Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
letzte Bild von Lydia war noch frisch. Sie konnte sich nicht davon losreißen. Etwas nagte in ihr ... da war etwas, das nicht zusammenpassen wollte. Und im nächsten Augenblick wurde ihr klar, was es war und was sie in diesem Punkt unternehmen mußte.
      Und zwar jetzt gleich. Noch an diesem Abend. Bevor sie Angst vor der eigenen Courage bekam.
      Sie zog ein Londoner Telefonbuch aus dem Regal über ihrem Schreibtisch, suchte die Nummer heraus und notierte sie. Dann griff sie mit klopfendem Herzen nach dem Hörer und wählte.
     
    Gemma James legte den Stift nieder, bewegte die verkrampften Finger und hob die Hand an den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Sie hatte nicht damit gerechnet, den Bericht fertigzubekommen. Jetzt fiel alle Anspannung von ihr ab. Sie hatte einen anstrengenden Tag und einen komplizierten Fall hinter sich gebracht. Angenehme Zufriedenheit stellte sich ein. Sie saß mit angezogenen Beinen in der einen Ecke von Duncan Kincaids Sofa, während er das andere Ende mit Beschlag belegte. Er hatte das Jackett ausgezogen, die Krawatte gelockert, den Hemdkragen aufgeknöpft und schrieb mit ausgestreckten Beinen. Seine Fersen balancierten gefährlich kippelig auf der Kante des Couchtischs zwischen den leeren Schachteln eines chinesischen Schnellrestaurants.
      Sid verteidigte, auf dem Rücken ausgestreckt, die Augen halb geschlossen, den restlichen Sofaplatz zwischen ihnen. Alles an ihm Ausdruck kätzischer Zufriedenheit. Gemma streckte die Hand aus, um den Bauch des Katers zu kraulen. Kincaid sah auf und lächelte. »Fertig, Liebes?« fragte er, und als sie nickte, stöhnte er. »Weiß auch nicht, weshalb ich mich nie kurz fassen kann. Alles nur Korinthenkackerei. Du schlägst mich immer um Längen.«
      Gemma grinste. »Reine Berechnung. Ab und zu möchte ich auch mal die Nummer eins sein.« Mit einem Gähnen sah sie auf die Uhr. »Großer Gott, ist es schon so spät? Ich muß gehen.« Sie schwang die Beine auf den Boden und schlüpfte in ihre Schuhe.
      Kincaid legte seine Papiere auf den Couchtisch, setzte Sid sanft auf den Boden und rutschte zu Gemma hinüber. »Sei nicht blöd. Hazel erwartet dich heute nicht mehr. Und das Mutterkreuz verdienst du auch nicht, wenn du Toby aus dem Schlaf reißt, um ihn mitten in der Nacht nach Hause zu bringen.« Mit der rechten Hand begann er Gemma den Rücken zu massieren. »Du bist wieder ganz verspannt.«
      »Autsch ... Mmmm ... das ist nicht fair.« Gemma protestierte halbherzig, während sie ihm genüßlich ihren Rücken überließ.
      »Was soll daran nicht fair sein?« Er rutschte näher, und seine Hände glitten zu ihrem Nacken. »Du kannst gleich morgen früh nach Hause fahren, um Toby Frühstück zu machen. Und bis dahin ...« Das Telefon schrillte. Kincaid zuckte zusammen. Seine Hände verharrten auf Gemmas Schultern. »Verdammter Mist!«
      Gemma stöhnte. »Oh, nein! Nicht schon wieder. Nicht heute abend. Das sollen andere erledigen.«
      »Mach dich schon mal auf das Schlimmste gefaßt.« Mit einem Seufzer hievte Kincaid sich aus den Polstern des Sofas und ging in die Küche. Gemma hörte, wie er sich schroff mit »Kincaid!« meldete, nachdem er das schnurlose Telefon von der Basisstation genommen hatte. Dann folgte ein verwirrtes: »Ja? Hallo!«
      Falsch verbunden, dachte Gemma und sank in die Polster zurück. Aber Kincaid kam ins Wohnzimmer, das Telefon am Ohr, die Stirn in Falten.
      »Ja«, sagte er schließlich. »Nein, das ist schon in Ordnung. Ich war nur so überrascht. Ist schließlich lange her«, fügte er mit einem Anflug von Sarkasmus hinzu. Er trat vor die Balkontür, zog den Vorhang zurück und starrte in die Nacht hinaus, während er zuhörte. Gemma konnte seine Anspannung an seinem Rücken ablesen. «Ja, es geht mir gut. Danke. Nur ... ich verstehe nicht ganz, wie ich dir helfen kann. Wenn das eine Polizeisache ist, wende dich an die örtliche ...«Er hörte erneut zu. Diesmal dauerte die Pause länger. Gemma beugte sich vor. Sie war seltsam beunruhigt.
      »Na gut«, sagte er schließlich, als gäbe er nach. »In Ordnung. Bleib dran.« Er kam zum Couchtisch, griff nach seinem Notizblock und schrieb etwas darauf, das Gemma nicht entziffern konnte. »Gut. Also dann bis Sonntag. Wiedersehen.« Er drückte auf die Hörertaste und starrte auf Gemma hinab, als wisse er nicht recht, wohin mit dem Telefon in seiner Hand.
      Gemma konnte sich nicht länger beherrschen. »Wer war das?«
      Kincaid zog eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher