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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
Autoren: Dan Ariely
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beziehungsweise ob sie ihr Bier mehr oder eher weniger genossen.
     
    In diesem Buch habe ich Experimente beschrieben, von denen ich hoffte, sie würden überraschende und erhellende Ergebnisse bringen. Wenn dies eintrat, dann im Großen und Ganzen deshalb, weil sie der allgemeinen Annahme zuwiderliefen, dass wir im Grunde alle rational handeln. Immer wieder habe ich Beispiele geschildert, die Shakespeares Darstellung unserer Gattung im Hamlet widerlegen: »Welch ein Meisterwerk ist der Mensch!« Wir sind nicht »edel durch Vernunft« noch »unbegrenzt an Fähigkeiten« und »im Begreifen« ziemlich schwach. (Ich glaube, ehrlich gesagt, dass Shakespeare das sehr gut wusste und das, was er Hamlet an dieser Stelle sagen lässt, nicht der Ironie entbehrt.)
    In diesem letzten Kapitel werde ich ein Experiment vorstellen, das ein weiteres Beispiel für unsere vorhersehbare Irrationalität ist. Anschließend werde ich die gängige Sicht der konventionellen Ökonomen auf das menschliche Verhalten weiter ausführen, es mit der Verhaltensökonomik kontrastieren und einige Schlüsse ziehen. Beginnen wir mit dem Experiment.
     
    Um zum Boden des brodelnden Fasses mit Fragen vorzudringen, die wir uns in der Carolina Brewery ausgedacht hatten, beschlossen Jonathan und ich, uns kopfüber hineinzustürzen – metaphorisch natürlich. Zunächst baten wir den Geschäftsführer, den Gästen kostenlos Bier auszuschenken – das wir selbstverständlich bezahlen würden. (Können Sie sich vorstellen, wie schwer es später war, die Buchhaltung des MIT davon zu überzeugen, eine Rechnung über 1400 Dollar als Forschungsspesen zu akzeptieren?) Der Geschäftsführer willigtegern ein. Schließlich würde er mit uns guten Umsatz machen, und die Freibiere würden bei den Gästen den Wunsch verstärken, wiederzukommen.
    Als er uns unsere Kellnerschürzen gab, nannte er uns seine einzige Bedingung: Wir mussten die Bestellungen innerhalb einer Minute aufnehmen, nachdem die Leute sich hingesetzt hatten. Wenn wir es in dieser Zeit nicht schafften, sollten wir den normalen Kellnern Bescheid geben, die die Aufgabe dann für uns übernehmen würden. Das war nur vernünftig. Der Geschäftsführer wusste nicht, wie effizient wir als Kellner arbeiten würden, und er wollte nicht, dass die Gäste zu lange warten mussten. Schließlich nahmen wir unsere Arbeit auf.
    Kaum dass eine Gruppe Platz genommen hatte, ging ich zu ihrem Tisch. Anscheinend handelte es sich um zwei Studentenpärchen in unteren Semestern. Die beiden jungen Männer trugen vermutlich ihre besten Hosen, und die jungen Damen waren so stark geschminkt, dass Elizabeth Taylor im Vergleich dazu natürlich gewirkt hätte. Ich begrüßte sie, bot ihnen das Freibier an und beschrieb die vier Sorten:
     
    Coppeline Amber Ale: ein mittelstarkes Red Ale mit einem ausgewogenen Hopfen-Malz-Geschmack und der traditionellen Fruchtigkeit.
    Franklin Street Lager: ein blondes Lagerbier nach Pilsart mit einem weichen Malzgeschmack und einem frischen hopfigen Abgang.
    India Pale Ale: ein stark hopfiges, kräftiges Bier, das ursprünglich gebraut wurde, weil es die lange Seereise von England um das Kap der Guten Hoffnung nach Indien unbeschadet überstand. Trocken hopfiger Antrunk von Cascade-Hopfen mit einem duftig blumigen Abgang.
    SummerWheat Ale: ein Ale im bayerischen Stil mit 50 Prozent Weizen; ein leichtes, spritziges, erfrischendes Sommergetränk. Sanft hopfig mit einzigartigem Aroma, das mit einem Anflug von genuin deutscher Hefegärung an Banane und Nelke denken lässt.
     
    Welches würden Sie wählen?
     
    Coppeline Amber Ale
    Franklin Street Lager
    India Pale Ale
    Summer Wheat Ale
     
    Nachdem wir die Biere beschrieben hatten, fragte ich den blonden jungen Mann, welches er wünsche, und er bestellte das India Pale Ale. Als Nächste kam die junge Dame mit der raffinierteren Frisur an die Reihe; sie entschied sich für ein Franklin Street Lager. Die andere nahm das Copperline Amber Ale, und ihr Freund schließlich das Summer Wheat Ale. Ich beeilte mich, mit dem Bestellzettel zum Tresen zu kommen, wo Bob, der hochgewachsene, stattliche Barmann – ein Informatikstudent im höheren Semester – mich lächelnd erwartete. Da er wusste, dass wir es eilig hatten, zog er meine Bestellung allen anderen vor. Anschließend trug ich das Tablett mit den vier kleinen Probebieren zu dem Tisch mit den zwei Pärchen und stellte die Gläser vor sie hin.
    Dazu reichte ich jedem einen kurzen Fragebogen, der auf dem
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