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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Autoren: Faye Kellerman
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Moment sind Pluto und sein Haufen nicht gerade bester Laune, aber das sind sie sicher sonst auch nicht. Wer hat den Tod gemeldet?«
    »Jupiters Tochter. Europa Ganz. Sie unterrichtet an der Southwest University of Technology. Jupiter war da vor Jahren ein berühmter Professor. Sein richtiger Name ist Emil Euler Ganz. Offenbar hat seine Tochter nichts mit dem Orden zu tun.«
    »Woher wusste sie dann von seinem Tod?«
    Gute Frage. »Keine Ahnung, Scott. Die Einzelheiten sind immer noch ziemlich unklar.« Decker zögerte. »Sieh zu, was du über Ganz’ Totenschein rausfinden kannst. Dieser Nova ist Mitglied des Ordens?«
    »Das nehme ich an. Wahrscheinlich der hauseigene Doktor. Aber das qualifiziert ihn nicht dazu, Jupiters Totenschein auszustellen.«
    Allerdings. Deckers inneres Warnsystem lief auf Hochtouren. »Das Rauschen ist wirklich schlimm. Ich kann dich kaum verstehen. Halt bitte die Stellung, bis ich komme.«
    »Wir werden’s versuchen. Aber die Gemeinde wird allmählich unruhig. Ist Gemeinde das richtige Wort?«
    Für Decker schon, obwohl man das bei einer Sekte nie so genau sagen konnte. »Versucht einfach, alle ruhig zu halten.«
    »Wie weit bist du noch von der heiligen Stätte entfernt?«
    »Vier, fünf Meilen. Der Verkehr ist ziemlich heftig. In einer Viertelstunde müsste ich’s schaffen.«
    »Bis dann.« Oliver schaltete das Funkgerät aus.
    Der erste Anruf war gekommen, als Decker zu Hause mit seiner jüngeren Tochter frühstückte, die so dünn war wie die Strichmännchen, die sie malte. Hannah genoss es offenbar, die Rosinen aus ihren Haferflocken zu picken und den grauen Brei stehen zu lassen. Decker hatte versucht, sie mit dem Löffel zu füttern, damit sie wenigstens etwas in den Magen bekam, bis Rina ihm klarmachte, dass das Kind fünf sei und durchaus in der Lage, selbstständig zu essen.
    Er wohnte zwanzig Minuten vom Polizeirevier entfernt und etwa fünfunddreißig Minuten vom Tatort, wenn er den Freeway nahm. Das galt für gute Tage, und heute war kein guter Tag. Decker fuhr sich durch das rotblonde, inzwischen mit Grau durchsetzte Haar und lehnte sich auf dem Sitz des Buick zurück. Er trank einen Schluck von dem starken Kaffee aus der Thermosflasche. Neben ihm auf dem Beifahrersitz lag die Los Angeles Times von heute.
    Acht Uhr fünf, und nichts bewegte sich.
    Während er sich zentimeterweise der nächsten Ausfahrt näherte, beschloss er, abzubiegen und die Devonshire zu nehmen. Der sechsspurige Boulevard war eine der Hauptverbindungen von Ost nach West durch das San Fernando Valley. Im Westen lösten Wohnhäuser das Industriegelände ab. Rina und er hatten vor kurzem ein Haus in dieser Gegend gekauft und wollten nach einigen kleineren Reparaturarbeiten einziehen.
    Die sich (wie vorauszusehen) als größerer Umbau entpuppten.
    Er hätte es selbst machen können, wenn er beruflich nicht so eingespannt wäre. So hatten sie in den sauren Apfel beißen und Handwerker beauftragen müssen, wobei Rina als Bauherr fungierte. Eines Tages war Decker auf das Grundstück gekommen und hatte seine Frau auf einer Leiter balancieren und mit dem Dachdecker über eine undichte Stelle nahe des Schornsteins argumentieren sehen. Ihr Rock hatte im Wind geflattert, während sie lebhaft auf den Mann einredete. Offenbar hatte der Dachdecker zwanzig Minuten lang den Wasserschlauch voll aufgedreht auf das Dach gerichtet und das Haus dann stolz für wasserdicht erklärt. Aber Rina war skeptisch. Sie hatte das Wasser drei Stunden lang laufen lassen und nach zwei Stunden und zwanzig Minuten ein Leck entdeckt. (Beim ersten Regen wäre der Holzboden hin gewesen, Peter.)
    Decker lächelte beim Gedanken an das Bild seiner jüdischorthodoxen Ehefrau, die – auf der höchsten Sprosse einer hohen Leiter stehend – mit einer Hand auf die schadhafte Stelle deutete und mit der anderen den Hut festhielt, der ihre Haare bedeckte.
    Beim Gedanken an diese Szene besserte sich seine Laune. Der Tag war grau und hässlich, das typische bedeckte Maiwetter in Los Angeles. Wenigstens lief der Verkehr hier etwas flüssiger. Er fuhr Richtung Westen in offenes Gelände, die Hügel zur Rechten grün vom letzten Regen. Sie hatten sich in sanft wiegendes Gras und Blumenfelder verwandelt, verteilten ihre Pollen in der Luft und machten den Allergikern das Leben schwer.
    Er dachte an Europa Ganz’ Anruf in der Polizeizentrale, der als ungeklärter Todesfall registriert worden war. Was in diesem Fall Selbstmord hieß statt natürlicher Tod.
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