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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24
Autoren: A John
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Liebespaar lehnt eng umschlungen neben ihnen am Geländer. Die junge Frau trägt ein bauschiges Sommerkleid, ihr kurzes, lockiges Haar flattert im Wind, auf ihrer Nase sitzt eine lustige Brille mit runden Gläsern. Ihr Freund hat schwarze Haare und ist in einen teuren Anzug gekleidet. »Die Zeit der Hybride ist vorbei«, sagt er. »Wird nicht mehr lange dauern!« Lächelnd deutet er auf seine Freundin. »Das ist Kate. Ich wollte, dass du sie wenigstens einmal siehst. Gefällt dir meine Welt, Sally?«
    Bevor sie antworten kann, nimmt er sie bei der Hand, und sie fliegen hinauf in den Himmel, Sally und der junge Mann. »Donny heiße ich!«, ruft er lachend. »Donny Salvato!« Knapp unter den Wolken schweben sie, sehen die Brücke, die Bucht, das weite Meer, die Küstenberge. Sie sehen die Stadt auf ihren Hügeln, die steilen Straßen, die Wolkenkratzer, den Hafen, die Docks. Sie sehen die Menschen durch die Avenuen schlendern und auf den Rasenflächen der Parks Picknick machen, sehen Kinder in Gärten spielen und Väter den Grill anheizen. Sie sehen Bettler in Mülltonnen wühlen und eine Gruppe von Musikern, die ihre Instrumente auf einer Stadionbühne installiert.
    Sie sehen den Riss am Horizont.
    »Zeit, loszulassen«, sagt Windmann. Er gibt Sallys Hand frei und driftet davon. »Vergiss mich nicht!«, ruft er noch.
    Sally fällt.

Kapitel 26
    Zusammengerollt kauerte sie in den Überresten eines Helikopters und sie stürzte immer noch ab! Durch ein Loch im Boden sah Sally den Platz auf sich zurasen, dann nichts mehr, Dunkelheit erfüllte die Maschine, erfüllte die Welt, wabernde, lebende, kreischende Finsternis, als sausten sie mit ihrem kaputten Fluggerät geradewegs durch einen Höllenschlund. Das Kreischen wuchs an, steigerte sich zu ohrenzerfetzendem, markerschütterndem Gebrüll – und brach ab. Die Finsternis zerstob. Einen winzigen Moment lang registrierte Sally graues Morgenlicht, dann schlugen sie auf. Der Schock des Aufpralls raste durch ihren Körper, stauchte die Knochen, quetschte die Organe, raubte ihr für Sekunden Atemluft und Besinnung. Metall prallte krachend auf Stein, die alte Maschine knirschte, schwankte, seufzte ein letztes Mal und die Landekufen brachen weg. In Sallys Kopf brauste noch der Nachhall der letzten, lärmenden Sekunden, trotzdem spürte sie die plötzliche Stille ringsum. Staub- und Rostpartikel drehten sich wie Rauch.
    »Raus!«, schrie Monnia. »Wir explodieren!«
    »Keine Panik«, erwiderte Caleb mit fremder, heiserer Stimme. »Kein Treibstoff. Lebt ihr noch?«
    »Der Moloch hat gekreischt«, flüsterte Carlita zähneklappernd. »Wie ein Schwein beim Abstechen.«
    »Sally?«, fragte Caleb.
    Sie versuchte stöhnend, sich zu entfalten, streckte eine Hand nach Paul aus, der zusammengesunken neben ihr lag. Sein Körper war warm.
    »Er lebt!«, schluchzte Monnia, eine Hand an seiner Halsschlagader. »Wir müssen ihn hinaustragen.« Eilige Schritte näherten sich. Zwei Kundschafter aus dem Gefolge der Lords rannten herbei, stoppten unmittelbar neben dem Helikopter und glotzten herein. Bestimmt eine halbe Minute standen sie reglos da, mit geweiteten Augen, aufgerissenen Mündern, stumm. Plötzlich verengten sich die Augen, blinzelten, als sie von einem Sonnenstrahl getroffen wurden.
    Die Sonne ging auf, o Gott, die Sonne ging auf! Die beiden Männer dachten das Gleiche, man konnte sehen, wie die Erkenntnis sie überfiel. Sie drehten sich auf dem Absatz um, rannten um ihr Leben, in Richtung Treppe, der rettenden Drehtür entgegen. Sie hatten keine Chance, sie würden es nicht schaffen.
    Sally rollte sich aus dem Helikopter, spürte mehr, als dass sie es sah, wie die anderen ihr folgten. Die Absturzstelle lag nur wenige Schritte von der mittleren Säule entfernt, sie schleppten sich hinüber, dahin, wo die Gefährten immer noch gefesselt standen, still jetzt, das Gesicht dem Himmel zugewandt, um sehenden Auges den Tod zu erwarten. Sally, Monnia, Caleb und die kleine Carlita stellten sich dazu. Es gab keine andere Möglichkeit. Keine Zeit mehr, die Fesseln zu zerschneiden, irgendeinen Unterschlupf zu suchen. Keine Zeit, Paul aus dem Helikopter zu tragen. Dieser war nur noch ein rostiger Haufen Schrott, seine Rotorenblätter verbogen, zerbrochen, keine Fenster, keine Tür, nur Löcher. Auch Paul würde als Hybridenfutter enden. Josie begann zu singen, das Lied von der Freundschaft und den alten Zeiten.
    Und da kamen sie, fielen aus den Höhen, als entstammten sie geradewegs dem Weltall.
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