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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe
Autoren: Alexander Kent
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Vierten Offizier unterhalten. Zwar trug er noch immer die weißen Abzeichen eines Midshipman, aber auf einem Kriegsschiff des Königs breitete sich die Nachricht über eine Beförderung wie ein Buschfeuer aus.
    Allday ging an ihm vorbei, hielt ein Entermesser in der Hand und prüfte dessen richtige Lage. Ein paar Leute sprachen ihn an, aber er schien sie nicht zu hören.
    Am Fuß des Niedergangs zum Achterdeck klammerte Allday sich am Handlauf fest. Die
Indomitable
grub ihren Bug tief in einen atlantischen Roller und schaufelte Gischt über die Galionsfigur, den aufgerichteten Löwen mit den drohenden Klauen.
    »Was machst du denn hier?«
    Sein Sohn, der ein Entermesser im Gürtel trug, zuckte mit den Schultern. »Der Bootsmann hat mich zu den Achterdecksleuten eingeteilt.«
    Allday versuchte das als Witz zu verstehen: »Der alte Sam hat sicher gemerkt, daß du als Toppmann oben nicht viel taugst. Da gibt's nicht so viele Tampen zum Spielen.« Dennoch machte er sich Sorgen. Das Achterdeck eines jeden Schiffes war seit jeher bevorzugtes Ziel für Drehbassen und Scharfschützen. Von hier gingen alle Befehle aus. Viele Seesoldaten verrichteten hier achtern ihren Dienst. Ihre Stiefel und ihre Ausrüstung machte sie ungeeignet für einen Einsatz oben.
    Allday kreuzte die Arme vor der Brust. »Wir werden bald gegen ziemlich viele deiner Leutchen kämpfen, mein Junge, also sei wachsam!«
    Bankart sah ihn traurig an. »Ich wollte in Frieden leben, mehr nicht. Kapitän Adam hat das als erster begriffen. Warum begreifst du das nicht auch? Es muß immer eine Flagge geben und eine Partei oder eine Seite. Ich habe in Amerika nur Frieden gesucht!«
    Mürrisch entgegnete Allday: »Wenn wir zurückkommen, denk dran, was einige von uns bezahlt haben. Der erste Mann meiner Frau Unis fiel auf der alten
Hyperion.
Ihr Bruder John hat im Dienst bei den 31ern von Huntingdonshire ein Bein verloren. Du wirst in Falmouth viele verstümmelte Leute sehen. Doch Sir Richard hat für alle Arbeit gefunden.«
    »Und was ist mit dir, Vater?«
    »Ich habe mehr, als ich erwarten konnte. Erst Unis, dann die kleine Kate. Beide warten auf mich. Und jetzt du, John.« Er blinzelte. »Drei Johns auf einmal!«
    Bankart lächelte und war stolz auf den Mann, der keine Worte mehr fand.
    Sie blickten beide auf die zerfetzten Wolken. Der Ausguck meldete von oben: »
Reaper
in Sicht, Sir, im Südosten!«
    Die Fregatte leuchtete silbrig in der aufgehenden Sonne. Sie war die erste Sichtung des Tages.
    Allday sah Tyacke und Daubeny, den Offizier der Wache, miteinander reden. Sie blickten auf Deck und Gang. Über die Kimm floß jetzt immer mehr Licht.
    Er hörte Daubeny rufen: »Los, nach oben, Mr. Blisset, und nehmen Sie ein Glas mit, Sie Idiot!«
    Der aufgeweckte Midshipman kletterte die Webleinen empor wie ein Affe. Allday murmelte leise: »Naseweiser Bursche, der da. Fragt mich doch, wie die Marine zu meiner Zeit gewesen ist!«
    Als sich Blisset mit hoher Stimme aus dem Ausguck meldete, schwiegen sie unten auf dem Achterdeck.
    »An Deck. Von
Woodpecker
über
Reaper
weitergegeben: Segel in Sicht in Südwesten!«
    Tyacke rief laut: »Mr. Scarlett, richten Sie dem Admiral…«
    »Ich habe es schon gehört, Kapitän Tyacke!« Bolitho wartete, bis das Deck einen Augenblick gerade lag, und ging dann ruhig an die Reling, wo Tyacke und er sich mit der Hand am Hut förmlich begrüßten.
    Allday sah zu. Solche Augenblicke machten einen sehr unruhig. Doch Sir Richard würde das bei ihm, seiner verläßlichen Eiche, nie vermuten.
    Er wollte wieder mit seinem Sohn sprechen, aber der vierschrötige Bootsmann Hockenhull hatte ihn schon nach achtern in Bewegung gesetzt.
    Allday merkte, wie sich der Schmerz in seiner Brust wie ein Warnsignal meldete. Er verließ ihn nie ganz. Und so behielt er den Tag ständig in Erinnerung, als spanischer Stahl ihn gefällt hatte und Bolitho sich fast ergeben hätte, um ihn zu retten.
    Immer dieser Schmerz.
    Tyacke suchte einen Midshipman. »Bestätigen Sie das Signal, Mr. Arlington.« Er drehte sich zu Bolitho um und wartete auf das, was kommen mußte. Bolitho schaute über die bewegungslosen Gestalten hinweg, von denen viele nach oben zum Ausguck schauten, in der Hoffnung, daß sich alles noch als ein Irrtum herausstellen würde.
    Er bemerkte Alldays Blick. Erinnerte er sich oder wollte er vergessen? Er lächelte, und Allday hob seine große Hand wie zu einem persönlichen Gruß.
    »Wann immer Sie bereit sind, Mr. Tyacke!«
    Das war der
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