben alles, was Sie wollten.«
    »Das ist Detective Mark Nelson.«
    Barnes sprach leise zu dem schluchzenden Kind, doch sein Blick ruhte auf mir. Er wollte, dass ich mitbekam, was jetzt geschah.
    »Siehst du ihn? Er sollte dich beschützen, aber du bist ihm egal.«
    »Sie haben alles, was Sie wollten, Colin. Was soll das bringen?«
    Barnes ignorierte mich. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war jetzt entschieden. Er hatte beschlossen, was er tun würde, und machte sich bereit. Der Zorn war verschwunden, und es war etwas noch Schrecklicheres an seine Stelle getreten. Freudige Erwartung.
    »Sie werden Sie abknallen, kapieren Sie das nicht?«, sagte ich.
    »Das ist mir egal. Ich kann meine Beute mit nach Hause nehmen.«
    Mein Gott.
    Wieder überkam mich ein Frösteln. Karli Reardon stemmte sich gegen ihn, aber er hielt sie fest, hatte sie mit seiner verletzten Hand gepackt. Das Blaulicht streifte ihr verzerrtes Gesicht.
    Er flüsterte: »Mark hätte dich beschützen sollen, aber er hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher