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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24
Autoren: A John
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dich mir ganz, halte nichts zurück! Werde mächtig und frei! Zeige mir, was du verbirgst, gib es mir, gib mir alles, halte nichts zurück, lass die Mauer zerbrechen!
    Stein auf Stein, dachte Sally, Reihe auf Reihe, fest und immerdar. Die Mauer trotzt Wind und Wellen, Reiterheeren und Belagerungen. Niemand kann sie erklimmen, niemand weiß, was dahinterliegt. Altersbraun sind die Steine, warm in der Sonne, rau unter den Händen, sie riechen nach Ziegelstaub. Die Mauer … zerbrach. Endlich, jubelte der andere, jetzt sind wir eins! Doch jäh brach der Jubel ab, entsetztes Begreifen folgte! Die kalte Macht zerbröckelte, die Röhren, die Adern, die Fäden lösten sich auf, der andere verschwand.
    Sally stürzte ab.
    »Absturzposition!«, schrie jemand hinter ihr …
    Sie … steht im Stadion und jubelt. Um sie herum johlt der ganze Block C, alle Bänke, alle Ränge ein einziges Wogen und Tosen in Grünblau, den Farben der Schule. »Bä-ren! Bä-ren!«, skandieren die Cheerleader, die Schüler fallen ein, klatschen, stampfen rhythmisch im Chor, kehren wieder zu ihrem brausenden Jubel zurück. Unten auf dem Rasen dreht die Mannschaft ihre Ehrenrunde. Verschwitzt sind die jungen Helden, zerzaust und verdreckt, und doch leuchten sie vor Glück, sie haben gewonnen, das wichtigste, entscheidende Match der Saison. Und Paul ist der Glücklichste von allen, er hat gekämpft wie ein Löwe. Seine Mannschaftskollegen heben ihn auf die Schultern, tragen ihn im Triumph durch das Stadionrund. Im Block C kreischen die Mädchen, als wäre Paul ein Popstar. Er sieht aber auch gut aus, mit seinem wehenden Blondhaar und dem grünblauen Sportdress, selbst Sally muss das zugeben. Sie freut sich für ihn, für die Schule, für sich selbst, das Herz wird ihr weit, als sie erneut in die Hochrufe einfällt.
    Auf dem Rasen marschiert die Schulband auf, die Cheerleader zeigen ihre Show, Winnie Bär, das Maskottchen, führt einen tollpatschigen Tanz vor. Bald ist alles vorbei, denkt Sally.
    Sie sitzt im Atrium des Einkaufscenters, am großen Springbrunnen. Es herrscht viel Betrieb an diesem Mittag. Die Leute hocken auf der Brunnenmauer, andere sitzen auf den Bänken bei den Eukalyptusbäumen, an den Tischen der Cafés oder schlendern umher und schlürfen Kaffee aus hohen Pappbechern. Musik dudelt. Männer und Frauen in dunklen Anzügen sprechen hektisch in ihre Kommunikatoren. Schulmädchen wuseln kichernd vorüber. Eins davon ist wie Sally gekleidet, grüner Blazer mit blauen Paspeln, grün-blau karierter Faltenrock. Sie winkt ihr zu. Ein Rudel Kinder hat Schuhe und Strümpfe ausgezogen und planscht im Brunnen.
    »Carlita!«, schreit eine dicke Frau. »Komm sofort da raus!«
    »Nö«, gibt eine Kleine zurück und zieht schlurfend ihre Bahnen durch das knöcheltiefe Wasser.
    Monnia zwängt sich durch das Gedränge vor Marios Eisladen, trägt zwei Waffeltüten, hoch gefüllt mit Eiskugeln und Sahnehäubchen darauf. Abwechselnd schleckt sie an den Waffeln, um zu verhindern, dass das schmelzende Eis ihr die Hände bekleckert.
    »Bitte schön«, sagt sie und streckt Sally eine der riesigen Eistüten hin. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
    »Toll, danke.« Himbeere, Schokolade und Pistazie, die besten drei Geschmäcker der Welt! Genau in dieser Reihenfolge müssen die Kugeln in der Tüte stecken, die falsche Folge verdirbt alles.
    Sonnenstrahlen funkeln in den gläsernen Aufzügen, die an den Galerien hinauf- und hinabsausen. Luftballons und Wimpel tanzen an den Geländern. Ganz weit oben, im Himmel über dem Einkaufszentrum, hängt ein Luftschiff. Es trägt eine Reklame-Aufschrift: Deadline 24.
    Sie spaziert mit Caleb über die Brücke. Sie mag Caleb. Er ist so groß, so athletisch, trägt coole Klamotten und seine Dreadlocks hängen ihm bis weit in den Rücken. Das Herz hat ihr vor Freude gehüpft, als er sie an diesem Feiertagmorgen zu einem Spaziergang eingeladen hat.
    Weit spannt sich die Brücke über die Bucht, tiefrot leuchten Gestänge und Kabel, blau der Himmel, blauer das Meer. Schiffe kreuzen durch die Bucht, Sportjachten mit weißen Segeln, Motorboote, Fähren, Ausflugsschiffe, alle winzig klein aus dieser Höhe.
    »Die da mag ich nicht«, sagt Sally und zeigt auf eine Flottille glitzernder Dreiecksflügler, die aus den Wellen steigen, kleinere Boote gefährlich umkurven und wieder in die Tiefen tauchen.
    »Hybride«, sagt Caleb, »halb U-Boot, halb Flugzeug. Ich kann sie auch nicht leiden, sehen irgendwie bösartig aus.«
    Ein
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