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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman
Autoren: Sasha Wagstaff
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vermisste Claudette sehr. Sie waren erst seit sieben Monaten zusammen,
aber es war eine sehr intensive Beziehung, und diese kurze Zeit erschien beiden wie ein ganzes Leben. Sie hatten sich zufällig auf einer Party kennen gelernt und waren seitdem unzertrennlich. Es war leidenschaftlich und aufregend und überwältigend – und niemand war darüber überraschter als Will, als er Claudette vor zwei Monaten einen Heiratsantrag machte. Sie hatten wirklich so viel gemeinsam, dass es albern wäre, die Beziehung nicht offiziell zu machen. Claudette liebte alles, was er liebte, und schien vom Leben das Gleiche zu erwarten wie er. Hatte sie nicht immer gesagt, sie sehne sich nach einem einfachen Leben auf dem Lande mit einer großen Familie?
    Als er ihre leicht raue Stimme so nah hörte, als stünde sie neben ihm statt hunderte Meilen entfernt in Paris, merkte Will, wie sein Stress von ihm abfiel.
    Tessa lenkte ihren Wagen langsam über die lange kiesbestreute Auffahrt nach Appleton Manor und stöhnte bei jedem kleinen Stoß. Was war nur in sie gefahren, dass sie sich am Vorabend derart hatte volllaufen lassen? Klar, die Sache mit Adam belastete sie immer noch, und JBs Spott hatte sie tief getroffen, aber es war ein fürchterlich schlechter Zeitpunkt gewesen, alle guten Vorsätze aufzugeben. Das Trinkgelage war bis in die frühen Morgenstunden gegangen. Sie wusste nicht einmal, zu welcher Uhrzeit sie endlich ins Bett gefallen war.
    Gott, wenn sie doch bloß irgendwo einen Espresso bekommen könnte! Aber nach einem Blick über die grünen Felder wäre Tessa jede Wette eingegangen, dass es selbst in meilenweiter Entfernung nicht einen einzigen Starbucks gab. Sie war ohnehin schon unhöflich spät dran und wusste, dass sie nicht gerade umwerfend aussah. Sie hatte die langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und der rosa Blusher überspielte ihre vampirhafte
Blässe auch nicht gerade. Aber das war ihr eigentlich egal, dachte sie grimmig, denn sie freute sich kaum auf die Begegnung mit dieser exzentrischen Familie, die vermutlich in ihrem ganzen Leben keinen einzigen Handschlag getan hatte – die Glücklichen!
    Als Tessa um eine Kurve bog und Appleton Manor erblickte, landete der Audi fast in der Hecke. Sie hielt an und starrte das Gebäude voller Bewunderung an. Im goldenen Licht der Cotswolds-Hügel sah sie ein charmantes altes Haus mit honigfarbenen Mauern und einer eindeutig englischen Ausstrahlung. Das Gemäuer war von wildem Wein umrankt, der tiefgrün in der Junisonne glänzte. Im Herbst würde es sicher in sattem Gelbgold und Rot leuchten. Umgeben war das Anwesen von einem atemberaubend schönen Landschaftspark. Ein Fluss umschlängelte an einer Seite das Haus und ergoss sich in einen See.
    Wer immer den Plan gefasst hatte, dieses Anwesen in ein Hotel zu verwandeln, verdiente einen Orden. Appleton Manor war ein großartiges Schmuckstück von einem Anwesen, aber viel zu schön, um im Verborgenen zu blühen. So ein Schlösschen verdiente es, von so vielen Menschen wie möglich geteilt und genossen zu werden. Tessa konnte es kaum abwarten, das Haus von innen zu sehen und zu erkunden, und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Eingang.
    Sie nahm noch einen Moment lang den Blick auf den stillen See mit seiner hübschen Steinbrücke in sich auf und spürte, wie sich ihre innere Anspannung langsam löste. So etwas Schönes hatte sie nicht erwartet und irgendwie angenommen, dass Rufus Pemberton und seine amerikanische Braut etwas Protziges und Kitschiges ausgesucht hätten. Doch hier verrieten sie guten Geschmack, denn das Anwesen war so romantisch, wie nur alte englische Herrenhäuser es sein können. Es verriet Geschmack, Klasse und Tradition – und war einfach umwerfend schön.

    Tessa warf einen kuren Blick auf den glänzend blauen 38er Rolls Royce, der vor dem Eingang geparkt war, und lächelte vergnügt. Ganz klar: Wer dieses Fahrzeug pflegte, behandelte es wie eine Geliebte. Es hatte ein makelloses Interieur, das Walnuss-Armaturenbrett war auf Hochglanz poliert, und die taubengrauen Ledersitze wirkten weich wie Butter.
    Dann klopfte sie an der großen Eingangstür, die sich jedoch überraschenderweise von selbst öffnete. Vorsichtig trat sie ein. Offensichlich befand sie sich in einer der wunderbar sicheren Gegenden im Land, wo das Abschließen der Eingangstür als Unding galt. Tessa sorgte sich, dass ihre spitzen Absätze den traumhaften Fußboden in der Eingangshalle beschädigen würden, blickte nach oben
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