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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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mit fremden Leuten in fremder Umgebung befindet. Umso wichtiger ist es, dass er eine Liste vorbereitet, die all die seelischen, geistigen und körperlichen Symptome umfasst, die er (in ruhiger Umgebung) momentan empfindet. Zu dieser Arbeit können wir Angehörige unsere Hilfe anbieten. Wenn wir unseren Freund zur Sitzung begleiten, sollten wir Kenntnis von dieser Liste haben – und uns selber auf das Gespräch vorbereiten.
Checkliste: Gesprächsvorbereitung
    Ein einfaches Vorgehen ist, in der oben aufgeführten Checkliste Innere Symptome der Depression die festgestellten Symptome anzustreichen. Man kann sie auf der Liste auch mit »Noten« von 1 bis 6 versehen (1 = sehr schwach empfunden, 6 = übermächtiges Gefühl). Entscheidend ist, dass auch die schwachen, als unbedeutend empfundenen Symptome aufgeführt und erwähnt werden; sie können der Fachperson wichtige Hinweise geben.
    Der Patient kann den Bogen auch im voraus dem Gesprächspartner (und ggf. uns als Begleitperson) aushändigen, der sich damit rasch ein erstes detailliertes Bild von der Art und Tiefe der Depression machen kann. Wird unser Freund an eine weitere Fachkraft »weitergereicht«, muss nicht alles wiederholt werden.
    Ebenso bedeutend für den Heilungserfolg ist, dass der Betroffene nach dem Gespräch in aller Ruhe für sich (evtl. mit unserer Hilfe) einige Fragen beantwortet:
Checkliste: Gesprächsauswertung
    Zur Person des Gesprächspartners (Arzt, Psychotherapeut usw.):
    Ist er an mir interessiert? Hört er mir zu? Versteht er mich oder hat er vorgefasste Meinungen? Beantwortet er meine Fragen? Leuchten mir seine Bemerkungen ein? Machen sie mir Mut oder verletzen sie mich? Kurz: Stimmt die Chemie, habe ich Vertrauen? (Es kann ja evtl. zu einer länger dauernden, recht intimen Beziehung kommen.)
    Zur vorgeschlagenen Behandlung:
    Habe ich Vertrauen in die vorgeschlagene Therapie? Entsprechen ihre Ziele meinen Vorstellungen? Sind mir eventuelle Nebenwirkungen von Medikamenten bewusst? Habe ich Vertrauen in die Medikation?
    Und last but not least:
    Wie fühle ich mich nach dem Gespräch? Habe ich, wenigstens für den Augenblick, etwas Mut gefasst?
    Taucht irgendwo ein Nein oder eine Unsicherheit auf, muss man sich im Interesse des Heilungserfolgs die Frage stellen, ob man nicht andere Helfer suchen sollte.
    Checklisten für den Umgang mit dem Kranken
    Waren die bisher aufgeführten Checklisten vor allem auf den Depressionsbetroffenen ausgerichtet, so folgt jetzt eine Reihe von Listen, die uns Angehörigen bei der Bewältigung unserer Aufgabe als Betreuer helfen sollen. Wie soll ich mich als »Gesunder« gegenüber meinem in einer Depression gefangenen Partner, Verwandten, Freund, Mitarbeiter verhalten? Wie kann ich sicherstellen, dass ich keine Fehler mache, dass ich mich nicht im Ton vergreife, dass meine Bemühungen nicht kontraproduktiv sind?
    Besonders beim »Erstfall« können hier Checklisten große Dienste leisten, da wir die vielen Facetten der Krankheit Depression noch nicht oder erst aus Büchern oder von entfernteren Fällen kennen. Und die neue Gemütslage sowie das besondere Verhalten unseres Patienten müssen wir auch erst kennenlernen. Bei »meinem« ersten nahen Depressionsfall wäre ich froh gewesen, ich hätte über Checklisten verfügt, wie ich sie nun vorstelle.
Checkliste: Wie kann ich dem Kranken nützlich sein?
    A Mich informieren über die Krankheit Depression: Symptome, Diagnosemöglichkeiten, Verläufe, Dauer, Behandlungsmöglichkeiten, Verhaltensratschläge für Angehörige, Liste der ersten Schritte, Maßnahmen bei Notfällen.
    A Mir Rechenschaft geben darüber, dass der Kranke geheilt werden kann, aber nur durch professionelle Hilfe, die viel Zeit braucht.
    A Den Patienten nicht heilen wollen, aber seine Heilung unterstützen, indem man für ihn da ist, ihm Zuneigung und Verständnis zeigt – was oft viel Geduld erfordert.
    A Dem Kranken adäquat gegenübertreten, ihn »mit List und Liebe« behandeln. Einzelheiten siehe im Text unter dieser Checkliste.
    A In Fällen, wo der Kranke apathisch ist und keine Initiative mehr entwickelt: Eventuell ganz behutsam für ihn tätig werden (beim Arzt anmelden, ihn begleiten, mit ihm spazieren gehen, allgemein sein Leben erleichtern).
    A Während seiner Behandlung (und sechs Monate nach der Heilung) auf regelmäßiger Medikamenteneinnahme bestehen und auf Nebenwirkungen achten.
    A Suizidpläne ernst nehmen, evtl. geeignete Maßnahmen treffen, möglichst ohne dem Kranken seine
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