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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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mein Gelände im Moment aussehen musste. Schnee in solcher Masse, dass man nichts außer der ungefähren Form meiner Hütte und dem glänzenden, kalten Weiß sah. Mein See zugefroren, so dick, dass man darauf herumspringen, Schlittschuh laufen oder ein Loch hinein schmelzen konnte, um in dem eisigen Wasser nackt ein Nachtbad zu nehmen. Danach ab in die Sauna ...
    Seufzend legte ich mir die Ketten um den Hals.
    In diesem Moment schoss die Katze zwischen meinen Beinen hindurch und in den Raum. Sie hüpfte auf meinen Nachttisch, rollte sich zu einer Kugel zusammen und schaute mich von dieser Position aus aufmerksam an. Ich hielt ihrem Blick einen Moment lang verwundert stand, dann seufzte ich ergeben und schloss die Tür.
    „Gut. Wenn du hier schlafen willst – nur zu. Wag es bloß nicht, mich aufzuwecken.“ Weil ich mich von ihr beobachtet fühlte, zog ich mir schnell eine lockere Unterhose an, bevor ich mich an den Schreibtisch setzte. Von dem Fenster darüber konnte ich bei Tageslicht bestimmt direkt auf das Meer sehen. Irgendwo dahinten musste das legendäre Sydney Opera House in seinem Austernkleid liegen. Die Harbour Bridge schlängelte sich ganz in der Nähe über das Wasser des Hafens. Zu entdecken gab es genug interessante Dinge in dieser Stadt.
    Ich loggte mich in meinen gesicherten E-Mail-Account ein und warf einen flüchtigen Blick zu der Katze. Sie saß inzwischen auf dem Fensterbrett über meinem Bett und schaute gut gelaunt nach draußen. Womöglich hielt sie nach Vögeln Ausschau, die sie morgen erlegen konnte. Oder war sie eine Hauskatze? Ich nahm mir vor, Linda oder Bobby beim Frühstück danach zu fragen – ich mochte das Tierchen. In Gedanken taufte ich sie Kaja. Wahrscheinlich gehörte sie Bobbys Tochter, auf die eine Horde australischer Kollegen achtgeben sollte; vor allem in der Schule. Unvorstellbar, was alles passieren könnte, ginge sie verloren. Laut Billy musste von nun an immer ein Bodyguard mit ihr im Klassenraum sitzen und sie überall hin begleiten. Das arme Mädchen. Blutjung und zu früh Gefahren ausgesetzt.
    Billy hatte mir eine Mail geschrieben, in der er mir wiederholt dankte. Ich schrieb ihm eine Bestandsaufnahme zurück und erwähnte, dass ich zufrieden war.
    Als ich meine gemütliche Umgebung und das graue Kätzchen musterte, war ich nämlich nicht länger sicher, ob ich mit Lukas tauschen wollte. Ich wohnte bei einer netten Familie mit Vollverpflegung in einem schönen Haus, da mein deutscher Kollege dafür verantwortlich war, Steve von Linda fernzuhalten. Ich bezweifelte nicht, dass Lukas gründlich arbeitete. Ich selbst war ebenso motiviert – bisher klang dieser Job nämlich nach dem angenehmsten meines Lebens, Australien hin oder her. Wenn man von der Anwesenheit gewisser Giftfrösche absah.
    Ich schaltete gähnend den Laptop aus, schlüpfte aus der Unterhose und warf mich mit einem genüsslichen Stöhnen aufs Bett. Ah, welch eine Wonne. Kühle, leichte Laken … keine engen Kleidungsstücke … herrlich.
    Bevor ich einschlief, sah ich Kaja, die sich neben mir zusammenrollte.
     
    ***
     
    Kaja war auch das Erste, was ich beim Aufwachen sah. Sie saß direkt vor mir. Ihre Schnurrhaare vibrierten und kitzelten mein Gesicht und ihr Blick war flehentlich.
    Müde grunzend wandte ich mich ab und rollte mich auf den Bauch. „Noch fünf Minuten, ja, Kleine?“
    Sie gab ein empörtes Miejuuu! von sich.
    „Hast du Hunger oder was?“, murmelte ich.
    Kaja antwortete, in dem sie auf meinen Rücken sprang und auf mir herumtapste, bis ich mich schnaubend aufraffte und die Beine aus dem Bett schwang. Alles war verschwommen. Maulwurfsgleich tastete ich nach dem Wecker und hielt ihn dicht vor meine Nase. Kurz nach neun. Ach, du meine Güte! Viel zu früh! In Finnland hätte ich weitergeschlafen.
    „Geh zu Mia“, bat ich das Kätzchen schläfrig und zog mir die Unterhose von gestern an – auf den Flur wollte ich lieber nicht nackt treten. Es war Sonntag, Mia war zu Hause. Ich bezweifelte, dass ihre Stiefmutter und ihr Vater es schätzten, ihren Bodyguard im Adamskostüm anzutreffen.
    Im Flur hörte ich von unten Geschirrklappern und plaudernde Stimmen. Es roch nach etwas Angebratenem, vermutlich Eier und Speck. Im Bad hing der künstliche Duft von Orangen-Shampoo. Das einzige Fenster stand offen, um frische Luft einzulassen, die jedoch die frühmorgendliche, schwüle Hitze kaum erträglicher machte. Ich sprang unter die Dusche, weil ich im Schlaf geschwitzt hatte wie ein Rentier in
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