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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Weihnachten!
     
    ***
     
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    from: b.walker
    to: lauri_holopainen
    time: 03:32:07
    date: December 23
     
    Lauri!
    Ja, ja, ich weiß – du willst gerade nichts von mir wissen. Ich möchte dir trotzdem die genauen Infos zukommen lassen, damit du exakt weißt, was dich in Sydney erwartet. Glaube mir bitte, dass ich deinen Einsatz überaus schätze. Da du so stur warst und nach deiner Zusage gleich aus der Hütte gerauscht bist, ohne mir zuzuhören, erzähle ich dir eben alles per Mail.
    Du weißt, dass ich ein Studienjahr in Sydney verbracht habe. Damals ist zwischen mir und einem netten Kerl namens Emmanuel Greene eine positive Art von Zweckgemeinschaft entstanden, wir sind oft durch die Stadt gezogen. Nach dem üblichen Saufgelage am Wochenende – die Aussies sind ähnlich trinkfest wie die Finnen – wurden wir von einer Gang schwerer Jungs angepöbelt. (Nach langer Recherche sollte sich herausstellen, dass diese Mistkerle Frischlingsvampire waren.) Ich war unreif genug, sie zu provozieren, und der eine ist auf mich losgegangen. Hätte sich Em nicht auf ihn gestürzt, wäre ich längst tot. Dieser Pisser hatte keinerlei Skrupel (damals ahnte ich ja nichts von seinem wahren Wesen) und Em hätte wegrennen können. Aber er ist geblieben, hat mich gerettet und sich dabei fast die Kehle rausreißen lassen. Die Wunde war lebensgefährlich. Du bist schrecklich vertraut mit solchen und ähnlichen Narben, dir könnte ich also nichts Neues erzählen.
    Es wäre übertrieben zu sagen, dass wir bis heute gute Freunde sind. Ich denke oft an ihn und an diese schreckliche Nacht, in der er mir das Leben gerettet hat. Daran, dass ich in seiner Schuld stehe. Als ich Jahre später erahnen konnte, dass ich mit meinem Job viel erreichen könnte, sprach ich ihm Unterstützung in jeglicher Form zu, falls er mich – oder eben meine Männer – jemals brauchen sollte.
    Manchmal schrieben wir Mails, hatten davon abgesehen allerdings keinen Kontakt. Kürzlich rief er mich an und bat mich, ihm zu helfen. Die Lage in Sydney ist bedrückend ernst, sonst hätte ich nicht dir diesen Auftrag gegeben, meinem besten Mann.
    Seine jüngere Schwester Linda, sie ist vierundzwanzig, hat sich in einen Mann verliebt, der sich als Dämon entpuppte. Sie bekam verständlicherweise den Schreck ihres Lebens, als sie auf blutige Weise erfahren musste, wer ihr geliebter Steve Westcott in Wahrheit ist: Günstling eines Vampirfürsten in Sydney. Sich von ihm zu trennen kam eigentlich nicht infrage, es wäre ihr Todesurteil gewesen.
    Das Problem: Sie ist das Risiko eingegangen, weil sie sich neu verliebt hat, in einen aufrichtig freundlichen Kerl namens Bobby. Er hat eine Tochter aus erster Ehe und Em hält viel von ihm. Steve will diese Verbindung nicht akzeptieren. Zu allem „Übel“ ist Linda von Bobby schwanger, was der Auslöser für Em war, mich zu kontaktieren. Eine Abtreibung war keine Option. Ihr Neuer, Bobby, freut sich auf ein Geschwisterchen für seine neunjährige Tochter Mia. Zwischen Bobby und Linda läuft es wunderbar. Der einzige Schatten in ihrer Beziehung ist Steve und dessen düsteres Gefolge.
    Eure Aufgabe wird es sein, im Schichtdienst auf Linda, Bobby und seine Tochter achtzugeben. Das sind deine engsten Kollegen: Der rotblonde Schwede heißt Erik, der Blonde Sven und der Deutsche Lukas.
    Dir kommt eine besondere Aufgabe zu. Du wirst unmittelbar Teil von Lindas Leben sein – du schläfst in einem Zimmer in ihrem Haus. Während deiner Schichten begleitest du jeden ihrer Schritte. Nur allein pinkeln und duschen gehen, das darf sie. Darauf muss ich nicht genauer eingehen, das ist ja alles Routine für dich. Was ich außerdem erwähnen möchte: Du bist niemals mit ihr allein, wenn sie das Haus verlässt; mindestens zwei Dutzend Kollegen sind stets in eurer direkten Umgebung. Mal wirst du sie sehen können, mal nicht. Falls es also dazu kommt, dass du dich aus irgendeinem Grund ein paar Meter von ihr entfernen musst, ist das kein Problem. Jeweils sechs Kollegen werden Linda und dich umgeben, in einem eher weitflächigen, äußeren und einem dichteren, inneren Kreis. Diese können von einem Dämon mit Westcotts Macht höchstwahrscheinlich nicht durchdrungen werden. Für den Fall, dass es ihm wider Erwarten gelingt, wirst du zu Lindas letztem Schutzwall, ihrem Schild. Westcott ist ein Dämon der höchsten Kategorie, also von einem Menschen nur anhand seiner messbaren Aura zu unterscheiden.
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