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Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Autoren: Faye Kellerman
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denn nicht wissen?«
    »Aber wir wissen es doch, Detective! Unser Vater Jupiter ist jetzt an einem besseren Ort.«
    Und warum trauern dann alle? Decker schaute hinauf zu dem spitzen Oberlicht aus Buntglas – ein Wirbel aus Blau, Gelb und Orange. Ein riesiges Ding, gehalten von Stahlträgern und Maschendraht.
    Dann richtete er den Blick wieder auf Pluto. »Spirituell gesehen, haben Sie bestimmt Recht, Sir. Nur leider müssen wir herausfinden, was physisch geschehen ist …«
    »Das Spirituelle und das Physische sind ein und dasselbe. Natürlich werden die Verleumder das nie begreifen. Das Denken der Gesellschaft ist hoffnungslos aufgesplittert in eine permanente Trennung von Seele und Körper. Genau wie Sie es eben getan haben, Lieutenant. Doch das ist nicht Ihre Schuld. Sie sind eben nie unterwiesen worden.«
    Decker sagte: »Vielleicht könnten Sie mich ein andermal darüber aufklären.«
    »Sie sind sarkastisch. Ihre Einstellung ist typisch für einen Verleumder. Passt zu Ihrer Arbeit als so genannter Gesetzeshüter.«
    Plutos beißender Hohn hatte einige Zuhörer angezogen.
    Was sollte das Ganze, verdammt noch mal? Aber natürlich wusste Decker den Grund. Er sollte in Verlegenheit geraten, als Außenseiter – und Verleumder –, sollte als ein ignoranter Dummkopf dastehen. Trotzdem hielt er den Mund. Er dachte nicht daran, wegen eines, wie es aussah, simplen Selbstmordes einen Aufruhr heraufzubeschwören.
    »Ich will mich nicht streiten. Ich bin nur neugierig. Wenn ich als nicht Erleuchteter daran interessiert wäre, mich dem Orden anzuschließen, wie würden Sie mir die wahre Natur des Universums erklären?«
    »Unsere Philosophie ist kein Gesellschaftsspiel, Lieutenant!«, schnaubte Pluto.
    »Das habe ich auch nicht gesagt. Erzählen Sie mir von Ihrer Philosophie. Und falls noch Zeit bleibt, gebe ich dann meinerseits ein paar Theorien zum besten.«
    Pluto verschränkte die Arme, lehnte sich an die Tempeltür und riss dabei das Absperrband ab. »Also gut. Lassen Sie uns Theorien austauschen. Aber Sie beide fangen an …«
    Olivers Blick schoss über die Menge. Er hielt die Hände hoch. »He, lassen Sie mich da raus.«
    »Wie Sie wünschen.« Pluto wandte sich an Decker. »Lieutenant?«
    Es klang wie ein Schimpfwort. Decker griff nach dem Absperrband und pinnte es wieder fest, spürte, dass alle auf seine Antwort warteten. »Interessant, dass Sie das Universum erwähnen. Ich erinnere mich an einen Artikel von Ganz …«
    »Vater Jupiter«, unterbrach Pluto.
    »Entschuldigung«, meinte Decker schnell. »Ich habe einige von Vater Jupiters populärwissenschaftlichen Artikeln gelesen … damals, als er noch Kosmologe war.«
    Decker wusste, genau wie Pluto, dass es sich hier um eine Show für das Publikum handelte. Er ließ seine Blicke zwischen den Sektenmitgliedern in ihren Baumwollgewändern und dem in Seide gekleideten Pluto hin und her wandern.
    »Mir als gläubigem Juden hat sich eine von Jupiters Behauptungen sehr eingeprägt, nämlich dass das Universum weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft habe. Es sei etwas, das einfach war … oder ist. Das widerspricht allerdings der Theorie vom Urknall …«
    »Urknall?« Oliver lächelte. »Das hört sich gut an.«
    Decker musste sich das Lachen verkneifen. »Diese Theorie besagt, dass das Universum durch eine gewaltige Explosion entstanden ist.«
    »Explosion von was?«
    »Explosion von … Materie.«
    »Und wie ist die Materie dahin gekommen?«
    »Das ist die große Frage«, erwiderte Decker.
    Pluto mischte sich ein. »Nicht das Universum war schon immer da, sondern die Materie des Universums. Die war, ist und wird immer sein. Die physische Komponente sagt natürlich nichts über das Spirituelle aus.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Deshalb haben wir Juden die beiden Aspekte miteinander vereint. Wir glauben, dass Gott – den wir Haschern nennen, das hebräische Wort für Name – der Ursprung aller Materie ist; er ist weder eine Schöpfung, noch kann er zerstört werden. Haschern ist einfach. Gott ist Materie, und Gott ist Geist. Und Er beschrieb Seine Himmel als grenzenlos, lange bevor die Wissenschaft auf den Plan trat.«
    Pluto lehnte immer noch mit verschränkten Armen am Türrahmen. »Genau deshalb hat Vater Jupiter der Wissenschaft den Rücken gekehrt und sich dem Spirituellen zugewandt.« Er wedelte wegwerfend mit der Hand. »Ich finde, Sie haben nichts Profundes zur Existenz Gottes geäußert. Was Sie da behaupten, ist stark vereinfachend.«
    Decker
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