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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Laura Lippman
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nicht, dass du noch mehr brauchst, aber bitte.« Er hatte den Zeigefinger erhoben, jetzt gesellte sich der Mittelfinger dazu. »Zweitens wüsste ich nicht, warum ich dir etwas sagen sollte, bevor du mir beweist, dass ich dir vertrauen kann. Wahrheit gegen Wahrheit, Elizabeth. Wenn ich diesen anderen Familien die Wahrheit schulde, dann schuldest du mir dasselbe.«
    »Ich habe immer die Wahrheit gesagt.«
    »Gut, dann drittens. Ich habe noch genug Zeit, um Jared Garrett ein Exklusivinterview zu geben. Ich habe einen ganzen Stapel von Seiten geschrieben, die alle bei Barbara liegen. Garrett hat immer geglaubt, die Sache zwischen uns wäre anders gewesen. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht sollte die Welt die Wahrheit erfahren, dass du meine Freundin warst und eifersüchtig geworden bist, als ich mich in Holly verliebt habe.«
    Genau davor hatte sie sich am meisten gefürchtet. Er würde sie in die Öffentlichkeit zerren. Ihre Vergangenheit würde zur Gegenwart werden, in einer Mischung aus Wahrheit und Lüge, und sie würde sich den Rest ihres Lebens rechtfertigen müssen. Sie müsste ihren Kindern erklären, was ihr geschehen war, und sie gleichzeitig davon überzeugen, dass sie sich sicher fühlen konnten, dass ihre Eltern sie beschützen würden. Albies Alpträumen, Isos Heimlichtuerei würde das nicht gerade helfen. Und falls Jared Garrett tatsächlich Walters Version ihrer Beziehung veröffentlichte, wie sollte sie Iso dann klarmachen, dass ihr heimlicher Flirt mit einem Siebzehnjährigen nicht in Ordnung war? Das waren Elizas größte Ängste – und sie merkte, dass sie damit zurechtkommen würde.
    Trotzdem war sie von Walter enttäuscht. Sie hatte wirklich glauben wollen, dass er sich verändert hatte. Und sie fühlte sich nicht naiv oder dumm, weil sie zugelassen hatte, dass er Hoffnung in ihr weckte und sie mit einer List herlockte. So wollte sie sein, so würde sie auch bleiben. Wie ihr Vorbild für die College-Bewerbung – Anne Frank – wollte sie glauben, dass Menschen im Grunde gut waren. Zumindest die meisten Menschen.
    »Du wirst mir nichts über die anderen sagen, oder?«
    »Doch, wenn du den Gouverneur anrufst und meine Strafe in lebenslänglich umgewandelt wird. Dann sage ich dir alles.«
    »Nein, tust du nicht. Auch wenn du sie nicht vergewaltigt hast, hast du es doch versucht, und das würde auch für diese Fälle die Todesstrafe bedeuten.«
    »Das lass mal meine Sorge sein. Ist es nicht viel eher eine Strafe, wenn ich voll Selbsterkenntnis und Reue über meine Taten weiterlebe, als wenn man mich tötet? An jedem Tag meines Lebens muss ich an das denken, was ich getan habe.«
    »Tatsächlich?«
    »Wie meinst du das?«
    »Tust du das tatsächlich? Sicher bietet dir jeder Tag die Gelegenheit, über deine Opfer nachzudenken, aber das heißt nicht, dass du das wirklich tust. Ich habe das Gefühl, Walter, dass du immer nur an einen Menschen gedacht hast: an dich.«
    Als er etwas mit leiser Stimme entgegnete, hätte sie beinahe unwillkürlich die unsichtbare Grenze überschritten.
    »Ich denke an dich. Jeden Tag. An unsere Zeit zusammen – die glücklichste Zeit meines Lebens.«
    »Dann tust du mir leid. Das war keine glückliche Zeit, Walter.«
    »Du bist die einzige Frau, mit der ich je Liebe gemacht habe.«
    »Ich war das fünfzehnjährige Mädchen, das du vergewaltigt hast. Das ist nicht das Gleiche.«
    »Ich habe etwas für dich empfunden. Das tue ich immer noch. Ich mache das hier genauso für dich wie für mich, Elizabeth. Ich kenne dich. Du hast immer das Richtige getan. Lügen konntest du noch nie ertragen. Sie haben dich hereingelegt, damit du ihre Lügen glaubst.«
    »Walter, ich glaube, dass du Holly umgebracht hast.«
    »Aber habe ich es verdient, dafür zu sterben? Du und deine Familie, so seid ihr doch nicht.«
    »Wir haben das nicht entschieden. Der Staatsanwalt hat die Tacketts gefragt, was sie wollen. Er hat zwölf Bürger von Virginia gefragt, ob sie das für gerecht halten, und sie haben mit Ja geantwortet. Ich kann da nichts machen.«
    »Doch, kannst du.« Seine Stimme klang hoch, erstickt. »Du musst nur ein Telefon nehmen und sagen, du hättest nach den wochenlangen Gesprächen mit mir erkannt, dass du dich geirrt hast. Ich will ja nicht freigelassen werden, Elizabeth. Ich will nur nicht sterben. Du kannst mich retten. Du bist die Einzige, die mich retten kann.«
    »Nein, das kann ich nicht, das konnte ich nie. Es tut mir leid, Walter, wirklich. Aber du verlangst von mir, dass
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