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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen
Autoren: Florencia Bonelli
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Sprache. Sie wollte nichts weiter hören. Sie wiederholte noch einmal ihre guten Wünsche und zog sich in ihr Zimmer zurück, wo sie unter Tränen einschlief. Nach Sonnenuntergang wachte sie auf. Sie ging durch das Haus und erinnerte sich an die Begeisterung, mit der sie die verschiedenen Räume dekoriert hatte, die in diesem Moment im Dunkeln lagen. Sie ging in die Küche und traf dort auf die Kinder, die sich an Naschwerk gütlich taten. Ohne Monsieur Désoite würde sie sich wieder um ihre Erziehung kümmern müssen. Sie wies sie an, sich zu waschen und für das Abendessen umzuziehen. Jimmy fragte: »Wann kommt Mister Blackraven zurück?«
    Sie wunderte sich, dass er nicht nach Tommy fragte.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Monsieur Désoite und Mademoiselle Béatrice haben sich heute Nachmittag verabschiedet und gesagt, dass sie mit Mister Blackraven weit wegfahren.«
    »Ja, ich weiß. Aber er kommt bestimmt, um sich zu verabschieden.«
    »Gestern war Tommy da, aber Mademoiselle Béatrice hat mich nicht zu dir vorgelassen. Hat er wieder mit Mister Blackraven gestritten?« Melody nickte. »Deswegen geht er weg! Er ist Tommy und sein ewiges Gezeter leid. Und ich auch«, erklärte er und verschwand.
    Melody war verblüfft. Sie überlegte, wie oft Tommy schon aufgetaucht war und ihr Leben durcheinandergebracht hatte.
    »Señora«, riss Gabina sie aus ihren Gedanken, »was sollen wir für das Abendessen vorbereiten? Siloé meint, wir könnten aus den Resten des Pejerrey eine Fischsuppe zubereiten … «
    Die Sklavin plapperte weiter, aber Melody hörte ihr nicht zu. Sie hatte momentan keinen Sinn für häusliche Belange.
    »Ja, ja, ist gut«, sagte sie und eilte in ihr Schlafzimmer.
    Die Kerzen der Leuchter am Frisiertisch waren bereits angezündet und das Bett gerichtet. Auf dem Kissen fand sie einen prall gefüllten Beutel und eine fehlerhaft geschriebene Nachricht:
Schwarzer Ängel, das Gelt ist für die Armen.
Sie war nicht unterschrieben. Es war eine riesige Summe Geld. Sie dachte an das Hospiz und beschloss, gleich am nächsten Tag Guadalupe einen Besuch abzustatten.
    Nach dem Abendessen tauchte Somar auf. Melody saß im Wohnzimmer und las. Aus Trotz fragte sie nicht nach ihrem Mann.
    Das Treffen mit Guadalupe am nächsten Tag war ein kleiner Lichtblick.
    »Mehr als achthundert Pesos!«, rief sie, als sie hörte, wie hoch der Betrag der anonymen Spende war. »Das ist ein wunderbarer Anfang für unser Projekt. Dein Ruf als Schwarzer Engel war uns sehr hilfreich.« Seit kurzem duzten sie sich.
    »Nun, das wird sich ändern, wenn wir bei den reichen Matronen von Buenos Aires um eine milde Gabe ersuchen, um das
restliche Geld zusammenzubekommen. Der Schwarze Engel ist ihnen ein Dorn im Auge.«
    »Uns wird schon etwas einfallen. Glaubst du, wir finden ein Grundstück für diesen Betrag?«
    »Vielleicht am Stadtrand. Bald wird noch etwas hinzukommen, denn ich habe beschlossen, die Kutsche und die beiden Pferde zu verkaufen, die die Valdez e Inclán uns zur Hochzeit geschenkt haben. Da dürfte ein ordentliches Sümmchen herauskommen.«
    »Es ist eine pfantastische Kutsche. Willst du dich wirklich davon trennen?«
    »Ja, ich will sie nicht haben«, sagte Melody, und Guadalupe war beeindruckt von ihrer Entschlossenheit.
    »Hast du einen Verdacht, wer das Geld auf dein Bett gelegt haben könnte?«
    »Nein.« Insgeheim wünschte sie sich, es möge Blackraven gewesen sein.
    Es fiel ihr schwer, es zuzugeben, aber sie wünschte sich, er würde mitten in der Nacht zu ihr kommen, sie mit seinen Zärtlichkeiten wecken und sie lieben wie früher. Zwei Tage waren jetzt schon vergangen, in denen sie nichts von ihm gehört hatte, und diese Ungewissheit raubte ihr nicht nur den Schlaf, sie veränderte ihr Wesen. Sie war ungeduldig mit den Kindern, hatte keine Lust, sich mit dem Haushalt zu beschäftigen, und wenn sie Hufgetrappel oder schwere Schritte vernahm, spitzte sie sofort die Ohren.
    Somar verschwand tagsüber und tauchte abends wieder auf, und wenn er feststellte, dass nichts anlag, verneigte er sich und zog sich zurück. Er erwähnte seinen Herrn mit keiner Silbe. Ihre anfängliche Unruhe verwandelte sich in Groll. Als sie am vierten Tag immer noch nichts gehört hatte, sattelte sie Fuoco und ritt nach El Retiro.
    Blackraven hatte ihr zwar verboten, ohne Eskorte das Haus zu
verlassen, doch sie war jetzt nicht in der Stimmung, seine Anweisungen zu befolgen. Sie verlangsamte den Schritt, um die Brücke über den Zanjón de Matorras
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