Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Sie haben mich letzte Nacht wegen meines Bruders angerufen.«
    »Ach ja, richtig.« Er erhob sich und schüttelte Dane die Hand. »Mein Name ist Vincent Delion.« Er setzte sich wieder und bedeutete Dane, es ihm gleichzutun. »Also, das mit Ihrem Bruder tut mir aufrichtig Leid. Ich hab Sie angerufen, weil ich mir dachte, Sie wollten sicher Bescheid wissen. «
    Dass sich die beiden Carver-Brüder sehr nahe gestanden hatten, wusste Delion bereits von Carvers Schwester, Eloise DeMarks. Und Delion war nicht blind. Dem Mann ging’s richtig dreckig, und er war überdies vom FBI. Alle FBI-Agenten, denen Delion im Laufe seines Berufslebens über den Weg gelaufen war, schienen eiskalte Ärsche gewesen zu sein. Die wollten einem immer nur mit ihren schicken Anzügen ans Leder. Obwohl, er war natürlich noch nie einem von den Typen in einer derartigen Situation begegnet. Wenn einer aus der Familie umgebracht wurde - das war schon ein hartes Stück, das war etwas, das einen traf wie der Blitz aus heiterem Himmel, dagegen konnte man nichts machen. Es war so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren konnte.
    Dane sagte mit ruhiger, sonorer Stimme - einer Super-Verhörstimme, wie Delion fand: »Ja, ich muss mich dafür bei Ihnen bedanken. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie haben.«
    »Tut mir schrecklich Leid, aber ich fürchte, wir müssen als Erstes rüber in die Leichenhalle, um Ihren Bruder zu identifizieren. Nicht, dass es irgendwelche Zweifel gibt, aber es ist nun mal Vorschrift, Sie kennen das ja. Oder vielleicht auch nicht. Waren Sie früher mal bei der Polizei?«
    Dane schüttelte den Kopf. »Ich wollte von Anfang an zum FBI. Aber wie’s läuft, weiß ich trotzdem.«
    »Ja, so ist das meistens. Ich persönlich wollte immer nur ein ganz normaler Cop werden. Also gut, Dr. Boyd hat heute Vormittag die Autopsie gemacht, und ich war dabei. Wie ich Ihnen schon gestern Nacht sagte, ist Ihr Bruder sofort tot gewesen. Das hat Boyd ebenfalls bestätigt, falls Ihnen das ein Trost sein sollte. Ich habe mit Ihrer Schwester gesprochen. Sie wollte gleich heute raufkommen, aber ich hab ihr gesagt, Sie würden kommen und sich um alles kümmern und dass Sie sie auf dem Laufenden halten. Ich müsste sie erst in ein, zwei Tagen sprechen. Flab mir gedacht, dass Sie das lieber selber regeln.«
    »Ja. Ich habe mit Eloise gesprochen. Ich werde sie heute Abend noch mal anrufen. Und jetzt zur Tatwaffe -«
    »Keine Spur von der Tatwaffe, weder am Tatort, noch sonst wo in der Kirche. Auch nicht in einem Radius von zwei Blocks um die Kirche herum. Aber die Spurensicherung hat eine Zweiundzwanziger-Kaliber-Kugel aus der Betonwand hinter dem Beichtstuhl geholt. Die Kugel hat den Kopf Ihres Bruders durchschlagen, dann die Wand des Beichtstuhls und ist etwa zwei Meter dahinter in der Wand stecken geblieben, nicht sehr tief, bloß ein paar Millimeter, und die Kugel ist noch in einem ziemlich guten Zustand. Unser Mann von der Ballistik, Zopp - ja, ja, so heißt er wirklich, Edward Zopp -, hat sich gleich darüber hergemacht. Die Sache ist die, wissen Sie, Ihr Bruder war ein Priester und noch dazu äußerst aktiv und beliebt in der Gemeinde, also hat dieser Fall absolute Priorität vor allen anderen. Die Kugel war noch so intakt, dass sie sich gut vermessen und wiegen ließ. Zopp war richtig happy. Normalerweise sieht’s anders aus. Zopp meint, er hätte die Rillen gezählt und den ganzen Schmus und ist, und nun stellen Sie sich das vor, darauf gekommen, dass es wahrscheinlich eine JC-Higgins, ein Achtziger-Modell, oder eine Hi-Standard, Modell 101 sein muss - beides würde passen.«
    »Aber das sind ziemlich antiquierte Waffen. Keine davon wird heute noch hergestellt, obwohl sie noch überall zu haben sind. Es sind billige Waffen, jeder kann sie sich leisten.«
    »Das ist richtig. Zopp meint, das wäre komisch, aber genau so eine Waffe scheint auch der Zodiac-Killer Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger benutzt zu haben. Ist das nicht der Hammer? Ich weiß noch, dass man den Kerl nie gekriegt hat.«
    »Sie glauben, es könnte da ein Zusammenhang bestehen?«
    Delion schüttelte den Glatzkopf. »Nein. Wir fragen uns nur, ob unser Kandidat möglicherweise ein Bewunderer des Zodiac-Killers ist. Ist vielleicht ziemlich weit hergeholt, aber wir werden sehen. Jedenfalls haben wir ’ne Kugel, und wenn wir die dazu passende Knarre finden, haben wir einen Fall für den Staatsanwalt.«
    Dane lehnte sich zurück und betrachtete seine Schuhspitzen. Er hasste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher