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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman
Autoren: Sasha Wagstaff
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der Reihe.« Sie kniff ärgerlich die blauen Augen zusammen. »Ehrlich gesagt ist das alles Mummys Schuld, wenn ich sie alle vergeige.«
    Tessa wickelte das Halstuch ab und reichte es der stirnrunzelnden
Milly. »Hier, bitte. Das war ein Geschenk von jemandem, den ich lieber vergessen möchte. Vielleicht hatte deine Mutter keine andere Wahl?«
    »Das behauptet sie zumindest, aber ich bin trotzdem stinksauer. Wow, sind Sie sicher? Kann ich das wirklich behalten?«
    »Es gehört jetzt dir. Ist das eins von Tristans Gemälden?« Tessa stand auf, um es genauer zu betrachten, verrenkte sich dabei aber unbeholfen. Auf dem Bild war eine nackte junge Frau auf einem rubinroten Sofa zu sehen. Ihre üppigen Kurven bildeten einen starken Kontrast zu dem dunklen Hintergrund. Tristans feine Pinselstriche brachten sie so zum Leben, dass die Gestalt dreidimensional und verstörend echt wirkte statt wie ein schlichtes Porträt.
    »Klasse, nicht? Er hat Mummy auch mal gemalt – natürlich nicht nackt, das wäre ja ätzend, aber sie sieht darauf ziemlich attraktiv aus. Daddy fand es sehr schön.« Milly brach dabei die Stimme. Wie abwesend wickelte sie sich das Halstuch um den langen Zopf.
    »Vermisst du ihn?« Tessa löste den Blick von dem Bild. Aus der Nähe wirkte Milly viel jünger. Unter der überflüssigen Schicht Make-up waren helle Sommersprossen zu erkennen.
    »Nein, eigentlich nicht. Er war Richter am Obersten Gerichtshof, daher habe ich ihn nur selten gesehen. Er hatte immer zu viel zu tun, um mit mir mal etwas zu unternehmen.« In ihren Augen blitzte Wut auf.
    Tessa war nicht sicher, ob sie Millys Slang oder ihre Kühle überraschender fand, doch sie empfand trotzdem Mitleid für den Teenager. Entweder war sie sehr robust, oder sie verbarg dahinter ihre verletzten Gefühle. Tessa vermutete das Letztere, denn Milly erinnerte sie an sich selbst in diesem Alter. Offensichtlich war sie nicht das einzige Mädchen, das eine Vaterfigur im Leben vermisst
hatte. Doch dann schob sie den Gedanken rasch wieder von sich.
    »Stell mich bitte sofort vor!«
    Tessa blickte auf, als ein hochgewachsener blonder Mann selbstbewusst den Raum betrat. Seine hellblauen Augen blitzten vor Interesse. »Wow, Sie sind ja toll! Sind Sie eine von Millys Schulfreundinnen?«
    »Sei nicht albern, Tristan!« Milly versetzte ihm spielerisch einen Rippenstoß. Sie freute sich, weil er genau nach Plan reagierte. »Das ist Tessa Meadmore, die Fernsehmoderatorin. Sie sieht zwar sehr jung aus, aber für sechzehn geht sie nicht durch, du Blödian!«
    Tessa war so von Tristans Statur und seinen blonden Locken beeindruckt, dass sie absolut sprachlos war. Er trug ein abgetragenes blaues Ralph-Lauren-Polohemd, das Farbflecken in allen Regenbogenfarben aufwies. Dazu trug er Combats, die er in ebenso bespritzte Timberland-Stiefel gesteckt hatte. Das war wohl der bestaussehende Mann, der ihr jemals begegnet war.
    Tristan lächelte sie verschmitzt an. »Okay, Sie als Teenager zu bezeichnen war vermutlich ziemlich lahm. Aber dass Sie toll sind, habe ich ernst gemeint. Sie haben eine sehr interessante Schädelform. Ich würde Sie gerne malen.«
    Tessa fühlte sich extrem geschmeichelt. Irgendwie gelang es ihr, seine farbverschmierte Hand zu schütteln, doch dabei wurde ihr ziemlich heiß. Sie stammelte ein paar Begrüßungsworte, musste sich währenddessen aber darauf konzentrieren, dass ihr gesamter Körper nicht zitterte. Ich hasse alle Männer , ermahnte sie sich streng.
    »Und …« Tristan stieß Milly mit dem Ellbogen an. »Du bist wirklich viel zu frühreif für dein Alter.«
    Milly lächelte ihn listig an. »Wenn du meinst. Tessa ist übrigens ein Fan von dir. Von deinen Bildern, meine ich natürlich.«

    Tessa wäre am liebsten im Boden versunken. Milly beschrieb sie wie einen Groupie.
    »Tatsächlich?« Tristan trat näher auf sie zu, bis er fast den Arm um sie legen konnte. »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte er dann. Sein Atem roch nach Pfefferminz. »Ich glaube, die Bewunderung ist gegenseitig. Wo sind Sie untergekommen?«
    Tessa nannte ihm ihre Frühstückspension.
    »Netter Laden, aber Sie können natürlich auch hier übernachten. Das Cottage neben meinem ist noch frei. Dann können Sie rund um die Uhr zur Verfügung stehen.« Er sah sie bewundernd an. »Ich meine natürlich für die Arbeit.«
    Tessa schluckte und wirbelte beim Geräusch weiterer Schritte herum. Noch ein Forbes-Henry ging über ihre Kräfte, und der Neue, mit seinen breiten
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