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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen
Autoren: Deborah Crombie
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habe gefragt, was Dr. McClellan denn heute über Lydia wissen wollte?« Margerys Stimme klang noch immer leicht gereizt.
      »Ach, den üblichen Unsinn nach dem Motto: Hat Lydia in den Wochen vor ihrem Tod Anzeichen von Depressionen gezeigt? Hat sie über irgendwelche Sorgen gesprochen, hatte sie sich auf eine neue Beziehung eingelassen? Etc. etc. etc. ... Natürlich habe ich ihr gesagt, daß ich es nicht wüßte, und wenn, ich es ihr nicht sagen würde, weil nichts von alledem Einfluß auf Lydias Werk gehabt hat.« Darcy wischte den Mund an der Serviette ab und leerte sein Weinglas. »Vielleicht habe ich mich diesmal klar genug ausgedrückt.« Ein Schatten fiel über den Garten, als sich eine Wolke vor die Sonne schob. »Und es kommt doch Regen. Warum müssen die blöden Wetterfrösche nur immer recht haben?«
      »Weißt du, mein Liebling«, sagte Margery versonnen, »ich habe deine Meinung über Biographien immer für sehr extrem gehalten. Zumindest für jemanden, der Tratsch und Klatsch so liebt wie du. Was wirst du nur machen, wenn dir je ein Verleger eine unanständig hohe Summe bietet, damit du meine Biographie schreibst?«
     
    Nathan Winter wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah zu den Wolken auf, die vom Nordwesten her über den Himmel jagten. Er hatte gehofft, die Pflanzen, die er am Morgen im Audley-End-Gartencenter gekauft hatte, noch vor dem Witterungsumschwung einpflanzen zu können. Leider hatte er wohl zu spät angefangen. Trotzdem hatte sich die Fahrt nach Suffolk gelohnt, denn in den Anzuchtbeeten des jakobinischen Herrenhauses gab es altertümliche Heilpflanzen, die sonst nirgends zu bekommen waren. Später hatte er der Versuchung nicht widerstehen können, durch Park und Gärten zu wandern, hatte sich sogar eine Tasse Tee und ein Sandwich im Restaurant genehmigt.
      Jean hatte Audley End geliebt. Sie hatten so manchen Sonntag dort verbracht, waren durch das Herrenhaus geschlendert, hatten Lord Braybrooks Handschriftensammlung bewundert und sich kichernd wie Teenager vorgestellt, wie es wohl wäre, sich auf dem runden Divan zu lieben, der in der >Feudal-Bibliothek<, wie Jean sie immer nannte, seinen Platz hatte. Nathan hatte Jean ein letztes Mal dorthin gebracht, in einem Rollstuhl an einem schönen Sommertag. Das Haus war zuviel für sie gewesen. Sie hatten sich daher mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die Kräutergärten begnügt.
      Und in Audley End war er vermutlich auf die Idee verfallen, einen historischen Heilkräutergarten anzulegen. Damals jedoch hatten sie noch in Cambridge gewohnt, mit einem briefmarkengroßen Stück Land hinter dem Haus. Und Jean hatte jeden Zentimeter für ihre Blumen beansprucht.
      Nathan verharrte in der Hocke und betrachtete sein Werk. Es war das erste größere Projekt für den Garten seines Cottages, und er hatte die Wintermonate damit zugebracht, viktorianische Kräutersammlungen und Gartenentwürfe zu studieren, sich das Passende herauszusuchen und eigene Entwürfe zu zeichnen. Königskerze, Gänsefingerkraut, Johanniskraut, Wacholder, Wermut, Myrte, Liebstöckel ... bei letzterem hielt er lächelnd inne. Die meisten Leute verbanden mit diesem Kraut einen eher romantischen Zweck, und er vermutete, daß man einen guten stärkenden Likör für kalte Winternächte damit ansetzen konnte, aber eigentlich war es vor allem wirksam als harntreibendes Mittel.
      Ein Windstoß wirbelte die leeren Plastiktöpfe durch die Luft und trieb sie ratternd über den Plattenweg. Nathan warf einen Blick auf die dunkle Wolkenwand, die sich im Westen aufbaute, und begann hastig, die letzten seiner Pflänzchen einzusetzen. Er drückte die Erde sorgfältig um die Wurzeln fest, sammelte seine Gartenwerkzeuge und den Abfall ein und richtete sich vom feuchten Boden auf. Seine Knie protestierten, wie in letzter Zeit bei Wetterumschwüngen so häufig, und er erinnerte sich wehmütig an die Tage, als er stundenlang und ohne die geringsten Beschwerden hatte knien können. Vielleicht sollte er vor dem Abendessen ausgiebig in Arnika und Lavendel baden ... Abendessen! Wie hatte er nur vergessen können, daß er Adam Lamb zu einem frühen Imbiß eingeladen hatte? Und der Mann war eiserner Vegetarier. Das bedeutete, daß Nathan etwas Entsprechendes auf den Tisch bringen mußte, wenn er ihn nicht beleidigen wollte. Er ging im Geiste den Inhalt seines Kühlschranks durch. Eier, ein paar Pilze - er konnte ein Omelette machen - grüner Salat und ein halber Laib Schrotbrot
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