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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod
Autoren: Nigel McCrery
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gewesen. Wenn Bird oder einer seiner Schläger ihn in die Finger gekriegt hatte, war sie in Gefahr. Sie würde natürlich alles abstreiten und hoffen, dass Bird ihr glaubte. Nur noch fünf Minuten, dachte sie, dann musste sie nach Hause gehen und konnte nur beten, dass sie vor Bird dort eintraf. Sie hatte ihm vorgespielt, sie sei krank, um nicht mit in den Club fahren zu müssen. Sobald Bird aufgebrochen war, hatte sie ihre Tasche gepackt und ein Taxi zum Bahnhof genommen. Es war ihr logisch vorgekommen, sich dort zu treffen, aber jetzt, im Dunkeln mit den beiden Betrunkenen, die immer aufdringlicher wurden, war sie sich nicht mehr so sicher. Wo zum Teufel steckte Mark?
     
    Mark schaute zum Himmel auf, als wolle er sich vergewissern, dass sein Gebet erhört wurde. Da sah er plötzlich sie, wie sie auf ihn herunterblickte und lächelte. Ihr Gesicht war weiß und wunderschön und wurde einen Moment lang vom Mondlicht erhellt, das einen kleinen Spalt zwischen den schnell dahintreibenden Wolken gefunden hatte. Einen Arm hielt sie in seine Richtung ausgestreckt, während der andere gen Himmel wies, als käme von dort die Erlösung von seiner Qual. Mark war so verwirrt, dass er versuchte, nach ihrer kleinen weißen Marmorhand zu greifen. Doch im gleichen Augenblick schlug ihm ohne Vorwarnung etwas ins Gesicht. Der Aufprall war zwar nicht besonders heftig, doch er kam so unvorbereitet, dass Mark nach hinten fiel, zu Tode erschreckt aufschrie und mit den Armen wild um sich schlug, um den unsichtbaren Angreifer abzuwehren. Die Katze war zwischen den Füßen des Engels gewesen, unter dessen marmornem Totenhemd sie Schutz gesucht hatte. Das Unwetter hatte sie verängstigt und als sie Mark erspäht hatte, war sie auf der Suche nach menschlicher Wärme in seine ausgestreckten Arme gesprungen. Er sah auf die große schwarze Gestalt hinunter, die jetzt auf seinem Schoß lag und ihn mit grünen Augen anfunkelte. Eigentlich mochte Mark Katzen. Frances hatte zwei und er spielte immer mit ihnen, wenn er sie besuchte. Aber diese hier mochte er nicht, sie hätte ihn fast umgebracht. Er packte die Katze grob im Genick und schleuderte sie im hohen Bogen von sich fort.
    Sie landete ein paar Meter weiter, wackelig zwar, aber auf allen vieren, und verschwand mit langen Sätzen in der Dunkelheit des Friedhofs.
    Mark spitzte die Ohren, aber er konnte keine herannahenden Schritte ausmachen. Vielleicht hatte sein Verfolger den Schrei gehört, vielleicht hatte er die Suche aber auch aufgegeben und Mark war endlich in Sicherheit. Er erhob sich langsam und hielt vorsichtig, hinter den Grabstein geduckt, Ausschau, ob sich irgendwo etwas rührte.
    Die jähe Wucht des Schlages, der ihn von hinten traf, ließ ihn im nassen Gras und Schlamm des Friedhofs zusammenbrechen. Er verharrte einen Moment lang reglos, griff sich dann an den Hinterkopf und suchte nach der Quelle des Schmerzes, der durch seinen Nacken die Wirbelsäule hinunterfuhr. Weder wartete er auf den zweiten Schlag, noch drehte er sich um, um zu erfahren, wer ihn attackierte. Er hatte zu viel Angst vor dem Anblick, der sich ihm offenbaren könnte. Er fing an zu laufen, fast auf allen vieren, denn er musste immer wieder mit den Händen nachhelfen, wenn er auf der nassen Erde ausrutschte. In geduckter Haltung rannte er davon und hoffte, dass ihm die Grabsteine Deckung bieten könnten und sein Verfolger ihn verlieren würde. So schnell er konnte, lief er den Lichtern der Straßenlaternen entgegen, die das Dorf erleuchteten. Er wusste, dass er in Sicherheit wäre, wenn er dorthin gelangen könnte.
    Endlich erreichte er das Friedhofstor, das letzte Hindernis auf dem Weg in die Freiheit. Er packte den Griff und rüttelte heftig daran, aber die Torflügel klapperten nur laut aneinander und blieben fest verschlossen. Er hielt durch die Metallstäbe nach Hilfe Ausschau und da sah er ihn, seinen Retter, den Ritter in blauer Rüstung. Mark hätte nie für möglich gehalten, dass er sich einmal freuen würde, einen Polizisten zu sehen, aber jetzt war es so. Er lächelte vor Erleichterung, zwängte einen Arm durch das Tor und holte tief Luft, um ihn zu rufen.
     
    Constable Jay überquerte die Straße und ging auf das Postamt zu. Er zog seine Taschenlampe heraus und leuchtete durch das Fenster in den Geschäftsraum. Alles schien in Ordnung zu sein, im Inneren war nichts umgekippt oder zerbrochen und die Scheiben waren alle intakt. Er ging zum Eingang hinüber und rüttelte an der Türklinke. Die Tür war
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