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Depesche aus dem Jenseits

Depesche aus dem Jenseits

Titel: Depesche aus dem Jenseits
Autoren: Pierre Bellemare
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eine ganze Weile, fürchte ich! Zwei Busse sind restlos ineinander verkeilt, und dazwischen hängt ein total zusammengedrückter kleiner Renault. Die Feuerwehr wird ihn mit Schneidbrennern in Stücke zerlegen müssen, um die vier Toten... oder Halbtoten herauszuholen. Diesmal wird’s dauern!«
    Es dauert genau bis 11 Uhr. Und um 11 Uhr startet die Air-France-Maschine ohne Verspätung nach Rom.
    Eine Stunde später hält das Taxi vor dem Flughafen Orly. Völlig niedergeschmettert steigt Monsieur Riquelinque aus und macht dabei einen so hilflosen Eindruck, daß der Pariser Taxifahrer ihm einige Ratschläge gibt:
    »Ich warte hier auf Sie. Gehen Sie zum Informationsschalter der Air France. Vielleicht kriegen Sie einen Flug nach Rom über Nizza... Die helfen Ihnen bestimmt weiter... Bis gleich! Machen Sie schon, schnell!« Schleppenden Schrittes verschwindet Monsieur Riquelinque in das Flughafengebäude. Ein verzweifelter Mann. Doch wenig später kommt er lachend wieder heraus und sprudelt ganz aufgeregt:
    »Die nächste Maschine nach Rom fliegt um 17 Uhr, und ich bin der erste auf der Warteliste! Ich habe auch schon mit meinem italienischen Partner telefoniert. Es ist alles halb so schlimm! Der Direktor der Ambrosiano ist noch nicht zurück. Er wird erst heute Abend erwartet! Mensch, hab’ ich ein Glück!«
    »Ich freue mich für Sie! Wollen Sie jetzt zurück in die Stadt?«
    »Um Gottes Willen, nur das nicht! Nie wieder im Leben so ein Zirkus! Nein, nein! Ich bin hier, und ich bleibe auch hier! Außerdem muß ich schauen, daß ich den ersten freien Platz auch wirklich kriege. Drücken Sie mir die Daumen! Und vielen, vielen Dank!«
    »Also, au revoir Monsieur! Und... einen schönen Flug!« Jean-Baptiste Cartant rollt langsam zum Taxistand. Er schämt sich ein bißchen wegen der horrenden Rechnung, die er dem geplagten Geschäftsmann aufbrummen mußte, aber schließlich hatte er fünf Stunden mit ihm zugebracht!
     
    15. Juni 1982 — 16 Uhr.
    Zum dritten Mal kommt der Taxifahrer Cartant heute an der Abflughalle in Orly an. Dieses Mal allerdings nach einer unproblematischen Fahrt vom Hotel Georges V auf den Champs-Elysees bis zum Flughafen. Also dieselbe Strecke wie heute früh, bei dieser verrückten Odyssee. Er fragt sich, ob es der Mann nun wirklich noch schafft, in einer Stunde nach Rom zu fliegen! Bei einem solchen Pechvogel würde er sich nicht einmal wundern, wenn der gesamte Flugverkehr in Paris, mitten im Juni, wegen Nebel eingestellt werden müßte!
    Halb aus Neugier, halb, um sich etwas die Beine zu vertreten, entschließt sich der Fahrer eine kleine Pause zu machen und durch den Flughafen zu schlendern. Er träumt so gerne vom Fliegen! Da oben gibt’s wenigstens keine Staus! Plötzlich sieht er zwei Sanitäter mit einer Trage vorbeilaufen. Wie von einer inneren Stimme getrieben... folgt er ihnen.
    Auf dem Boden krümmt sich ein Mann vor Schmerzen — ein Mann mit grauen Haaren. Das kann doch nicht wahr sein! Da liegt ER — Monsieur Riquelinque!
    Sofort kniet er neben ihm und fragt voller Mitleid:
    »Aber, Monsieur... Was machen Sie denn für Sachen? Was ist passiert?«
    Der Geschäftsmann aus der Normandie ist nicht einmal erstaunt, seinen Taxifahrer vom Vormittag hier wieder zu sehen. Um die Wahrheit zu sagen: ihn kann nichts mehr auf der Welt erschüttern! Mit tonloser Stimme, sagt er nur:
    »Vor fünf Minuten wurde ich von der Air France ausgerufen, wegen der Warteliste. Ich war so glücklich, daß ich sofort losgerannt bin. Da bin ich eben ausgerutscht und habe mir das Bein gebrochen.«
    »Das ist ja schrecklich! Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    »Ja... danke... Hier, nehmen Sie meinen Aktenkoffer und passen Sie gut auf ihn auf! Könnten Sie auch folgendes machen...«
    Jean Baptiste Cartant, der in seinem ganzen Leben nichts anderes gelernt hat, als Taxi zu fahren, macht alles: Er ruft den technischen Direktor der Spielwarenfabrik in der Normandie an, bittet ihn, sofort nach Paris zu kommen und verabredet sich mit ihm am späten Abend in einem Hotel. Er bestellt ein Zimmer für ihn und auch gleich eine Flugkarte nach Rom für die Frühmaschine am nächsten Morgen. Er bringt es sogar zustande, daß die Air France ein Telex nach Rom an die Bank Ambrosiano schickt — zum Vatikan! Alles läuft bestens.
    Am darauffolgenden Tag, gegen 13 Uhr, besucht der Taxifahrer Monsieur Riquelinque im Krankenhaus Ambroise Parc:
    »Wie geht es Ihnen? Hat noch alles geklappt? Ist Ihr Stellvertreter gut in Rom
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