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Demolition

Demolition

Titel: Demolition
Autoren: Alfred Bester
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werde dem Lumpenhund«, murmelte er nach einer Weile, »eine letzte Chance geben.« Er schloß seinen Schreibtisch auf und öffnete das Stahlfach, dem er das Code-Buch für Führungskräfte entnahm, das ausschließlich für Geschäftsführer von Firmen erhältlich war, die Lloyds viermal als A 1* eingestuft hatte. Er fand die gesuchten Begriffe ungefähr in der Mitte des Buchs.
     

     
    Reich legte einen Zettel ins Code-Buch, um die Seite wiederfinden zu können und schaltete das V-fon ein. »Verbinden Sie mich mit der Code-Abteilung«, sagte er zum Abbild der Angestellten in der Zentrale. Der Bildschirm verschwamm, dann gewährte er Einblick in ein verräuchertes Zimmer, worin man zahllose Bücher und Spulen sah. Ein Mann mit angegrautem Haar und verblichenem Hemd schaute auf und straffte sich, als er seinen Chef erblickte.
    »Ja, Mr. Reich?«
    »Morgen, Hassop. Sie sehen aus, als könnten Sie einen Urlaub gebrauchen.« »Man muß sich seine Feinde aussuchen.« »Legen Sie eine Woche Spaceland ein. Auf Kosten der Monarch.«
    »Danke, Mr. Reich. Vielen herzlichen Dank.«
    »Nehmen Sie eine vertrauliche Übermittlung vor. An Craye D'Courtney. Der Text lautet...« Reich schlug wieder das Code-Buch auf. »YYJI TTED RRCB UUFE AALK QQBA. Die Antwort blitzschnell an mich weitergeben. Klar?«
    »Alles klar, Mr. Reich. Wird unverzüglich erledigt.«
    Reich trennte die Verbindung. Er kramte in den Unterlagen und Datenträgern auf seiner Tischplatte, suchte einen der letzteren heraus und schob den Speicherkristall ins Wiedergabegerät. »Monarch minus zwo Komma eins eins drei vier Prozent«, ertönte die Stimme seiner Chefsekretärin. »D'Courtney plus zwo Komma eins eins drei null Prozent...«
    »Verflucht noch einmal«, nuschelte er vor sich hin. »Aus meiner in seine Tasche.« Er schaltete das Gerät aus und erhob sich, ruhelos vor qualvoller Ungeduld. Stunden konnten vergehen, bis eine Antwort eintraf. Und von D'Courtneys Entgegnung hing sein ganzes Leben ab. Er verließ sein Büro und begann durch die vielen Stockwerke und verschiedenen Abteilungen des Monarch-Hochhauses zu streifen, täuschte einen seiner durch Unnachsichtigkeit gekennzeichneten Rundgänge vor, die zu seinen gewohnten Eigenheiten zählten. Seine ESPer-Sekretärin begleitete ihn unauffällig wie ein abgerichteter Hund. »Wie eine guterzogene Hündin«, berichtigte er in Gedanken. »Verzeihung«, sagte er dann laut. »Haben Sie das mitbekommen?«
    »Schon gut, Mr. Reich. Ich verstehe Sie.«
    »Tatsächlich? Ich nicht. Verdammter D'Courtney!«
    In der Personalabteilung war man wie üblich dabei, die zwangsläufig hohe Anzahl von Bewerbungen zu begutachten, zu prüfen und auszusieben, Bewerbungen von Angestellten, Handwerkern, Spezialisten, Mittleren Führungskräften und Fachleuten der Leitungsebene. Die Erstauswahl nahm man anhand von Standardtests und persönlichen Gesprächen vor, doch geschah das anscheinend nie zur Zufriedenheit des ESPer-Personalleiters der Monarch, der gerade in eisiger Wut durch die Personalabteilung stapfte, als Reich eintrat. Die Tatsache, daß Reichs Sekretärin ihm eine telepathische Ankündigung des Besuchs vorausgeschickt hatte, änderte für ihn nichts. »Mir stehen für das entscheidende Auswahlgespräch pro Bewerber zehn Minuten zur Verfügung«, erläuterte der Personalleiter soeben in ungnädigem Tonfall einem Mitarbeiter. »Das sind sechs in der Stunde und achtundvierzig je Tag. Solange mein Prozentsatz an endgültigen Ablehnungen nicht unter fünfunddreißig gesunken ist, verschwende ich meine Zeit, und so etwas heißt, man vergeudet die Zeit der Monarch. Die Monarch beschäftigt mich nicht, damit ich die offensichtlich Ungeeigneten aussondere. Das ist Ihre Aufgabe. Also erfüllen Sie sie gefälligst.« Er wandte sich Reich zu und nickte mit kleinlicher Korrektheit. »Guten Morgen, Mr. Reich.«
    »Morgen. Haben Sie Schwierigkeiten?«
    »Keine, die sich nicht beheben ließen, wenn die Mitarbeiter dieser Abteilung erst einmal begreifen, daß die ExtraSensorische Perzeption kein Wunderding ist, sondern eine Fähigkeit, die man im Spannungsfeld zwischen Leistung und Gehalt anzuwenden hat. Und wie haben Sie im Fall Blonn entschieden, Mr. Reich?«
    »Er hat Ihre Vorlage noch nicht gelesen, teilte die Sekretärin dem Personalleiter auf telepathischer Ebene mit.
    »Ich darf Sie darauf hinweisen, junge Frau, daß eine Verschwendung vorliegt, wenn ich nicht mit maximaler Effizienz eingesetzt bin! Die Vorlage Blonn liegt seit
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