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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Laura Lippman
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vergewaltigt.«
    »Ach nein? Sie haben dich dazu gebracht, zu lügen. Das ist ein Meineid, Elizabeth, und Meineid ist ein Verbrechen. Genau wie Vergewaltigung.«
    »Nicht ganz. Ganz und gar nicht.«
    »Trotzdem ist es falsch, vor Gericht zu lügen. Ich glaube ja nicht, dass du es bewusst getan hast, aber du hast dich geirrt. Sie ist wirklich gefallen, Elizabeth. Ich habe sie nicht gestoßen. Selbst wenn du gesehen hättest, dass ich sie verfolgt habe – was du nicht gesehen haben kannst, weil ich es nicht getan habe –, hättest du nicht sehen können, was passiert ist, wie weit ich von ihr entfernt war, als sie gestürzt ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir nicht.«
    Einen Augenblick lang wirkte er wütend, und Eliza spürte, wie angespannt der Deputy wurde, jederzeit bereit dazwischenzuspringen, obwohl sie immer noch auf ihrer Markierung stand, sogar ein gutes Stück dahinter. Walter hatte das Gespräch im Geiste geplant, und es lief nicht so, wie er wollte, genauso wenig wie all seine Gespräche mit erwachsenen Frauen. Sie war kein Mädchen mehr, und sie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein gutes Gefühl.
    Er schlug einen sanfteren, schmeichlerischen Ton an. »Das ist dein gutes Recht. Du kannst mir glauben oder nicht, je nach den Tatsachen. Das war auch mein Recht. Dass die Geschworenen die Tatsachen hören. Dass sie aufgrund der Tatsachen entscheiden, ob ich getan habe, was man mir vorwirft. Dieses Recht wurde mir verwehrt, durch deine Aussage. Mein Anwalt hat mich nicht aussagen lassen, ich durfte der Hauptzeugin nicht widersprechen, weil du so überzeugend warst.«
    »Walter, ich habe die Wahrheit gesagt.«
    »Das hast du geglaubt, aber es kann nicht stimmen.« Er hielt seinen linken Unterarm an die Gitterstäbe. »Das ist der Pick-up, okay? Die Scheinwerfer sind da, wo meine Finger sind.« Er wackelte mit den Fingern. »Das Zelt war dahinter. Holly ist in die andere Richtung gelaufen. Barbara ist zu der Stelle gefahren, nach der ganzen Zeit sieht alles noch genauso aus. Sie ist sogar zur richtigen Jahreszeit hingefahren, letzten Herbst, beinahe auf den Tag genau, damit alles passt. Und du kannst nicht das gesehen haben, was du behauptet hast.«
    »Letztes Jahr – du hast die ganze Zeit nach mir gesucht, oder? Das war kein Zufall. Du bist nicht im Washingtonian über mich gestolpert. Das war kein Schicksal und auch kein Glück.«
    »Na ja, ja und nein. Ich meine, ja, wir haben nach dir gesucht. Aber gefunden habe ich dich aus Zufall, und das ist auch eine Art Glück. Daran habe ich erkannt, dass du mir helfen sollst. Ich habe umgeblättert, und da warst du plötzlich.« Er zögerte. »Du bist so hübsch geworden, Elizabeth. Das habe ich gleich gewusst. Als Mädchen warst du nicht mein Typ. Ich habe große Blondinen gemocht. Kann man mir das vorhalten? So sind junge Männer nun mal. Aber es stimmt schon, Schönheit ist nur eine Äußerlichkeit. Du hast ein schönes Wesen, und das ist mit der Zeit auch nach außen gedrungen. Und dein Wesen ist zu gut, um eine solche Lüge bestehen zu lassen. Nicht, wenn sie mich das Leben kosten könnte.«
    »Der Gouverneur will dir unter keinen Umständen einen Aufschub gewähren.«
    Walter zog die Augenbrauen hoch. »Komisch, woher weißt du das? Ich meine, ich weiß es. Barbara und Jeff wissen es. Der Gouverneur will mit der Sache am liebsten gar nichts zu tun haben. Aber woher weißt du das, Elizabeth?«
    Sie blickte zu Boden, auf das Klebeband, und sagte sich, dass sie in Sicherheit war. Sie würde den Bach nicht noch einmal überqueren. Er konnte sie nicht an den Handgelenken packen und in den Pick-up zerren. Warum also zitterten ihr die Knie?
    »Ich denke es mir einfach«, antwortete sie. »Er mischt sich fast nie ein.«
    »Du kannst immer noch nicht lügen. Deshalb bin ich auch nicht böse auf dich.«
    Er war nicht böse auf sie? Wie großzügig.
    »Du glaubst, was du ausgesagt hast, das weiß ich. Jedenfalls hast du recht. Er ändert meine Strafe nicht, es sei denn, es passiert etwas wirklich Entscheidendes. Etwa, dass die Hauptzeugin der Anklage ihre Aussage widerruft. Bei den Gesetzen in Virginia bekomme ich keinen neuen Prozess. Aber wenn du ihm sagst, dir wäre klar geworden, dass du dich irrst oder dass dir der Staatsanwalt die Worte in den Mund gelegt hat, müsste er zuhören, er müsste mir einen Aufschub gewähren.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Dafür fallen mir drei Gründe ein. Erstens, weil es richtig wäre. Ich glaube ja
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