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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt
Autoren: Catherine Coulter
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dass Michael mal Priester wird, hat ihr Leben lang dafür gebetet, jedenfalls hat sie das immer gesagt. Das hätte sie zerstört, weißt du? Ihre Seele hätte es zerstört.«
    »Ja, ich weiß, Dane. Wann hast du zuletzt mit ihm geredet?«
    »Vorgestern Abend. Er - er war so happy, weil er einen Halbstarken beim Sprayen an die Kirchenmauer erwischt hat. Hat gemeint, er würde aus dem Jungen einen ordentlichen
    Katholiken machen, dann würde er das nie wieder tun, weil er die Schuldgefühle nicht ertragen könnte.« Der Hauch eines Lächelns huschte über Danes bleiche Züge, dann schwieg er wieder.
    »Hattest du das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt?«
    Dane schüttelte den Kopf, runzelte dann jedoch die Stirn. »Ich würde sagen, nein, mein Bruder war fast immer gut drauf, sogar als ihm mal ein Journalist einen unsittlichen Antrag machte.«
    »Ein Journalist? Ein Mann?«
    »Genau, ein Mann.«
    Savich lächelte nur.
    »Ist ihm nicht das erste Mal passiert, aber meistens kamen die Anträge doch von Frauen. Aber Michael ist immer freundlich geblieben, egal, ob es nun eine Frau oder ein Mann war, der sich an ihn ranmachte.« Dane verfiel in Schweigen.
    »Jetzt, wo du so darüber nachdenkst, war wohl doch was?«
    »Na ja, ich bin nicht sicher. Er sagte neulich was von wegen, er käme sich so hilflos vor und dass er das hasst. Sagte, er würde was dagegen unternehmen.«
    »Hast du eine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte?«
    »Nein, mehr hat er dazu nicht gesagt. Vielleicht war’s eine besonders abscheuliche Beichte oder vielleicht ein Schäfchen, dem er nicht helfen konnte. Aber das war überhaupt nichts Ungewöhnliches. Michael hat über die Jahre mit jeder Menge Problemfällen und Irren zu tun gehabt.« Dane machte abermals eine Faust. »Vielleicht war da ja was, vielleicht hat ihm ja irgendwas Angst eingejagt, ich weiß nicht. Ich hätte ihn zurückrufen, hätte nachhaken sollen, als er nichts weiter sagte. Wieso, zum Teufel, hab ich das nicht getan?«
    »Jetzt halt aber mal die Luft an, Dane. Mit unnötigen Schuldgefühlen kleisterst du dir bloß das Gehirn zu.«
    »Du hast leicht reden. Du bist nicht katholisch so wie ich. Unsereinem werden die Schuldgefühle schon in die Wiege gelegt.«
    Ein schwacher Witz; das war immerhin ein Anfang. Savich sagte: »Nichts davon war deine Schuld. Du musst rauskriegen, wer ihn getötet hat. Schuld daran ist nur dieses Schwein, dieser Killer, und sonst niemand , hörst du? Also, ich werde Millie veranlassen, dir ein Flugticket zu reservieren. Ach ja, wie hieß der Inspektor, der den Fall bearbeitet, noch mal?«
    »Vincent Delion. Wie gesagt, er hat mich kurz vor Eloise angerufen und gemeint, er wüsste, dass ich beim FBI bin und wahrscheinlich alles über den Fall erfahren will. Viel hatten sie noch nicht. Er war sofort tot, Kopfschuss, mitten durch die Stirn. Sieht aus wie einer von diesen unschuldigen roten Punkten, die gläubige Hindus auf der Stirn tragen, weißt du?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Aber am Hinterkopf war’s nicht bloß ein kleiner Punkt. Gott, nein, am Hinterkopf nicht.« Seine Augen wurden glasig.
    Savich wusste genau, dass er nicht zulassen durfte, dass Dane sich diese Dinge allzu genau ausmalte, die schreckliche Wunde, die eine austretende Kugel am Kopf zurücklässt. Das würde ihn nur noch tiefer in die Verzweiflung stürzen. Deshalb sagte er langsam und deutlich, wobei er auch gestikulierte, um den Augenkontakt zu erzwingen: »Ich nehme nicht an, dass der Killer seine Waffe am Tatort zurückgelassen hat?«
    Dane schüttelte den Kopf. »Nein. Die Autopsie findet heute statt.«
    Savich sagte: »Ich kenne Chief Kreider. War letztes Jahr hier und hat vor dem Kongress von den neuen Ansätzen der Stadt San Francisco bei der Bekämpfung von rassistisch motivierten Straftaten erzählt. Hab mich unten auf dem Schießstand in Quantico mit ihm getroffen. Der Mann ist ein ausgezeichneter Weitschütze. Und mein Schwiegervater ist Bundesrichter in San Francisco. Kennt ’ne Menge Leute. Was kann ich also tun, um dir zu helfen?«
    Dane sagte gar nichts. Savich merkte, dass er immer noch unter Schock stand und das soeben Gesagte wahrscheinlich gar nicht richtig mitbekommen hatte. Aber das würde sich sicher bald ändern. Das Gute war, dass Dane ein ausgebildeter Polizist war, was hieß, dass ihm sein Training und seine geschärften Instinkte bald helfen würden, mit dieser Sache fertig zu werden. Er sagte: »Egal. Ich will dir was sagen: Du fliegst jetzt umgehend
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