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Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
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das Nächstbeste zu tun. Da Du diesen Brief geöffnet hast, verstehen wir einander. Ich habe vier allgemein gehaltene Mordpläne ausgearbeitet, die Dir von Nutzen sein können. Ich vermache sie meinen Nachfolgern als Bestandteil des Familienerbes. Die Einzelheiten muß jeder selbst festlegen, so wie es die Zeit, die Umwelt und die Notwendigkeit erfordern. Zur Beachtung: Das Wesen des Mordes ändert sich nie. In jedem Zeitalter bleibt er ein Konflikt des Mörders mit der Gesellschaft, dessen Preis das Opfer ist. Und das ABC des Konflikts mit der Gesellschaft bleibt immer gleich. Sei verwegen, unerschrocken und habe Selbstvertrauen, dann wirst Du vom Erfolg gekrönt sein. Gegen diese Vorzüge kann die Gesellschaft nichts ins Feld führen.
    Geoffry Reich
     
    Reich unterzog die Pläne einer bedächtigen Begutachtung, voller Bewunderung für den ersten Reich seines Stammbaums, weil er soviel Weitsicht besessen hatte, für jeden nur erdenklichen Notfall Vorsorge zu treffen. Die Pläne selbst waren überholt, aber sie regten sehr die Fantasie an; Reich hatte Ideen, zuerst nur vage, dann verfestigten sie sich, bis er sieverwarf und sich sofort neuen Überlegungen wid mete. Ein Hinweis erregte seine besondere Aufmerksamkeit:
    Wenn Du Dich für einen geborenen Mörder hältst, dann vermeide eine zu sorgfältige Planung. Verlaß Dich hauptsächlich auf Deinen Instinkt. Dein Verstand kann Dich im Stich lassen, aber Dein Trieb zu m Morden ist Dir ein treuer Begleiter durchs ganze Leben.
    »Trieb zum Morden!« knirschte Reich gedämpft. »Meine Fresse, ja, wahrhaftig, den habe ich!« Das Telefon summte einmal, bevor sich die Automatik einschaltete. Im Apparat zwitscherten ein paar Wörter, dann schob sich ein Streifen aus dem Aufnahmegerät. Reich ging zum Tisch und nahm den Streifen zur Hand. Die Mitteilung war kurz und verhängnisvoll.
    CODE-TEXT AN REICH: ANTWORT WWHG. »WWHG!« brüllte Reich. »Angebot abgelehnt! Abgelehnt! ABGELEHNT! Na schön, D'Courtney! Wenn's nicht die Fusion sein soll, dann muß es eben die Vernichtung sein.«
     

2
     
     
    ESPer Dr. psi 1 Augustus Tate verlangte für jede Stunde einer Analyse 1000,-Kr. Das war kein hoher Honorarsatz, berücksichtigte man, daß kaum ein Patient mehr als eine Stunde von Tates kostspieliger Zeit beanspruchen mußte; doch immerhin belief sich damit sein Tageseinkommen auf 8000,Kr., das Jahreseinkommen betrug weit über 2 Mio. Kr. Nur wenige Menschen wußten allerdings, was für einen Anteil seines Einkommens er an den ESPer-Verband abzuführen hatte; der Verband verwendete sein Geld für die Ausbildung neuer Telepathen und zum Vorantreiben seines langfristigen Eugenikplans, der jedem auf der Welt die ExtraSensorische Perzeption bringen sollte. Augustus Tate selbst wußte es nur zu gut, und die 95%, die er zahlen mußte, waren ihm ein ständiger Dorn im Fleisch. Infolgedessen gehörte er der Liga Patriotischer ESPer an, einer ultrarechten politischen Vereinigung innerhalb des ESPer-Verbandes, die dem Zweck diente, die Autokratie und das Einkommen der ESPer oberen Grades zu bewahren. Diese Mitgliedschaft war der Sachverhalt, dem er es verdankte, daß er in Ben Reichs Notizbuch unter der Spalte BESTECHUNGEN (POTENTIELL) verzeichnet stand. Reich stürmte ohne Umschweife in Tates vornehm ausgestatteten Behandlungsraum, widmete Tates zwergenhafter Gestalt einen einzigen Blick -einer Gestalt, deren Proportionen etwas mißlich geraten waren, aber Tate half diesem Übel ab, indem er sich von hervorragenden Schneidern einkleiden ließ -und nahm Platz. »Schauen Sie schnell selber nach«, sagte er unwirsch. Er betrachtete Tate aufmerksam, während der elegante ESPer ihn aus einem Glitzeräuglein musterte und in kurzen, abgehackten Sätzen seine Feststellungen hervorstieß. »Sie sind Ben Reich von der Monarch. ZehnMilliarden-Unternehmen. Sie meinen, Sie müßten mir bekannt sein. Sie sind's auch. Sie befinden sich in einem Konkurrenzkampf um Sein oder Nichtsein mit dem D'Courtney-Kartell. Stimmt's? Sie hegen für D'Courtney erbitterte Feindschaft. Stimmt's? Heute morgen haben Sie ihm eine Fusion angeboten. Code-Text: YYJI TTED RRCB UUFE AALK QQBA. Stimmt's? Angebot ist abgelehnt worden. Stimmt's? Aus Verzweiflung haben Sie nun beschlossen...« Plötzlich verstummte Tate. »Nur weiter«, sagte Reich.
    »Sie haben sich entschlossen, als ersten Schritt zur Übernahme seines Kartells D'Courtney zu ermorden. Sie wollen, daß ich Ihnen dabei helfe... Mr. Reich, das ist lächerlich!
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