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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24
Autoren: A John
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der dünne, melodische Ruf: »Pa-a-a-ul!« Hier in der windstillen Zone war er deutlich zu vernehmen, obwohl der Platz mit den Säulen weit hinter ihnen lag. Wie weit genau, hätte Sally nicht sagen können, Entfernungen waren schwer zu schätzen in dieser Düsternis. Und Paul begann zu sinken.
    Es geht los, dachte Sally.
    Paul sank langsam, wie Windmann es vorhergesagt hatte. Sie stellte sich vor, wie ihr Bruder im letzten Rest seiner menschlichen Erinnerungen mühevoll nach der Bedeutung dieser süßen Stimme suchte. Sallys Panik erhielt neue Nahrung. Was, wenn sich Paul früher als erwartet an Josie erinnerte? Wenn er mit vollem Schub zum Platz hinüberraste, bevor sie eine Möglichkeit gefunden hatten, die Maschine zu entern? Nein, sie durften nicht abwarten, sie mussten höher hinauf! Spiralartig begann sie, ihren Schweber hochzuschrauben, Monnia folgte ihr. Aber sie gewannen nur langsam an Höhe, die Schweber hatten ihr Maximum fast erreicht und waren schwer beladen. Sie spürte, wie Caleb sich über ihr aufstützte, als versuche er instinktiv, sich leichter zu machen, sie fühlte das Zittern seiner überanstrengten Muskeln.
    Endlich kam Org näher, sehr rasch sogar, schon konnte Sally die Röhren an seiner Unterseite erkennen. Und dann ging alles sehr schnell. Plötzlich waren sie in blendende Helligkeit getaucht, das gleißende Licht war nur noch wenige Meter über ihnen. Erschreckt wich Sally zur Seite aus, der Schweber schlingerte, trotzdem gelang es Caleb, sich in eine hockende Stellung zu hieven. Als Seemann war er an schlingernde Böden gewöhnt. Sally aber, immer noch verwirrt durch Orgs überraschende, völlig lautlose Annäherung, begriff erst jetzt, dass es die ganze Zeit über so still gewesen war. Es gab kein Geräusch! Die Rotoren drehten sich in rasendem Wirbel, doch völlig lautlos, ohne den geringsten Luftzug. Ihre Kraft wirkte nach außen, presste den Sturm über die Stadt wie ein brausendes Zelt. Draußen heulte und tobte der Wind mit unverminderter Kraft, hier drinnen aber war es ruhig wie in einer gläsernen Glocke. Was für ein mächtiges Wesen Org war, er konnte Regen machen und Stürme erschaffen! Doch trotz all seiner Macht ahnte er nicht, dass er mit dem Sturm auch seinen Todfeind beschworen hatte. Hoffentlich war es auch so, hoffentlich war er so ahnungslos, wie Windmann es versichert hatte. Es gab keinen Weg mehr zurück, keine Möglichkeit, sich anders zu besinnen. Die Landekufen kamen in Sicht, schon waren sie mit ihnen auf gleicher Höhe!
    Caleb ging in die Hocke, krallte sich mit der linken Hand an Sallys Hemd fest und packte mit dem rechten Arm die Kufe.
    »Jetzt!«, schrie er und schwang sich hinüber. Der Schweber schwankte heftig, Sally glich aus, dirigierte ihn näher an die seitliche Tür, die Caleb aufgezogen hatte. Er hievte sich hinein, kam schwungvoll auf die Füße, streckte Sally auffordernd die Arme entgegen. Doch Org sank zu schnell, Sally würde es nicht schaffen, sie würde die Tür verfehlen! Blitzschnell drehte sie eine enge Kurve, tauchte unter den Rotoren hindurch, ließ sich einen Herzschlag lang in den Sturzflug fallen, erreichte erneut die Tür, brachte den Schweber in eine horizontale Position, ließ die Griffe los, ging in die Hocke – und sprang. Caleb fing sie auf. Unmittelbar hinter Sally flog Monnia an. Mit unglaublichem Geschick dirigierte sie ihren Schweber so nahe heran, dass Carlita nur einen Schritt zu tun brauchte. Aber Org sank weiter und schon befand sich Monnias Schweber über ihnen. Sie vollzog das gleiche Manöver wie Sally zuvor, erreichte die Tür, machte sich sprungbereit und – zögerte!
    »Komm schon, komm schon!«, schrien die anderen verzweifelt, da endlich sprang auch Monnia. Aber ihr Zögern hatte eine halbe Sekunde zu lang gedauert, Org war bereits zu tief. Monnia prallte mit dem Oberkörper gegen die Türkante, schnappte nach Luft, krallte sich in die Röhren, strampelte verzweifelt mit den Beinen auf der Suche nach Halt. Caleb umfasste ihre Taille, Sally und Carlita packten ihre Beine. Mit vereinten Kräften zogen sie Monnia ins Innere des Helikopters.
    »Die Schweber!«, jammerte sie atemlos, als sie wieder Boden unter den Füßen fühlte. »Wir werden sie verlieren!« Deshalb also hatte sie gezögert. Sie machte sich Sorgen um ihre kostbaren Schweber!
    Sally blickte ihnen nach, wie sie vom Sturm gebeutelt davonsausten, als wären sie glücklich, endlich aller Lasten ledig, ihrem Sklavendasein entronnen zu sein.
    »Lass nur,
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