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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt
Autoren: Catherine Coulter
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wenn dieser Charme auch vielleicht eine Idee kalkulierter wirkte. Es war offensichtlich, dass ihr Bruder ihr bisher weder von dem Brief noch von dem Tagebuch berichtet hatte.
    Albia Rothman kamen die Tränen, als sie Nick erblickte. Sie umarmte sie stürmisch und versicherte ihr immer wieder, wie schrecklich besorgt sie um sie gewesen wären und wie entsetzt sie wären, dass Nick John solch schlimme Dinge zutraute.
    »Meine Liebe, ich kann dir gar nicht sagen, welch schreckliche Sorgen wir uns um dich gemacht haben. Wir haben endlos darüber geredet, aber nichts schien einen Sinn zu ergeben. Dann warst du auf einmal im Fernsehen mit diesem Mann hier - diesem FBI-Agenten -, und du warst Augenzeugin in diesem Scriptmörder-Fall. Wie konnte das passieren? Wir hörten, der Mörder habe Selbstmord begangen. Das muss ja alles furchtbar für dich gewesen sein, Nicola.«
    »Ja, das war es, Albia«, bestätigte Nick.
    Nicks Stimme war sanft, fast melodiös. Dane sah, dass sie heute nichts von den Sachen trug, die er für sie gekauft hatte. Sie und Sherlock waren ins Saks an der Michigan Avenue einkaufen gegangen, richtig teure und gute Kleidung, und in Danes Augen sahen die beiden Frauen wunderschön aus. Nick trug ein kurzes, aber dem Anlass entsprechend konservatives, schwarzes Kleid, das ihre schönen langen Beine vorteilhaft zur Geltung brachte. Sie sah aus, als gehörte sie in diese Umgebung, eine Feststellung, die er schon einmal gemacht hatte, als sie im Büro des Senators waren. Ja, er konnte sich vorstellen, dass sie eine gute Senatorengattin abgäbe. Bei dem Gedanken wurde ihm regelrecht übel. Als er sie so ansah, wurde ihm klar, dass er sie nie kennen gelernt hätte, wenn Michael nicht umgekommen wäre.
    Sie waren gerade bei einem kunstvoll angerichteten Cesar’s Salad mit glasierten Pecannüssen und Croutons, als Nick sagte: »Albia, hast du mir diesen Brief geschickt? Den Brief, den angeblich Cleo geschrieben haben soll?«
    Albia Rothman zog eine Braue hoch. In diesem Moment sah sie ihrem Bruder verblüffend ähnlich. Ihre Stirn runzelte sich ein wenig, und sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß nichts von einem Brief. Welchen Brief meinst du?«
    Nick sagte: »John hat nichts von dem Brief erzählt? Von Cleos Brief, in dem sie mich warnte, er wolle mich umbringen, dass er auch versucht hätte, sie umzubringen, und deshalb sei sie damals fortgegangen.«
    »Himmel, was für eine absurde Idee. Ein Brief von Cleo? Was für eine Anmaßung. John und Cleo umbringen? Dich umbringen? Das ist doch absurd. John, was soll das?«
    Senator Rothman zuckte lediglich mit den Schultern und pickte, ohne dabei jemanden anzusehen, konzentriert eine Pecannuss aus seinem Salat. »Da musst du schon die Herren vom FBI fragen. Ich weiß von nichts.«
    »Ihnen ist doch hoffentlich klar«, sagte Albia zu den Versammelten, »wie absurd, wie absolut lächerlich das ist. John ist ein gütiger, intelligenter, ein bewundernswerter Mann, ein Mann, der Gutes in diesem Land bewirken wird.«
    Dane sagte: »Mrs. Rothman, wollen wir doch noch einmal auf die Frage zurückkommen, ob Sie diejenige waren, die Nick diesen Brief geschrieben hat.«
    »Das bedeutet, du wolltest mich warnen, Albia«, sagte Nick. »Du wolltest mir helfen. Oder wolltest du mich loswerden?«
    »Iss deinen Salat, Nicola. Ich bin nicht hier, um über einen solchen Nonsens zu diskutieren.«
    Savich sagte: »Wir brauchen Ihre Hilfe, Mrs. Rothman.«
    Albia sagte, während sie sorgfältig ihre Salatgabel beiseite legte: »Falls deine Freunde - diese FBI-Beamten hier -, dich zu einem solchen Verhalten gedrängt haben, Nicola, dann höre ich persönlich mir das nicht länger an.« Sie erhob sich und sagte zu ihrem Bruder: »John, ich gehe. Ich habe nicht die Absicht, ruhig hier zu sitzen und zu essen, während dir diese Leute vorwerfen, Frauen zu ermorden. Wenn ich du wäre, würde ich Rockland einschalten. Und vielleicht solltest du in Betracht ziehen, diese Leute zum Gehen aufzufordern. Nicola, ich bin sehr enttäuscht von dir.«
    Und sie verließ hoch erhobenen Hauptes das Esszimmer.
    John Rothman sagte nichts, bis sie hörten, wie von ferne leise die Haustür ins Schloss fiel. »Nun, was immer Sie auch damit bezweckt haben, es war entwürdigend. Einen guten Abend Ihnen allen.«
    Senator Rothman erhob sich, warf seine Serviette auf seinen kaum angetasteten Salat und verließ gemessenen Schritts das Zimmer.
    Sie saßen da und starrten sich an, als abermals leise die Haustür ins
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