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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod
Autoren: Nigel McCrery
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wunderbar altmodisch. Mark mochte alte Autos. Er hatte jahrelang selbst einen alten Spitfire gefahren, den er sehr geliebt hatte, obwohl die Sitze schon ramponiert gewesen waren und die Karosserie ständig auseinander zu fallen drohte.
    Er hatte sich dem Kunden bereits bis auf wenige Meter genähert, als der Motor plötzlich wieder angelassen wurde und der Wagen auf ihn zuschnellte. Er war zur Seite gesprungen, dem Kotflügel gerade noch ausgewichen und in eine Reihe von Mülleimern gekracht. Doch als er die Rücklichter des Autos vor sich hatte aufleuchten sehen, war ihm klar geworden, dass der Fahrer einen weiteren Versuch machen würde, ihn an die alte Sandsteinmauer zu quetschen, die in seinem Rücken lag. In heller Panik hatte er sich aufgerappelt und halb springend, halb kletternd versucht, sich über die Mauer zu retten. Und er hatte sie auch schon fast überwunden, als der Fahrer das Auto wütend gegen die Sandsteinblöcke gesetzt hatte und Mark durch den Aufprall auf der anderen Seite zu Boden geschleudert worden war.
    Mark erholte sich rasch und wischte den Regen aus seinen Augen, um zu sehen, wo er gelandet war. Seltsame dunkle Schatten erhoben sich gespenstisch aus dem Boden. Sie zeichneten sich für einen Augenblick vor dem schwarzen Himmel ab, als ein Blitz das Szenario taghell erleuchtete. Dann verschwanden sie wieder in der Dunkelheit. Furcht überwältigte ihn, als er erkannte, wo er war: auf einem Friedhof. Fieberhaft überlegte er sich seinen nächsten Schritt, während seine Augen angestrengt nach dem besten Fluchtweg fahndeten. Plötzlich hörte er, wie sein Verfolger begann, über die Mauer zu klettern. Was immer er als Nächstes tun wollte, er musste es schnell tun. Mark zwang sich aufzustehen und schlich tiefer in den Friedhof hinein. Doch auch dieser letzte panische Fluchtversuch endete schon bald, als er über nasses Gras schlidderte, im Schlamm ausrutschte und erneut zu Boden stürzte. Völlig erschöpft kroch er hinter einen großen, flachen Grabstein, lehnte sich mit dem Rücken gegen den glatten Schiefer und versuchte sich so gut wie möglich zu verstecken. In seiner Angst, entdeckt zu werden, bedeckte er sogar sein Gesicht mit den Händen. Mark hatte keine andere Wahl, er musste einfach an dieser Stelle sitzen bleiben und abwarten. Er hatte völlig die Orientierung verloren und war zu sehr außer Atem, um noch etwas anderes tun zu können. Die Furcht hatte ihn seines Verstandes beraubt, aber er wusste, dass es andere gab, für die sein Überleben wichtig war. Er musste sich retten, und sei es nur um ihretwillen.
    Er versuchte sich zu konzentrieren und seine Situation zu analysieren. Doch er konnte einfach nicht verstehen, warum alles schief gegangen war. Instinktiv faltete er zum ersten Mal in seinem Erwachsenenleben die Hände zum Gebet.
     
    Constable Jays Funkgerät knackte. »Zentrale an Sieben-Acht-Vier, over.«
    Er nestelte an dem Verschluss seines Regenmantels, um an das Gerät zu kommen.
    »Zentrale an Sieben-Acht-Vier, over«, tönte es erneut, diesmal klang die Stimme bereits etwas ungeduldiger.
    Jay ärgerte sich darüber. »Immer mit der Ruhe!«, dachte er. »Was wissen diese verdammten Bürohocker schon von den Bedingungen hier draußen!« Endlich bekam er das Funkgerät zu fassen. »Sieben-Acht-Vier an Zentrale. Was gibts? Over.«
    »Auf der Wache ist ein Mister Typhoo, der Sie sprechen möchte.«
    »Ja, okay. Ich bin gleich da.«
    Er wusste, was das zu bedeuten hatte: Der Tee dampfte bereits in der Kanne und die Karten lagen auf dem Tisch. Aber ein Gebäude hatte er noch zu kontrollieren, er musste sich beeilen.
     
    Es wurde allmählich spät, und Frances Purvis fing an, sich Sorgen zu machen. Sie sah wieder auf ihre Uhr. Der letzte Zug war längst abgefahren und der Bahnhof hatte sich in einen unheimlichen Ort verwandelt.
    Zwei Betrunkene waren gerade mit Plastiktüten voller Dosenbier an ihr vorbeigetorkelt. Sie hatten sich auf einem der Gepäckwagen niedergelassen und leerten nun rasch eine Dose nach der anderen aus ihrem Vorrat. Sie hatten zwar ein paar anzügliche Bemerkungen gemacht, Frances ansonsten jedoch in Ruhe gelassen. Aber sie wusste nicht, wie lange das noch gut gehen würde. Das war kein Ort, an dem sich ein Mädchen spätabends herumtreiben sollte. Sie fragte sich, ob sie vielleicht zu viel von Mark verlangt hatte. Er war nicht gerade der Hellste, aber seine Ergebenheit ihr gegenüber war rührend, und er war in der Stunde ihrer Verzweiflung zur Stelle
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