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Deadline 24

Deadline 24

Titel: Deadline 24
Autoren: A John
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einer Wahnsinnsgeschichte und erinnere mich an nichts. Nichts!«
    Vater erwähnte Sally nicht. Sie wollte damit warten, bis Paul mehr zu Kräften gekommen war, und dann unter vier Augen mit ihm sprechen.
    Am nächsten Morgen, bevor sie aufbrachen, bestatteten sie Josies Kleider. Das glaubten sie ihr und sich selbst schuldig zu sein. Die Sachen der anderen Lords ließen sie, wo sie lagen. Sally plädierte dafür, auch Mariposas Kleidung in die kleine Grube zu legen, die sie in einem Schuttberg ausgehoben hatten, doch die Gefährten waren dagegen. Mariposa sei genauso eine Bestie gewesen wie die anderen Lords, sie habe Josie an die Säule fesseln lassen, und am Morgen ihrer Auflösung habe sie wie versteinert neben Padrino gestanden, als der zu einer Urteilsverkündung ansetzte. Man brauche ja wohl keine große Fantasie, um sich vorzustellen, wie dieses Urteil gelautet hätte. Nachdem die Hybride als Vollstrecker nicht mehr zur Verfügung standen, vermutlich Tod durch Erschießen, wahrscheinlicher aber war, dass Padrino sich noch auf ein paar hübsche Foltermethoden besonnen hätte. Mariposa hatte keine Anstalten gemacht, wenigstens Josie zu retten.
    Sally wandte ein, dass Mariposas letztes Wort der Name ihrer Tochter gewesen war. So einigten sie sich schließlich auf einen Kompromiss und legten einen von Mariposas Silberringen in die Grube. Auf den Gedenkstein ritzten Sally und Paul jedoch nur den Namen, den Josie sich selbst gegeben hatte.
    Es war ein langer Weg nach Hause. Für die Strecke, die die Mädchen auf ihren Schwebern in wenigen Stunden zurückgelegt hatten, brauchten sie nun dreieinhalb Tage. Unter den Hinterlassenschaften der Lords hatte Sally ihre Karten, den Kompass und Großvaters Uhr wiedergefunden, und so hatten sie sich nach einigem Überlegen für die Schweberroute entschieden. Zwar wären sie, der Karawanenroute folgend, auf andere Kuppelfarmen gestoßen, hätten sich dort erholen und erfrischen können, doch sie hätten auch erzählen müssen, was geschehen war, Fragen über Fragen beantworten müssen, und sie merkten alle, dass sie dazu noch nicht bereit waren. Sie brauchten diese Zeit der ungestörten Wanderung, um mit sich selbst ins Reine zu kommen, um die vergangenen, verrückten Tage wenigstens halbwegs zu verarbeiten.
    Das Gelände war nicht allzu schwierig, sie fanden Wasser und Früchte, doch sie waren erschöpft, begrenzten das tägliche Marschpensum auf die Morgen- und Abendstunden, während der größten Tageshitze ruhten sie. Immer wieder diskutierten sie über die verschwundenen Monster, von denen ihnen die menschlichen am rätselhaftesten blieben. Aber zumindest schien jetzt geklärt, warum Padrinos und Baldurs Körper über diese unnatürlichen Selbstheilungskräfte verfügt hatten. Josie war vermutlich die letzte, überaus gelungene Schöpfung des Molochs gewesen, Mariposa mit ihren Launen ein nicht ganz so geglücktes Übergangsmodell. Sally wollte es jedoch partout nicht in den Kopf, dass die Lords ihre Absonderlichkeiten einfach so hingenommen hatten, dass sie nicht ins Grübeln geraten waren. Sie selbst grübelte, seit sie denken konnte, über ihre Absonderlichkeiten nach.
    »Das dämonische Bewusstsein«, vermutete Caleb, als Sally sich gegen Ende der Wanderung wieder einmal über dieses Thema ausließ, »das Programm, wie Windmann es nannte. Es hat ihnen einfach nicht gestattet, über gewisse Dinge nachzudenken. Sie hielten sich für auserwählt. Basta.«
    »Sie glaubten, sie wären so ’ne Art Übermenschen«, ergänzte Jessup. Während der langen Stunden an der Säule hatte Josie den Seeleuten einiges über ihr Leben und das der Lords erzählt. »Sie fühlten sich viel zu erhaben, um sich unters gemeine Volk zu mischen. Dass sie sich doch mal dazu herabließen, wie jetzt bei der Jagd nach dem Helikopter, war eine große Ausnahme. In Esperanza bekamen normale Leute sie nur bei ganz seltenen Gelegenheiten zu Gesicht, bei Audienzen zum Beispiel, bei Gerichtsverhandlungen oder, äh, besonderen Vergnügungen. Wie Josie erzählte, hat Mariposa ganze Heerscharen von Liebhabern verbraucht. Aber auf die Frage, wer von denen Josies Vater war, hat sie immer nur geantwortet, es gebe keinen Vater.«
    »Da muss Josie doch ausgerastet sein«, vermutete Paul.
    »Ist sie auch«, erwiderte Jessup. »Das war einer der Gründe, weshalb sie abgehauen ist. Sie wollte normal sein, wie alle. Das ganze Lordgetue ging ihr unheimlich auf die Nerven.«
    Wehmut erfasste die Freunde, als sie an Josie
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