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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit
Autoren: Mira Grant
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Mensch als in echt, was? Spende ich da auch Geld für gute Zwecke und helfe alten Zombiedamen über die Straße, damit sie kleine Kinder beißen können?«
    Mahir seufzte. »Liebe Güte, du hast heute aber echt eine Laune, was?«
    »Hast du die Foren im Auge behalten?«
    »Das weißt du doch. Zumindest bis ich ins Bett gegangen bin.« Ich wusste auch, dass er die Zahlen aufgerufen hatte, sobald ich ihn aus dem Bett geholt hatte, weil Mahir eben so tickte. Manche Leute schauen nach ihrer Brieftasche; er schaute nach unseren Quoten.
    »Dann weißt du, dass ich nicht in der Stimmung für eitel Sonnenschein bin.« Ich hielt inne. »Dieser Ausdruck ergibt keinen Sinn. Warum sollte ich überhaupt jemals in der Stimmung für irgendwas Eitles sein?«
    »Shaun … «
    »Gegen den Sonnenschein habe ich allerdings nichts. Sonnenschein ist praktisch. Eigentlich sollte es heißen ›Sonnenschein und gute Sicht zum Schießen‹. Eben etwas, worüber man sich wirklich freuen würde.«
    »Shaun … «
    »Wie ist das Material angekommen?«
    Einen Moment lang antwortete Mahir nicht, weil er sich erst darauf einstellen musste, dass ich aufgehört hatte, sinnloses Zeug zu reden. Dann räusperte er sich und sagte: »Wir haben gerade eine unserer höchsten Klickraten und Downloadanteile in den letzten sechs Monaten. Es gibt elf externe Interviewanfragen, und ich schätze, dass du ebenso viele, wenn nicht sogar mehr, in deinem Postfach finden dürftest. Sechs der jüngeren Irwins haben bereits in den Mitarbeiterchats versucht herauszufinden, ob du zu einer gemeinsamen Exkursion bereit bist.« Er hielt kurz inne. »Keiner davon wurde während deiner Zeit als Abteilungsleiter eingestellt.«
    Das bedeutete, dass sie mich kannten, aber niemals mit mir zusammen im Feld gearbeitet hatten. Ich seufzte. »In Ordnung, dann erschieße ich sie nicht. Was ist die schlimmste Schlagzeile?«
    »Bist du dir sicher, dass du beim Fahren darüber reden willst?«
    »Woher weißt du … «
    »Du hast zwar auf Verzögerung gestellt, aber es gibt immer noch einen Haufen Leute, die dich durch die Heckkamera des Wagens beobachten, in der Hoffnung, mitzubekommen, wie du noch einmal angegriffen wirst.«
    Natürlich. »Es gibt Tage, da denke ich ernsthaft daran, Buchhalter oder so was zu werden.«
    »Du würdest durchdrehen.«
    »Aber niemand würde mich dabei anstarren. Wie lautet die schlimmste Schlagzeile, Mahir?«
    Er seufzte schwer. »Bist du sicher?«
    »Bin ich.«
    »Also gut. ›Shaun of the Dead, Teil 2.‹« Er schwieg. Ich antwortete nicht. Anscheinend fasst er das als Aufforderung zum Fortfahren auf. »Shaun Philip Mason, der bekannteste und beliebteste Action-Blogger der Welt (die von Eingeweihten als ›Irwins‹ bezeichnet werden, einem Naturforscher aus der alten Zeit zu Ehren, der besonders gerne mit gefährlichen Tieren arbeitete), kehrte heute nach fast einem Jahr ausschließlicher Büroarbeit ins Feld zurück. Ist dies das Ende seines viel debattierten ›Rückzugs‹, zu dem er sich in den sehr emotionalen Wochen nach dem Tod seiner Adoptivschwester, der Nachrichtenbloggerin Georgia Mason, entschloss? Oder bedeutet es … «
    »Das genügt, Mahir«, sagte ich leise.
    Sofort brach er ab. »Tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Ich hätte nicht angerufen, wenn ich nicht mit etwas Schlimmem gerechnet hätte. Jetzt weiß ich wenigstens, womit ich es zu tun kriege, wenn ich wieder im Büro bin.« George war ebenso verärgert wie ich darüber, dass der Rest der Welt sich weigerte, mich verdammt noch mal in Ruhe zu lassen, und fluchte in meinem Hinterkopf beständig vor sich hin. Das war eher beruhigend als störend. Nicht alles, was mir unter die Haut geht, regt sie gleichermaßen auf, und am verrücktesten fühle ich mich immer, wenn die Stimme in meinem Kopf anderer Meinung ist als ich.
    »Alles in Ordnung?«
    Ich wartete einen Moment mit meiner Antwort und suchte nach einer guten Formulierung. Wenn George einen besten Freund gehabt hat – einen besten Freund außer mir jedenfalls – , dann ist es Mahir gewesen. Er ist ihr Stellvertreter gewesen, bis sie ihm durch ihr Ableben zu einer unerwünschten Beförderung verholfen hat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass eigentlich niemand außer ihm versteht, wie nahe wir einander gestanden haben und wie sehr ihr Tod mich gebrochen hat. Er ist der Einzige, der nie daran zweifelt, dass sie noch immer mit mir redet.
    Ehrlich gesagt glaube ich, dass er neidisch ist, weil sie noch nie mit ihm gesprochen
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