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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24
Autoren: A John
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Das blasse, frühe Himmelsblau flirrte, flimmerte, waberte. Na ja, dachte Sally, wenigstens haben wir verhindert, dass Org den Lords in die Hände fällt.
    Undeutlich erst nahm das Wabern Gestalt an. Wie Rauchgebilde erkannte sie Flügel, riesige Schwingen, lang gestreckte Hälse. Gleichzeitig ertönte ein sirrendes Geräusch, als würden Bögen über Saiteninstrumente geschrammt, vielstimmig, grässlich. Es wurde laut und lauter, steigerte sich zu einem einzigen Schrei, der das Blut gefrieren ließ. Die heranbrandende Hybridenmasse verdunkelte den Himmel. Unzählige graubraune Schwingen, schuppige Leiber, Schlangenhälse, aufgerissene Mäuler bildeten sich aus dem wogenden Dunst, brausten windschnell näher, stießen hungrige, blutgierige Schreie aus! Und dann waren sie weg. Weg! Innerhalb eines einzigen Lidschlags verschwunden!
    Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Niemand bewegte sich. Die Sonne stieg höher, gewann an Kraft, schon wurde es wärmer auf dem kahlen Platz, das Himmelsblau intensivierte sich, klar, schön und tief, nichts flirrte, nichts waberte. Alle lebten noch.
    »Äh«, sagte Sausalito, »jemand muss mich jetzt losschneiden oder mir den Schweiß von der Stirn wischen.«
    Sie erwachten wie aus einem Albtraum. Caleb befreite die Freunde. Wacklig staksten sie herum, versuchten die steifen, eingeschlafenen Glieder zu bewegen.
    »Was war das?«, fragte Jessup. »Was im Namen aller Höllenteufel war das?«
    Caleb winkte ab. »Ist ’ne lange Geschichte. Sehr lang. Wir erzählen sie später.«
    »Die Hybride? Wann kommen sie zurück?«
    »Nie.«
    »Wie nie?«
    »Nie wie niemals.«
    »Yeah, man!«, schrie Jarvis und umarmte ihn. »Ich hab ja gewusst, dass du dir was einfallen lassen würdest, aber dass es so was Durchschlagendes ist, hätte ich nie gedacht.« Und er drückte dem Freund einen dicken Schmatz auf die Wange.
    »He!«, rief Caleb scheinbar empört. »Lass das!« Doch er grinste dabei. »Außerdem hat Sally alles gemacht. Ich war nur schmückendes Beiwerk!«
    Josie stand immer noch an die Säule gelehnt. »Mir is so komig«, sagte sie. »Ganz mekwüdig.«
    »Mir auch«, stimmte Carlita mitfühlend zu.
    »O Gott!«, rief Monnia. «Wir müssen Paul aus dem Helikopter holen. Wenn er aufwacht, darf er nicht alleine sein!«
    Natürlich! Sally machte sich Vorwürfe, dass sie nicht selbst daran gedacht hatte, aber wie sich herausstellte, war Paul noch weit davon entfernt, aufzuwachen. Er lag in einer tiefen Ohnmacht, doch er lebte und schien äußerlich unversehrt. Sie zogen ihn vorsichtig aus der Maschine, trugen ihn in den kargen Schatten der Säule, setzten sich zu ihm und beratschlagten, wie es weitergehen sollte.
    »Mir is so komig«, sagte Josie. »Ganz …«
    »… mekwüdig, ich weiß«, unterbrach Caleb sie ungeduldig. »Das hilft uns jetzt auch nicht. Wir sollten von hier verschwinden, bevor unsere Freunde da unten mitkriegen, dass man sich gefahrlos draußen aufhalten kann.«
    »O-oh«, machte Sausalito. »Zu spät, fürchte ich.«
    Von der Treppe näherte sich der Pulk. Mist, dachte Sally, wir hätten niemals bei der Säule bleiben dürfen. Durch den Glasboden konnten sie uns beobachten, zumindest konnten sie erkennen, dass wir nicht gefressen wurden. Außerdem mussten die beiden Kundschafter das gleiche spukhafte Schauspiel beobachtet haben wie sie. Vorsichtig, in fluchtbereiter Haltung, die Pistolen im Anschlag, näherten sich die Leute.
    »Schneller, schneller, ihr Dummköppse!«, fluchte Padrino. »Es sind keine Hybride da. Ach, verdammt, lasst unsch dursch, lascht die Lordsch dursch!«
    Lasscht die Lordsch dursch? War er betrunken?
    Eine Gasse bildete sich, der Dreistern von Esperanza trat vor, flankiert von den Memoranden, Padrino gestützt auf zwei seiner Männer. Er sah furchtbar aus. Die Stümpfe bluteten, die Gaze über dem Loch in seinem Gesicht war faulig verfärbt.
    Mariposa, weiß wie ein Laken, rief: »Josslyn!«
    »Mir is so komig«, antwortete Josie.
    Baldur sagte nichts. Finster starrte er auf Caleb und röchelte aus seiner Wunde an der Kehle.
    »Hepp!«, rief Padrino zu den Memoranden. »Folgendesch vekündet der Dreisteen von …«
    Niemals sollte die Welt erfahren, was der Dreistern zu verkünden beabsichtigte. Die Memoranden lösten sich auf. Fassungslos starrten die Lords auf drei armselige Kleiderhäufchen zu ihren Füßen. Obenauf lagen die Hüte.
    »Erschießn!«, schrie Padrino und deutete mit dem Armstumpf zittrig auf die jungen Leute. »Erschie…« Zuerst
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