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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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wollen.
Tom stützte ihn ab. Leise fluchend und zischend schaffte Josh es, sich hinzusetzen. Es schmerzte höllisch. Jeder einzelne Fausthieb, Tritt, und Gürtelstriemen machte sich gleichzeitig bemerkbar. Sein Hintern brannte unerträglich, Sitzen war ausgeschlossen. Tom fing ihn auf, als Josh seitlich wegsackte. Hilflos keuchend lag er an der Brust seines Retters und versuchte, sich zu sammeln. Sein Blick fiel auf eine Wasserflasche. Blut klebte am Verschluss. Sein Blut. Es befleckte den schwarzgefliesten Boden, dort, wo er eben gelegen hatte. Josh begann erneut zu zittern wie ein Malariakranker. Tom trat die Flasche mit einem angewiderten Schnauben weg und drehte dann Joshs Kopf vorsichtig so, dass er ihm ins Gesicht schauen konnte. Tom hatte wirklich schöne Augen! Er spürte das kühle Metall der Ringe. Die Wärme der Hände. Wie es sich wohl anfühlen würde, Tom zu küssen?
Fokussieren fiel Josh seltsam schwer, vor allem wollten die Gedanken nicht zusammenbleiben, drifteten stattdessen in sinnlose Wunschträume ab, die er nie zuvor gehegt hatte. Alles war sinnlos. Wie lächerlich wenig notwendig war, einen gesunden Menschen zum heulenden Bündel Angst zu prügeln!
Ich sollte nach Hause, sonst macht Mama sich Sorgen. Ich bin hier nicht sicher.
„Du musst ins Krankenhaus“, sagte Tom eindringlich. „Du stehst unter Schock. Die Verletzungen könnten gefährlich sein, vielleicht ist was gebrochen.“
„Nein.“ Josh hatte nicht die Kraft für Erklärungen, er konnte nicht einmal den Kopf schütteln. Er wusste nur mit absoluter Sicherheit, dass er niemandem erzählen würde, was in diesem Raum geschehen war. Niemals.
Mit zusammengebissenen Zähnen löste er sich von Tom. Dabei verlor er den Mantel. Präsentierte seine zerschlagene, blutende Nacktheit. Egal, er musste raus hier! Nach Hause. Dahin, wo er sicher war.
Seine Entschlossenheit trieb Josh voran, bis er die Bank erreichte, wo seine Sachen lagen. Er wollte sich nach seinem Shirt bücken. Glühender Schmerz flammte durch seinen Unterleib und ließ ihn erstarren. Selbst Schreien war unmöglich. Zornigrote Kreise tanzten vor seinen Augen, seine Knie sackten weg. Ihm war übel. Alles wurde schwarz.
Tom war bei ihm, bevor Josh zusammenbrechen konnte. Starke Arme schlossen sich warm und schützend um ihn.
„Es ist alles okay“, flüsterte Tom, der über ihm gebeugt war und ihn sacht wiegte. Sie kauerten beide auf dem Boden, Josh lag mit dem Oberkörper über Toms Beinen. Schon wieder? Seine eigenen Beine waren hochgelagert, das Handtuch wärmte ihn. Wollte er sich nicht anziehen?
Josh fuhr zusammen. Er war bewusstlos gewesen. Auch wenn es sich gerade anfühlte, als würde er aus dem Tiefschlaf erwachen, er befand sich nicht zuhause in seinem Bett. Alles war wahrhaftig geschehen, kein Albtraum. Er hörte sich selbst schluchzen und begriff, dass er gerade in den Armen eines nahezu Fremden lag und wie ein kleines Kind weinte. Wie lange wohl schon?
Erschöpfung breitete sich aus, als es ihm endlich gelang, sich zusammenzunehmen. Josh fühlte sich wie ausgewrungen. Es tat gut, einfach still dazuliegen und körperliche Nähe zu spüren. Tom hielt ihn so vertraut, so beschützend … Ihm wurde klar, wie sehr ihm das seit Jahren gefehlt hatte. Als er ungefähr vierzehn war, hatten seine Eltern mit der albernen Schmuserei , wie sein Vater es nannte, aufgehört. Sascha war seit dem Abi und jetzt mit seinem Informatikstudium immer beschäftigt und wenig daheim. Von Leon, seinen Handballkameraden und allen anderen Freunden hatte Josh sich körperlich stets ferngehalten. Eine hastige Umarmung, ein Schulterklopfen nach einem Tor, mehr hatte es nie gegeben. Josh war neunzehn, schwul und ungeküsst. Unglaublich, dass er tatsächlich erst zusammengeschlagen werden musste, um wenigstens einmal von einem Kerl gehalten zu werden …
Hör auf, du Spinner. Er hilft dem armen Opfer, mit dem er Mitleid hat.
„Wie spät?“, stieß er heiser hervor.
„Fast acht.“
Das Spiel hatte um achtzehn Uhr geendet.
Josh fluchte stimmlos. Tom half ihm, sich aufzusetzen. Diesmal ging es deutlich besser. Vielleicht waren die Schmerzen genauso müde wie er selbst und ließen ihn deshalb ihn Ruhe? Er spürte die Blicke des Goth, als er sich mit steifen, langsamen Bewegungen anzog. Bei der Unterhose und der Jeans brauchte er Hilfe, genauso bei den Socken. Es war beschämend, aber nicht so sehr, wie es sonst gewesen wäre. Er wusste ganz sicher, dass Tom ihn weder begehrte noch abstoßend fand.
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