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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt
Autoren: Catherine Coulter
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nach San Francisco und redest mit Delion. Finde heraus, was die haben und was sie zu unternehmen gedenken. Vielleicht kann dir ja auch unser dortiges Büro behilflich sein. Kennst du Bert Cartwright, Special Agent Commissioner in San Francisco?«
    »Allerdings«, sagte Dane mit einer Stimme, die nicht wirklich ausdruckslos war. »Ja, ich kenne ihn.«
    Seine Miene hatte einen feindseligen Ausdruck angenommen. Zumindest wurde dadurch sein Kummer ein wenig in den Hintergrund gedrängt. »Tja, ich sehe schon, dass er nicht gerade ein guter Freund von dir ist«, meinte Savich gedehnt.
    »Ganz bestimmt nicht. Ich will nichts mit ihm zu tun haben.«
    »Wieso nicht? Was ist denn zwischen euch beiden vorgefallen?«
    Dane schüttelte abwehrend den Kopf. »Nicht weiter wichtig.«
    »Also gut, dann geh jetzt nach Hause und pack ein paar Sachen zusammen. Wie ich schon sagte, ich werde Millie bitten, sich um alles zu kümmern. Möchtest du in der Stadt übernachten oder lieber bei deiner Schwester?«
    »Ich nehme mir ein Zimmer in der Stadt. Aber nicht im Pfarrhaus, dort ganz bestimmt nicht.«
    »Also gut, dann eben in einem Hotel in der Innenstadt. Aber mach dich auf was Einfaches gefasst, mehr springt beim FBI nicht raus. Und ruf mich an, wenn ich irgendwas tun kann.«
    »Ja, danke, Savich. Was meine Fälle betrifft -«
    »Ich sorge dafür, dass sie auf die anderen verteilt werden. Und jetzt geh.«
    Die beiden Männer gaben einander die Hände. Savich beobachtete durch die Glasscheibe seines kleinen Büros, wie Dane sich zwischen den neun mit Computern bestückten Arbeitsinseln des Großraumbüros, von denen im Moment allerdings erst sechs besetzt waren, zum Ausgang hindurchschlängelte. Seine Frau, Spezialagentin Lacey Sherlock Savich, war gerade in einem Meeting mit Jerry Hollister, oben im dritten Stock bei der DNA-Analyse, wo sie die DNA-Probe eines Vergewaltigungs- und Mordopfers mit der DNA-Probe des Hauptverdächtigen verglichen. Wenn die Proben übereinstimmten, war dem Typen der Stuhl so gut wie sicher.
    Ollie Hamish, sein Stellvertreter, befand sich derzeit in Wisconsin, um zusammen mit der örtlichen Polizei eine besonders abscheuliche Mordserie aufzuklären, die mit einem lokalen Radiosender, der ausschließlich Golden Oldies spielte, in Zusammenhang stand. Na, so was, hatte Ollie gemeint und war, »Maxwell’s Silver Hammer« summend, abgerauscht.
    Savich hasste diese Irren. Unaufgeklärten Irrsinn sogar noch mehr. Es erstaunte und entsetze ihn immer wieder, wozu der menschliche Verstand fähig war. Und jetzt auch noch Dans Bruder, ein Priester.
    Er wählte Millies Durchwahl und bat sie, alles Nötige für den Flug zu veranlassen. Dann ging er hinüber zu seinem elektrischen Wasserkocher, um sich eine Tasse starken Earl Grey zu machen. Er goss sich den Tee in einen großen FBI-Becher und ging dann zurück zu MAX, seinem Wunderlaptop, um ihn hochzufahren.
    Als Erstes schickte er eine E-Mail an Chief Dexter Kreiden
    San Francisco
    Später an diesem Montag, um halb vier Uhr nachmittags San-Francisco-Zeit, nach einem gut fünfstündigen Flug von Küste zu Küste, eilte Dane Carver durchs Großraumbüro der Mordkommission zu Inspektor Delions übervollem Schreibtisch. Dort blieb er einen Moment stehen und studierte sein Gegenüber. Der ältere Mann mit dem schimmernden Glatzkopf und dem dicken Fahrradlenkerschnurrbart saß über seine Computertastatur gebeugt und tippte wie ein Wilder vor sich hin. Dane setzte sich wortlos auf den Stuhl neben seinem Schreibtisch und beobachtete den Mann. Es war hier wie in jedem anderen Polizeirevier, das er kannte. Polizisten mit aufgerollten Hemdsärmeln, gelockerter Krawatte, das Jackett lässig über die Stuhllehne gehängt, daneben ein Festgenommener hispanischer Herkunft in Handschellen, der sich im Pöbeln versuchte, dazwischen der eine oder andere Anwalt im schicken Zweireiher, eifrig bemüht, einschüchternd zu wirken - alles ganz normal für einen Montagmorgen. Auf der zerkratzten Anrichte der winzigen Küchennische lag eine schon reichlich dezimierte Schachtel Donuts, daneben stand ein Kaffeeautomat, der aussah, als hätte er seine Blütezeit in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts erlebt. Überall lagen haufenweise Papierbecher und Zuckertütchen herum, dazwischen auch ein halb voller Karton Milch, den Dane nicht einmal mit der Kneifzange angefasst hätte.
    »Und wer, zum Teufel, sind Sie?«
    Dane erhob sich und streckte dem Mann seine Hand hin. »Ich bin Dane Carver.
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