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Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Denken hilft zwar, nutzt aber nichts

Titel: Denken hilft zwar, nutzt aber nichts
Autoren: Dan Ariely
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einem Schatten unterlegt ist, so dass sie wie dreidimensional wirkt. Und kein anderer als George Washington ist darauf abgebildet, der, wie wir alle wissen, niemals gelogen hätte. Auf der Rückseite wird es noch ernster: »Wir vertrauen auf Gott« heißt es dort. Und dann ist da diese seltsame Pyramide mit dem starr blickenden Auge! Es sieht uns direkt an! Und neben all dieser Symbolik könnte die Heiligkeit des Geldes noch durch die Tatsache gestützt werden, dass es sich um eine eindeutige Tauscheinheit handelt. Man kann wohl kaum sagen, zehn Cent seien nicht zehn Cent oder ein Dollar nicht ein Dollar.
    Ganz anders hingegen der Spielraum bei Transaktionen, die nicht direkt mit Geld abgewickelt werden. Es gibt immereine Interpretation, die uns gut in den Kram passt. Egal, ob wir einen Bleistift aus der Arbeit stibitzen oder eine Cola aus dem Gemeinschaftskühlschrank nehmen – oder gar unsere Aktienoptionen rückdatieren –; wir werden immer eine Erklärung dafür finden. Wir können betrügen, ohne uns als Betrüger zu fühlen. Wir können etwas stehlen, während sich unser Gewissen offenbar im Tiefschlaf befindet.
    Wie können wir das ändern? Wir könnten zum Beispiel jeden Gegenstand im Büroschrank mit einem Preisetikett versehen, bei Aktiengeschäften und Aktienoptionen eine Sprache verwenden, die klar und deutlich ihren Geldwert zu erkennen gibt. Im Allgemeinen aber müssen wir uns der Beziehung zwischen nicht monetärer Währung und unserer Neigung zum Betrug bewusst werden. Wir müssen erkennen, dass dort, wo es indirekt um Geld geht, unsere Bereitschaft zum Betrug größer ist, als wir ahnen. Dies müssen wir uns unbedingt klar und deutlich vor Augen führen, als Einzelne und als Gesellschaft – und zwar bald.
    Warum? Einmal, weil die Tage des Bargelds gezählt sind. Bargeld ist ein Hemmschuh für die Profite der Banken. Und dann, weil das elektronische Zahlungssystem ausgesprochen profitabel ist. In den Vereinigten Staaten stiegen die Profite aus Kreditkarten von neun Milliarden Dollar im Jahr 1996 auf den Rekord von 27 Milliarden Dollar im Jahr 2004. Experten des Bankwesens zufolge wird es im Jahr 2010 neue elektronische Transaktionen in Höhe von 50 Milliarden Dollar geben; das ist etwa das Doppelte der Umsätze von Visa und MasterCard im Jahr 2004 zusammengenommen. 23 Daher lautet die Frage, wie wir unsere Neigung zum Betrug unter Kontrolle bekommen, wo wir doch offensichtlich nur durch den Anblick von Geld zur Vernunft gebracht werden können – und was zu tun ist, da dieses im Schwinden begriffen ist.
    Willie Sutton sagte einmal, er habe Banken ausgeraubt, weil dort das Geld sei. Nach dieser Logik würde er heute womöglich das Kleingedruckte für ein Kreditkartenunternehmen schreiben oder für eine Fluggesellschaft die angeblich ausgebuchten Termine anstreichen. Dort ist zwar nicht die bare Münze, aber sicher das große Geld.

DREIZEHN
Bier und kostenlose Ratschläge
     
    Was ist Verhaltensökonomik, und wo kann man risikolose Gewinne machen?
     
    Die Carolina Brewery ist ein hippes Lokal in der Franklin Street, der Hauptstraße vor der University of North Carolina in Chapel Hill. In der hübschen Straße mit den Backsteinhäusern und den alten Bäumen gibt es zahlreiche Restaurants, Bars und Cafés – mehr, als man in einer Kleinstadt erwartet.
    Die Carolina Brewery ist ein altes Gebäude mit hohen Decken und nackten Balken und ein paar großen Sudkesseln, das einen netten Abend verheißt. Im ganzen Raum stehen verstreut halb separierte Tische. Es ist eines der Lieblingslokale von Studenten, aber auch von älteren Leuten, die das gute Bier und das leckere Essen zu schätzen wissen.
    Kurz nachdem ich meine Stelle am MIT angetreten hatte, dachten Jonathan Levav (Professor an der Columbia University) und ich uns Fragen aus, die wir in einer solch angenehmen Kneipe stellen könnten. Wir kamen auf folgende: Beeinflussen die nacheinander folgenden Bestellungen die Auswahl, die die Leute an einem Tisch letztlich treffen? Anders ausgedrückt: Lassen sich die Gäste von der Wahl der anderen am Tisch beeinflussen? Zweitens: Wenn das der Fall ist, zeigt sich dann eher eine Konformität oder eine Nichtkonformität? Mit anderen Worten: Würden die Gäste an einem Tisch absichtlich andere Biersorten bestellen als die anderen oder eher dieselben? Schließlich wollten wir noch herausfinden, ob sich die Leute,die sich von der Wahl der anderen beeinflussen ließen, dann besser oder schlechter fühlten
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