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Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
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Sagen Sie diesem Blonn sofort, daß er künftig D'Courtney an der Nase herumzuführen hat. Nun machen Sie schon!«
    Reich polterte zur Personalabteilung hinaus und suchte die Abteilung Großhandel auf. Dort erwartete ihn die gleiche unangenehme Einsicht. Die Monarch Gemeinwirtschaftliche Allzweck fiel deutlich hinter das D'Courtney-Kartell zurück. Sie verschlechterte sich in jedem Bereich Werbung, Technik, Forschung, Public Relations. Es war unmöglich, die Gewißheit der letztendlichen Niederlage noch zu leugnen. Reich sah ein, daß er mit dem Rücken an der Wand stand. Er kehrte zurück in sein Büro und schritt ein paar Minuten lang wutentbrannt hin und her. »Es hat keinen Zweck«, sagte er schließlich leise zu sich selber, »ich weiß es, ich muß ihn umbringen. Er wird einer Fusion niemals zustimmen. Warum sollte er's denn auch? Er hat mich abgedrängt, und er weiß es genau. Ich muß ihn abmurksen, und dazu benötige ich Unterstützung. ESPer-Unterstützung.« Er schaltete das V-fon an. »Freizeitzentrum«, sagte er. Auf dem Bildschirm erschien ein riesiger, blitzblanker Klubraum, der von Chrom und Emaille nur so funkelte und ausgestattet war mit einer SB-Bar und Tischen mit eingebauten Gesellschafts-und Glücksspielen. Dem Anschein nach handelte es sich um eine Freizeitstätte, und man benutzte sie durchaus auch in entsprechender Weise. Hauptsächlich jedoch war das »Freizeitzentrum« das Hauptquartier der mächtigen Abteilung Spionage der Monarch. Der Direktor besagter Abteilung, ein bärtiger Gelehrter namens West, hob den Blick von einem Schachspiel, über dem er gegrübelt hatte, und widmete seine Aufmerksamkeit Reich.
    »Guten Morgen, Mr. Reich.«
    Durch die förmliche Anrede gewarnt, leitete Reich das Gespräch mit Belanglosigkeiten ein. »Guten Morgen, Mr. West. Wollte nur mal kurz mit Ihnen reden. Meine väterliche Neigung, Sie wissen ja. Was interessiert die Leute in letzter Zeit bei Ihnen am meisten?«
    »Die Interessen sind eigentlich sehr ausgewogen, Mr. Reich. Ein wenig habe ich allerdings Anlaß zur Klage. Insgesamt sind die Menschen etwas zu spielwütig.« West äußerte mit wechselhafter Tonlage noch einige bedeutungslose Floskeln, bis zwei Angestellte der Monarch, die sich bona fide im Klubraum aufhielten, ihre Gläser leerten und gingen. Dann entspannte er sich und sank im Sessel zurück. »So, jetzt ist die Luft rein, Ben. Sie können loslegen.«
    »Hat Hassop inzwischen den Geheim-Code geknackt, Ellery?« Der Hirn-Introvisor schüttelte den Kopf. »Gibt er sich wenigstens alle Mühe?« West lächelte und nickte. »Wo ist D'Courtney?«
    »An Bord der »Astra« en route nach Terra.«
    »Sind Ihnen seine Absichten bekannt? Wo wird er sich voraussichtlich aufhalten?«
    »Nein, keine Ahnung. Soll ich nachforschen lassen?«
    »Ich weiß es nicht. Das kommt darauf an...«
    »Worauf?« Neugierig musterte West auf seinem Bildschirm Reichs Abbild.
     
    »Ich wollte, die telepathischen Schwingungen würden auch durchs Visifon übertragen, Ben. Ich wüßte jetzt zu gern Ihre Gedanken.«
    Reich lächelte grimmig. »Ich bin froh um diese Eigenheit des Visifons. Wenigstens haben wir noch diesen Schutz vor Gedankenlesern. Ellery, wie ist Ihre Einstellung zum Verbrechen?«
    »Vorbildlich.«
    »Gemäß der Allgemeinheit?«
    »Nach Maßgabe des Verbandes. Der Verband mißbilligt Verbrechen, Ben.«
    »Was macht denn eigentlich den ESPer-Verband so wichtig? Sie kennen doch den Stellenwert, den im Leben Geld und Erfolg besitzen... Warum sind Sie nicht gescheiter? Weshalb lassen Sie sich das Denken vom Verband abnehmen?«
    »Sie können das nicht verstehen. Wir werden sozusagen in den Verband hineingeboren. Wir leben im Verband. Wir sterben im Verband. Wir haben das Recht, die Leitungsorgane des Verbandes zu wählen, und damit ist alles getan. Der Verband regelt unser Berufsleben. Er bildet uns aus, stuft uns ein, setzt unsere ethischen Prinzipien fest, achtet darauf, daß wir sie einhalten. Er gewährt uns seinen Schutz, indem er uns in allen Angelegenheiten beisteht, in denen der einzelne nicht Fachmann ist und nicht sein kann, ähnlich wie in einem Ärzteverband. Wir haben auch das Äquivalent zum Eid des Hippokrates, den ESPer-Schwur. Gott stehe dem ESPer bei, der ihn bricht... was zu tun, wie ich vermute, Sie mir vorschlagen.«
    »Vielleicht«, meinte Reich wachsam. »Mag sein, daß ich andeute, es könnte sich für Sie als die Mühe wert erweisen, auf den ESPer-Schwur zu pfeifen. Kann sein, daß ich
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