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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Laura Lippman
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der Betreffende für wichtig hielt. Jedes Prinzip ließ sich so ins Extreme steigern, dass es mit den ebenso glühenden Überzeugungen anderer aneinandergeriet. Eliza betrachtete die Sterne und wünschte sich, sie würde die Sternbilder kennen, so wie Peter, und mehr als den Großen Wagen und den Polarstern finden. Für sie waren die Sterne nicht mehr als willkürliche Lichtpunkte. Manche heller, andere matter, weit entfernt oder relativ nah. Glückssterne und Unglückssterne.
    Sie betrat das Haus mit Reba durch die Küchentür. Das fröhliche Biep-biep der Alarmanlage zeigte an, dass sich eine Tür geöffnet hatte. Sie benutzten das System gewissenhaft, trotzdem würde es nicht reichen, wenn jemand es ernsthaft auf sie abgesehen hätte. Es gab nie genug Alarmanlagen, Wände, Hunde, Tore oder Spyware, um sich und seine Familie zu schützen. Biep-biep-biep. Als würde man vom Road Runner bewacht.
    Allerdings war der Road Runner ganz schön zäh.
    »Weißt du, was ich heute gerne machen würde?«, fragte sie Peter, der trotz des Alarms kaum von seinem Laptop aufgeblickt hatte, so vertieft war er in die Arbeit, die er mitgebracht hatte.
    »Ein Rita’s suchen, das im Winter geöffnet hat?«
    »Nein.« Lachend dachte sie an die rote Neonreklame vom Rita’s. Das Eis zum Glück. Konnte Glück wirklich so einfach sein? Vielleicht ja, wenn sie es zuließ. Falls neues Unglück ihre Familie traf – wenn , nicht falls, denn niemand wurde sein Leben lang verschont, selbst Trudy Tackett würde noch herausfinden, dass die vielen banalen Tragödien des Lebens auf sie warteten –, wäre es ein schwacher Trost, dass man die ganze Zeit über wachsam, vorsichtig und pessimistisch war. Sie würde sich nur dumm vorkommen, wenn sie sich zu oft ein Eis entgehen ließ.
    »Nein, ich habe keinen Hunger. Und wenn ich etwas Leckeres brauche, habe ich noch meinen Geheimvorrat an Keksen.«
    »Ich dachte, den hätte Iso längst gefunden.«
    »Hat sie. Und ich habe ihn wieder versteckt.«
    »Was dann?« Peter zog sie auf seinen Schoß. »Sag, was dein Herz begehrt, und ich gebe es dir.«
    Sie verspürte nicht den Drang, ihm zu sagen, dass sie es allein tun konnte. Und tatsächlich würde sie vielleicht seine Hilfe brauchen, wenn man bedachte, was Farbe und Feuchtigkeit einem Haus im Laufe der Jahre antun konnten. Hatten sie ein Rasiermesser? Und einen Spachtel zum Aufstemmen? In Gedanken ging sie alle Schubladen und dann jede Ecke des Hauses durch. Iso würde in ihrem Zimmer sein und Gott weiß was tun, zu ihren Füßen Reba, die Isos Missachtung scheinbar magisch anzog. Im Zimmer nebenan würde Albie im Bett liegen, mit laufendem Radio und ausgeschaltetem Nachtlicht. Nachdem er im Sommer noch kein Interesse für Baseball aufgebracht hatte, hatte er plötzlich willkürlich beschlossen, er sei ein Fan der Arizona Diamondbacks. Jetzt hörte er sich beim Einschlafen etwas an, das sich Hot Stove nannte, und erzählte am Frühstückstisch atemlos von Pitchern und Spielerwechseln. Von T-Rex zu A-Rod in nur einem Wimpernschlag. Und hier war Peter, warm und stark genug, ihr Gewicht zu tragen. Aber sie könnte auch ihn tragen, wenn es sein müsste.
    »Heute würde ich gern bei offenem Fenster schlafen.«

Anmerkung der Autorin
    Wie viele meiner Bücher wurde auch dieses von einem wahren Verbrechen inspiriert. Allerdings werde ich die Quelle dieses Mal nicht nennen. Zum einen ist sie in dieser Version nicht wiederzuerkennen, selbst wenn man mit dem echten Fall vertraut ist. Zum anderen geht es dabei um den sexuellen Missbrauch einer Minderjährigen. Daneben bestehen viele andere wichtige Unterschiede, aber eine Aufzählung würde nur zu einem Ratespiel führen, und das ist nicht meine Absicht. Unterm Strich heißt das: Es gab einen Mann, der seine Opfer vergewaltigte und, mit einer Ausnahme, ermordete und der für seine Verbrechen hingerichtet wurde. Irgendwann ging mir der Gedanke an diese Ausnahme, an das einzige überlebende Opfer, nicht mehr aus dem Kopf. Mehr müssen Sie über den Ursprung dieses Buchs nicht wissen.
    Wie immer haben mir viele großzügige Menschen bei meiner Recherche geholfen. Meine alte Freundin Kathryn Kase öffnete für mich Türen bei Anwälten, die Häftlinge in der Todeszelle vertreten. Jon Sheldon, der als Anwalt in Virginia Ende 2009 die Hinrichtung zweier seiner Mandanten miterlebt hat, war unglaublich hilfsbereit und großzügig mit seiner Zeit; er hat mir Einzelheiten über Aussehen, Geräusche und den Alltag an Orten
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