Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen

Titel: Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
Woher wusste sie davon, wenn sie nicht dort gewesen war?
    Jemand hatte sie benachrichtigt. Wer? Und warum?
    Decker fand Selbstmorde lästig, weil alles in der Schwebe blieb, bis die Gerichtsmedizin ihr endgültiges Urteil abgab. Bis dahin hatte das Morddezernat die unerfreuliche Aufgabe, alles und alle hinzuhalten und gleichzeitig den »Tatort« unberührt zu lassen – nur für alle Fälle. Wenn Ganz unbedeutend gewesen wäre, hätte man Decker nicht hingeschickt. Aber da der Tote einst ein gefeierter Astrophysiker gewesen war – ein Visionär seiner Generation – und gleichzeitig das jetzige Oberhaupt einer Sekte mit über zweihundert Mitgliedern, hatte Strapp es für eine gute Idee gehalten, jemand von Rang hinzuschicken. Der Captain wäre selbst hingefahren, hätte er nicht zu einer Besprechung in die Innenstadt gemusst.
    Nach dem, was Oliver Decker über Funk mitgeteilt hatte, beschwerten sich die Mitglieder des »Ordens der Ringe Gottes«, wie sich die Sekte nannte, über die Anwesenheit der Polizei. Natürlich würden sie über alles meckern, was mit der Außenwelt zu tun hatte. Decker war einmal auf dem Gelände gewesen. Das Innere war nicht so kahl und steril, wie er es nach dem bunkerartigen Äußeren der Gebäude erwartet hatte. Er fand hohe Wände und viele Oberlichter – Sonnenschein aus jedem Blickwinkel. Ein kompletter Ausblick auf den Himmel, als hätte Ganz die Kosmologie nicht vollständig aufgegeben.
    Viele Oberlichter, einige schmale Giebelluken, aber sehr wenige Fenster.
    Decker hatte damals einer Anzeige wegen Kindesentführung nachgehen müssen, die sich als weiterer Fall eines widerspenstigen Kindes herausstellte, das die Komplexität der Freiheit gegen kompromisslose Regeln und Vorschriften eingetauscht hatte. Er hatte nicht mit Ganz gesprochen. Stattdessen war er von einem Untergebenen mit einem Planetennamen abgefertigt worden. (War das Pluto gewesen?) Der Mann hatte betont, dass niemand gegen seinen oder ihren Willen festgehalten würde.
    Er hatte Decker gestattet, den Jungen in der Eingangshalle zu befragen. Der Junge wollte eindeutig dort sein. Obwohl Decker großes Mitgefühl mit den Eltern hatte, waren ihm die Hände gebunden. Ihr Sohn war über achtzehn und daher juristisch gesehen volljährig – wenn auch emotional noch ein Kind.
    Im Rückspiegel entdeckte Decker nun den Leichenwagen knappe zehn Meter hinter sich. Der Wagen schloss zu ihm auf. Sie parkten hintereinander am Straßenrand und stiegen aus.
    Der Orden der Ringe Gottes hatte sich auf zweieinhalb Hektar flachem Land am Fuße der Hügel angesiedelt. Der Komplex bestand aus einer Reihe quadratischer, grau verputzter Gebäude, die miteinander verbunden waren. Von dort, wo er stand, konnte Decker die Oberlichter in den Dächern sehen. Und tatsächlich gab es nur wenige Fenster – kleine, quadratische Scheiben, die eher zu einem Dachboden gepasst hätten. Das Gelände war von einem ein Meter achtzig hohen Maschendrahtzaun umgeben. Mehrere Dobermannpinscher tauchten auf und begrüßten sie mit drohendem Knurren.
    Der Fahrer des Leichenwagens trug einen blauen Overall. Laut Namensschild hieß er Postham. Ihn begleitete die Gerichtsmedizinerin Dr. Judy Little, ein irreführender Name, da sie ein Meter fünfundsiebzig groß war und knappe achtzig Kilo wog. Sie erinnerte Decker an Marge, beide grobknochig, attraktiv und Mitte dreißig. Aber Marges Augen waren sanfter, braun und rehartig. Sie waren mit das Hübscheste an ihr.
    Postham blinzelte in die Helligkeit des stahlgrauen Himmels. Judy Little ahmte das Knurren der Hunde nach, was diese nur umso lauter bellen ließ. »Der Postbote ist nicht zu beneiden. Wo ist das Tor? Die erwarten doch wohl nicht, dass wir ganz außen rum fahren.«
    Decker zog sein Handy heraus und rief Oliver an. »Wie kommen wir rein?«
    »Wo seid ihr?«
    »Draußen vor dem Zaun, wo uns ein Trio wild gewordener Dobermänner ankläfft. Sorg dafür, dass jemand kommt und uns den Weg zeigt.« Decker drückte auf Ende und betrachtete die Betonklötze. Von seinem Standort aus zählte er sieben.
    »Ein architektonisches Meisterwerk.« Little musste gegen das Gebell der Hunde anschreien. »Wie nennt man den Stil? Neo-kultisch militärisch?«
    »Durch die Blockbauweise bekommt man viel Platz für wenig Geld.«
    »Mag ja praktisch sein, aber ästhetisch ist es nicht.«
    »Stimmt.«
    Little sagte: »Haben Sie Hintergrundinformationen für mich?«
    Decker versuchte, die Hunde niederzustarren. Ohne Erfolg. »Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher