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Denen man nicht vergibt

Titel: Denen man nicht vergibt
Autoren: Catherine Coulter
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wo sie nachsehen wollte. Nicht im Schreibtisch. Eines Tages war sie reingekommen und hatte gesehen, wie er vor dem Getränkewagen kniete und einen Papierstapel in einer kleinen Öffnung am Boden des Wagens verschwinden ließ. Sie ging direkt darauf zu.
    »Hallo, Nicola. Es überrascht mich sehr, dich zu sehen. Hier, im Feindeslager.«
    Nick stolperte fast, so erschrocken war sie. Sie wirbelte herum und sah Albia Rothman vor der riesigen Fensterfront stehen. Sie trug eines ihrer schicken Bürokostüme, ein anthrazitgraues Wollkostüm mit einer weichen weißen Seidenbluse. Sie wirkte elegant, reich und einschüchternd.
    »Albia! Mein Gott, hast du mich vielleicht erschreckt. Was machst du hier?«
    »Lautet die Frage nicht eher, was du hier machst, Nicola? Ich selbst bin sehr oft hier, aber du? Du bist weggegangen, ohne John auch nur ein Wort zu sagen, bist einfach verschwunden. Und jetzt bist du wieder da und willst ihn ans Kreuz nageln. Er ist ein guter Mann, und dieses Land braucht ihn. Er ist ein Visionär, ein Mann mit Ideen, und da kommst du daher und willst ihn ruinieren. Das werde ich nicht zulassen, Nicola. O nein.«
    »Niemand will John ans Kreuz nageln«, sagte Nick zu der Frau, die Savich, Sherlock und Dane für eine Mörderin hielten. Sie hatte nur deshalb keine Angst, weil sie wusste, dass sie nicht allein war, nicht wirklich, jedenfalls. Sherlock war draußen, dazu ein Dutzend anderer Leute. Sie bräuchte nur zu schreien, und sie kämen angerannt. Kein Grund, sich vor Albia zu fürchten. Sie konnte es mit Albia aufnehmen, Albia, mit ihren Zehn-Zentimeter-Pumps und dem engen Rock. Sie hätte zwar nicht viel Raum zum Manövrieren, aber sie war besser in Form als Albia.
    Das Wichtigste jedoch war Sherlock; Sherlock war ihre beste Waffe. Sie sagte: »Aber jetzt, wo man Cleos Leiche gefunden und festgestellt hat, dass ihr der Hinterkopf eingeschlagen wurde - natürlich kommen da Fragen auf. Cleo war Johns Frau, das lässt sich nun mal nicht ändern. Die Leute denken, dass John davon gewusst haben muss. Manche denken sogar, er hätte Cleo umgebracht, Albia.«
    »Wie bist du hier reingekommen, ohne von der Presse belästigt zu werden?«
    »Ich bin durch den Lieferanteneingang gekommen. Es war ziemlich knapp, aber ich hatte Glück. Der Reporter, der dort Stellung bezogen hatte, hat kurz Pause gemacht. Ich habe ihn in den Imbiss auf der anderen Straßenseite gehen sehen. Den Eingang kenne ich schon lange; John hat ihn mir gezeigt.« Tatsächlich waren sie und Sherlock durch den Lieferanteneingang gekommen, aber Nick wollte Albia noch nichts von Sherlock verraten. Sie wollte, dass Albia sich sicher fühlte, dass sie das Gefühl hatte, alles unter Kontrolle zu haben. Vielleicht ließ sie sich dann ja zu irgendwelchen Geständnissen hinreißen.
    Albia sagte mit einem Zucken ihrer eleganten Schultern: »Richtige Aasgeier, nicht? Aber warum hat Mrs. Mazer dich hier hereingelassen?«
    »Ich sagte ihr, ich müsse John sprechen. Sie schlug vor, hier drin zu warten, da er bald kommen würde. Ich habe schon oft hier in seinem Büro auf ihn gewartet. Ich hätte gedacht, sie würde mir sagen, dass du auch hier bist, aber das hat sie nicht.«
    »Nein, und der Grund dafür ist«, sagte Albia und trat einen Schritt auf Nick zu, »dass sie gar nicht weiß, dass ich hier bin.«
    Nick zwang sich, nicht zurückzuweichen. »Wie bist du reingekommen?«
    Albia lächelte süffisant und winkte anmutig ab. »Als John vor etwa zehn Jahren dieses Gebäude mietete, ließ er sich vom Architekten einen privaten Zugang zu seinem Büro bauen. Die meisten Leute in seiner Position verfügen über solche privaten Zugänge, die vor allem in Situationen wie diesen sehr nützlich sind. Ich frage mich, warum John dir nichts von diesem Zugang erzählt hat? Ich frage mich - nun ja, vielleicht hat er dir im Grunde doch nicht vertraut, Nicola. Vielleicht hat er wirklich geglaubt, du würdest mit Elliott Benson schlafen. Du weißt natürlich, dass Elliott immer schon jede Frau haben wollte, die John hatte und, wie ich hinzufügen möchte, auch umgekehrt. Dieser Konkurrenzkampf herrscht nun schon seit High-School-Zeiten zwischen ihnen. Und sie tun immer noch so, als wären sie wer weiß wie gute Freunde. Wusstest du, dass Elliott in Melissa verliebt war, das Mädchen, mit dem John verlobt war? Und sie wollte beide, das dumme Ding. Hat mit beiden geschlafen, bis sie bei diesem tragischen Autounfall ums Leben kam. Das war schrecklich für meinen armen
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