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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer
Autoren: Steve Mosby
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sich nichts geändert.
    Der Teufel stellte den Wagen ab, holte das Kind heraus und nahm es auf den Arm. Es weinte immer noch, und er flüsterte wieder tröstliche Albernheiten und rasselte leise mit den Hausschlüsseln.
    Er ging die Einfahrt zur Haustür hinauf und war innerhalb von fünf Sekunden im Haus. Der Flur unten war dunkel, aber die Türen waren offen und die Räume dahinter hell erleuchtet.
    Er blieb stehen und horchte gespannt. Es war sehr still im Haus, nur das Kind weinte und drückte sich jetzt fest gegen seine Brust. Darunter spürte er sein eigenes Herz langsam und regelmäßig schlagen.
    »Schsch.«
    Oben begann ein Telefon zu klingeln. Bestimmt die Polizei.
    Der Teufel ging auf die Treppe zu und stieg hinauf.
     
     
    4. Dezember
Tagesanbruch
7:20 Uhr
     
    Mark
    Tagesanbruch. Der Himmel war oben dunkelblau, wurde nach unten heller und im Osten dunstig und gelb. Ein paar Sterne waren noch als Bruchstücke von Sternbildern zu sehen. Während ich fuhr, zog ein riesiger Wolkenfetzen vor mir her. Im Licht der aufgehenden Sonne wurde er zu einem purpurroten Daumenabdruck am Himmel.
    Zwanzig nach sieben.
    Aus dem Weg.
    Ich wusste ungefähr, wohin ich fahren musste, verließ mich aber vor allem auf das Navigationssystem des Wagens, obwohl es nicht ganz mithalten konnte. Mit blinkendem Blaulicht und heulender Sirene raste ich so schnell dahin, wie die Straßen es erlaubten. Vor mir fuhren Autos an den Bordstein, um mich passieren zu lassen, doch der Verkehr war selbst so früh schon sehr dicht, und ich musste immer wieder auf die andere Straßenseite hinüber, bahnte mir zwischen den Fahrbahnen einen gefährlichen Weg und konnte wegen der entgegenkommenden Scheinwerfer kaum etwas sehen.
    Na los, na los.
    Die Straßen waren geräumt, aber überfroren und gestreut. Über den Polizeifunk kamen Bruchstücke verrauschter Durchsagen, ich schaltete bei einigen das Mikro an und antwortete, während ich die Straße im Auge behielt. In den Berichten wurde mitgeteilt, dass die Kollegen im Krankenhaus angekommen waren und dort alles unter Kontrolle hatten.
    Bei Mercer zu Hause nahm niemand ab. Bewaffnete Kollegen waren unterwegs, aber …
    »Ich bin gleich dort«, meldete ich.
    Der Anruf im Krankenhaus war von Mercer gewesen, der durch den Wald rannte. Er gab verzweifelte, wirre Anweisungen, alle möglichen Leute anzurufen und zu mobilisieren. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt schon das meiste begriffen, doch er berichtete noch von dem Brief, den sie in dem Schuppen gefunden hatten, in dem Scott eingesperrt gewesen war. Der Brief, der an ihn adressiert war.
    Das wichtigere Spiel hatte sich hier abgespielt.
    Sehr geehrter Detective Mercer …
    In meiner Vorstellung hörte ich noch das Krachen im Unterholz, als er rannte, und wie sein Atem stockte. Ich spürte seine Panik.
    …wenn Sie diesen Brief finden, haben Sie Ihre Entscheidung getroffen.
    Ich war jetzt zu seinem Haus unterwegs, fuhr wie der Teufel und war hinter dem Teufel her. Mercer würde bald aus dem Wald kommen und unterwegs sein, doch egal, wie schnell er dort ankam, und was immer der Verbindungsmann mir am Funkgerät sagte, ich wusste, dass ich als Erster vor Ort sein würde.
    Eileen …
    Ich bog in die Straße ein, drosselte die Geschwindigkeit, fuhr vorsichtig. Das Haus war auf dem GPS-Bildschirm mit einem roten Kreis markiert, das dritte in der Straße. Ein großes, alleinstehendes Haus. Quadratische Fenster, alle hell erleuchtet. Ein großer Garten, der in kleinen Terrassen anstieg und in der Mitte ein Weg zur Haustür. An der Seite eine Einfahrt. Alles dick verschneit, im frühen Morgenrot ein wenig rosa. Ein altes Auto parkte davor.
    Ich fuhr an den Straßenrand und blockierte es.
    »Detective Nelson«, meldete ich mich bei dem Verbindungsmann. »Ich bin jetzt vor Ort. Ich gehe rein.«
    Als ich ausstieg, schlug mir die Kälte entgegen, aber ich zitterte sowieso schon. Angst und Adrenalin. Ich sammelte mich, so wie ich es gelernt hatte. Langsam durch die Nase einatmen. Den Speichel im Mund verteilen. Bewaffnete Polizisten waren unterwegs, aber bis sie kamen, musste ich mich mit der Standardausrüstung behelfen, die ich im Wagen hatte. Ich nahm sie an mich. Pfefferspray in der rechten Hand, einen Schlagstock mit seitlichem Griff in der linken. Es schien lächerlich unzureichend.
    In der Ferne heulten Sirenen. Noch ziemlich weit weg.
    Das Auto, das vor mir geparkt war, knackte leise in der kalten Luft. Ich berührte die Motorhaube. Warm. Er war hier. Trotz
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