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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
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hat.
    »Wenn man mal außer Acht lässt, wie genau du weißt, dass die Antwort darauf ›Scheiße, nein‹ lautet, geht es mir gut, Mahir. Müde. Ich hätte nicht dort rausgehen sollen.«
    »Wenn du nicht … «
    »Becks hatte alles unter Kontrolle. Es ist jetzt ihr Ressort. Ich hätte mich nicht einmischen sollen.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
    »Ach ja?«
    Mahir hielt inne und sagte dann: »Ich habe mich ehrlich gesagt gefreut, dich dort draußen zu sehen. Wenn ich das sagen darf, Shaun, du hast dort so sehr wie du selbst gewirkt wie schon lange nicht mehr. Vielleicht denkst du ja darüber nach, das als Beginn eines … sagen wir mal Wiederauflebens zu betrachten, falls dieses Wort in dem Zusammenhang nicht geschmacklos ist. Es würde dir nicht schaden, noch etwas anderes zu machen außer Zeit im Büro zu verbringen.«
    »Ich denke darüber nach.«
    Nein, das tust du nicht.
    »Nein, das tust du nicht«, sagte Mahir und wiederholte damit in unheimlicher Weise Georges Worte.
    »Jetzt verbündet ihr euch gegen mich«, brummte ich.
    »Wie bitte?«
    Manchmal war Mahir schlauer, als gut für mich war. »Nichts«, sagte ich etwas lauter. »Ich mach jetzt Schluss, Mahir, ich muss mich aufs Fahren konzentrieren.«
    »Shaun, ich finde wirklich, du solltest … «
    »Sag in der Chefetage Bescheid, dass ich erst wieder zu einer in eurem Teil der Welt christlichen Zeit anrufe. Sagen wir fünf Minuten vor dem Wecker?«
    »Shaun, ehrlich … «
    »Bis später.« Ich drückte auf einen Knopf am Armaturenbrett und schnitt Mahir damit mitten im Satz das Wort ab. Die sich anschließende Stille war so beruhigend, dass sie mich fast vergessen ließ, dass ich nach wie vor gefilmt wurde. Ich hob eine Hand und zeigte dem Sendewagen liebenswürdig den Stinkefinger.
    Nicht nett , schalt mich George.
    »Also bitte, George.«
    Beleidigt schwieg sie. Zur Abwechslung war mir das mal egal. Eine schmollende Schwester ist besser als eine schimpfende Schwester, insbesondere, wenn man versucht, mit dem Umstand zurande zu kommen, dass die Welt mich gerne wieder regelmäßig im Feld sehen möchte. Eine tote Mason genügt manchen Leuten einfach nicht.
    Um mich abzulenken, trat ich aufs Gas, beschleunigte und zog an dem Sendewagen vorbei. Das war eine Abweichung von unserer üblichen Fahrformation, aber keine so starke, dass sie die anderen ernsthaft beunruhigen würde. Bei unseren Zuschauern sah das vielleicht anders aus – insbesondere bei denjenigen, die noch immer auf einen weiteren Kampf hofften – , aber unsere eigenen Leute würden es verstehen.
    Ich trat fester aufs Gas und raste Richtung Alameda County und Heimat.
    Vor Georges Tod hatten wir beide bei unseren Adoptiveltern in dem herrschaftlichen Berkeley-Haus gewohnt, in dem wir auch aufgewachsen waren. Es handelte sich um ein ehemaliges Institutsgebäude, das die Universität nach dem Erwachen verkauft hatte. Ich war sofort dorthin zurückgekehrt und hatte festgestellt, dass ich es nicht aushielt. Ich kam damit klar, Georges Geist in meinem Kopf zu haben, aber mit den Jahren der Erinnerung an jenes Haus wurde ich nicht fertig. Vor allem aber konnte ich nicht mit ansehen, wie die Masons beständig nach Möglichkeiten suchten, Profit aus dem Tod ihrer Adoptivtochter zu schlagen. Wir haben immer gewusst, was sie uns und was wir ihnen bedeuteten, aber erst durch Georges Tod war mir wirklich klar geworden, wie ungesund diese Beziehung war. Ich zog so schnell wie möglich aus und mietete mich in einer schäbigen kleinen Innenstadtwohnung in El Cerrito ein. Sechs Monate später, als unsere Website ernsthaft Schotter abzuwerfen begann, zog ich erneut um. Diesmal ging es nach Oakland, in eine der vier Wohnungen im gleichen Gebäude, die wir für Nach dem Jüngsten Tag gemietet hatten. Eine Wohnung diente als Büro, eine teilten sich Alaric und Dave, die die Hälfte der Zeit beste Freunde waren und die andere Hälfte Todfeinde; eine Wohnung stand Mitarbeitern zur Verfügung, die zu Besuch waren und einen Platz zum Schlafen brauchten.
    Und eine Wohnung war für mich und George, die zwar körperlich keinen Raum einnahm, aber zu jedem einzelnen Zimmer so sehr dazugehörte, dass ich mir manchmal vormachen konnte, sie würde nur mal kurz frische Luft schnappen und käme gleich zurück, wenn ich bloß ein bisschen wartete. Wenn ich noch zum Psychiater gehen würde, hätte der mir wahrscheinlich einen Vortrag über meine ungesunde Einstellung gehalten. Gut, dass ich meinen Seelenklempner gefeuert
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