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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen
Autoren: Florencia Bonelli
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beim Ersten Lord der Admiralität Viscount Melville zum Dinner eingeladen waren und über das Thema Südamerika sprachen. Roger Blackraven war auch dabei gewesen. An ihn wollte er am liebsten gar nicht mehr denken, denn er hätte mit seinen scharfen Kommentaren seinen Plan, Unterstützung für die Eroberung der Hauptstädte der spanischen Kolonien von der englischen Regierung zu bekommen, beinahe zunichte gemacht.
    Als Ergebnis dieses Abendessens hatten Popham und sein Freund Miranda ein mehrseitiges Memorandum mit Datum vom 14 .Oktober erstellt, in dem sie die Gründe für eine Invasion darlegten. Das Memorandum wurde am 22 .Oktober von Pitt genehmigt mit dem Vorbehalt, dass der Angriff so lange verschoben werden müsse, bis es eine formelle Kriegserklärung gegen Spanien gäbe, obwohl alle wussten, dass die Neutralität der spanischen Krone im Konflikt zwischen England und Frankreich nur auf dem Papier bestand.
    Die formelle Kriegserklärung folgte kurz darauf, am 11 .Januar 1805 , doch trotz dieses vielversprechenden Ereignisses konnte die Expedition nicht in Angriff genommen werden, denn der verbündete Zar von Russland, Alexander I., bat um umsichtiges Vorgehen, weil er die Hoffnung hegte, man könne die Spanier dem Einfluss Napoleons entziehen.
    Dann kam der Befehl, die Generalmajor Sir David Baird übertragene Expedition zur Rückeroberung des Kaps der Guten Hoffnung zu eskortieren, das in holländischer – also französischer – Hand war. Popham witterte eine neue Chance, Kurs auf Buenos Aires nehmen zu können. Nach der Einnahme des Kaps am 18 .Januar 1806 , die Briten hielten das Zepter wieder in der Hand, wollte Popham Generalmajor Baird überreden, ihn mit Männern und Munition für die Eroberung des Río de la Plata zu versorgen. Zu diesem Zweck hatte er das von Pitt gegengezeichnete Memorandum mitgenommen.
    »Aber Premierminister Pitt hat hier doch eindeutig festgelegt, nichts gegen die spanischen Kolonien zu unternehmen, solange es noch eine Hoffnung gibt, Spanien auf unsere Seite zu ziehen«, hatte sich Baird ereifert.
    »Major«, hatte Popham gesagt, »glauben Sie, wir sollten nach den verheerenden Nachrichten von den Schlachten in Trafalgar, Ulm und Austerlitz darauf warten, dass Spanien England gegen Napoleon unterstützt?«
    »Nein«, hatte Baird kleinlaut erwidert, »eigentlich nicht. Ich glaube, wir sollten um Instruktionen bitten und abwarten.«
    »Das kann Monate dauern! Und meinen Informanten zufolge ist jetzt der geeignete Moment. Montevideo und Buenos Aires kann man mit sechshundert Mann einnehmen. Das hat mir der Kapitän eines Sklavenschiffs berichtet, der gerade vom Río de la Plata kommt. Außerdem habe ich diese Nachricht von William White, einem Nordamerikaner, der seit Jahren in Buenos Aires lebt. Ich lese Ihnen ein paar Sätze vor:
Das ist der Moment, mein lieber Freund. Die Schätze aus Lima befinden sich in dem unbewachten Fort und warten auf einen Konvoi, der sie nach Spanien bringen soll, und der kann jeden Tag eintreffen.
«
    Was Popham verschwieg, war die Tatsache, dass dies von White kein reiner Freundschaftsdienst war, denn Popham sollte sich eines Teiles dieser Schätze bemächtigen und davon alte
Schulden von einem gemeinsamen Geschäft in Indien bezahlen.
    Baird ließ sich von der Aussicht auf saftige Beute verlocken. Es war gemeinhin bekannt, dass die Truhen des Schatzmeisters in Buenos Aires voller Gold waren.
    Bei günstigem Wind stachen sie also am 14 .April 1806 unter dem Befehl von Brigadegeneral William Carr Beresford mit dem 71 . Regiment Richtung Río de la Plata in See. Tage später hieß es, die
Ocean
sei mit zweihundert Mann an Bord untergegangen, und Popham und Beresford waren sich einig, dass man auf der Insel St. Helena Station machen sollte, um sich mit Nachschub zu versorgen. Beresford wusste nicht, dass Popham alles von langer Hand vorbereitet und nur so getan hatte, als sei die
Ocean
untergegangen, um eine gute Entschuldigung zu haben, von den Behörden in St. Helena Truppen und Artillerie einzufordern.
    Beim Gouverneur der Insel, Mister Patten, stellte der Kommodore wieder einmal seine Überredungskunst unter Beweis: Er bekam einhundertachtzig Männer, Artillerie und ein Handelsschiff mit Namen
Justinia
.
    Und so würden sie, wenn der Wind es erlaubte, St. Helena am nächsten Morgen verlassen und ohne Zwischenstopp zu den Küsten des Río de la Plata segeln. Beresford hatte mitgeteilt, er wolle erst den Hafen von San Felipe de Montevideo erobern und
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