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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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dran!“ Leons Stimme schwebte irgendwo über ihm. Sie klang nach Befriedigung.
Bitte, lasst es vorbei sein!, flehte Josh innerlich.
„Der liegt da, als wolle er gefickt werden“, murmelte jemand.
OhGottohGottohGottohGott …
„Guck mal, da hat einer `ne Flasche stehen lassen. Wollen wir dem Homo einen Gefallen tun und es ihm so richtig nett besorgen?“
Joshs Kopf schnellte ohne sein Zutun in die Höhe. Er starrte auf Nico, der mit einer leeren Wasserflasche in der Hand und einem widerlichen Grinsen im Gesicht auf ihn zukam.
„Bitte nicht, nein!“ Josh hielt abwehrend die Arme hoch, versuchte auf die Beine zu kommen, zu fliehen, nach hinten wegzurutschen. Irgendwas.
„Halt still, du Wichser.“ Er wurde im Nacken gepackt, mit dem Kopf nach unten gezwungen, während ein anderer ihn auf die Knie drehte und an den Hüften hochzwang. Josh schrie aus voller Kehle, er wehrte sich wie wild, schlug um sich, zappelte, wand sich. Mit aller Kraft presste er die Pobacken zusammen, sobald er den Plastikverschluss der Flasche an der Haut spürte.
„Nun entspann dich doch, du Süßer!“, rief einer seiner Peiniger lachend, mit einem ekelerregend hohen Falsett. Ein Schlag traf Josh unvorbereitet. Es klatschte, heftiges Brennen breitete sich über Po und Rücken aus. Ein Gürtel, sie schlugen ihn mit einem Gürtel!
„Noch mal, er spannt dagegen!“
Josh brüllte, als sie ihn wieder und wieder schlugen. In unbeherrschter Panik buckelte er gegen die Arme an, die ihn am Boden hielten. Sie lachten. Ließen ihn toben, schreien und betteln, bis ihn die Kraft verließ. Atemlos lag er da, unfähig zu denken oder zu handeln. Sein pumpendes Herz, das rauschende Dröhnen in seinem Kopf, der Kampf um Luft war alles, was sein Universum beherrschte …
Bis glühende Qual seine Welt zerriss. Machtlos zuckte er unter dem Schmerz, wimmerte bloß, unfähig sich zu wehren.
„Der is’ so eng, das geht gar nich’ rein.“
„Hört auf.“
„Komm, schieb mal mit. Ja, geil! Jetzt geht’s!“
„Hört auf.“
„Hab dich nich’ so, ist doch bloß Spaß. Schau, ihm gefällt’s, er quietscht vor Lust.“
„ICH SAGTE: HÖRT AUF!“
Das war Leon, wurde Josh mit Verspätung bewusst. Das brennende Reißen und Drücken stoppte und verschwand. Sie ließen ihn los.
„Das reicht, ihr Penner! Bei seinem Gebrüll ist’s ein Wunder, wenn nicht gleich die Bullen hier aufkreuzen. Irgendjemand schließt die Turnhalle ab, oder?“
Josh blieb wimmernd auf den Knien liegen, versuchte allerdings, die Tränen abzuwischen, die ihm die Sicht nahmen. Er sah Beine, die von ihm zurücktraten. Seine Angreifer verschwanden durch die Tür, einer nach dem anderen. Leon war der Letzte. Er drehte sich noch einmal zu ihm um. Sein Gesicht war ernst, der Ausdruck, mit dem er Josh musterte, zeigte nichts mehr von Verachtung, Wut oder Befriedigung. Er wirkte eher erschrocken. Einen langen Moment zögerte Leon, es schien fast, als wolle er zu ihm gehen.
„Nun komm endlich!“, rief jemand. Leon atmete tief durch, dann löste er den Blick von Josh und verschwand.
Was folgte war Stille, nur von gelegentlichem Schluchzen durchbrochen.
Er war allein.
Er hatte überlebt.                              
Jetzt musste er bloß noch aufhören zu zittern. Josh schloss die Augen und überließ sich dem Schock, der gewaltsam über ihn hinwegschwappte wie eine riesige Welle.
     

2.
     
Josh wusste nicht, wie lange er so dagelegen hatte, als er Schritte hörte.
Nicht noch mal! Nein!, schrie es in ihm.
Versteck dich , war der beherrschende Gedanke. Mit aller Macht versuchte er seinen Körper zu zwingen, sich zu bewegen, doch das Einzige, was er vollbrachte war, dass er flach auf dem Bauch zu liegen kam.
Scheiße, der Hausmeister … Der ruft den Notarzt, die Polizei, danach weiß es jeder … Leon bringt mich um, wenn ich ihn verpfeife …
Überfordert drehte er den Kopf zur Seite, bedeckte ihn schützend mit den Armen und verharrte so. Er wollte nichts und niemanden sehen! Sollte es Nico sein, der weitermachen wollte, würde er es früh genug erfahren.
Die Schritte wurden langsamer, zögerlich. Es klang nicht nach Herrn Schröder, dem übergewichtigen sechzigjährigen Hausmeister. Die Schritte waren zu leicht, keine Schlüssel klapperten, kein Summen irgendwelcher Radiohits.
Kam vielleicht doch einer von den vieren zurück? Leon?
Der Gedanke ließ Joshs Inneres zusammenkrampfen. Noch immer zitterte er unkontrollierbar, obwohl er ansonsten allmählich zur Ruhe
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