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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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bereitete uns inzwischen mit einem exotischen Obstsalat die kleinere Version eines Frühstücks zu. Bobby konnte dank meiner Anwesenheit ohne Sorgen arbeiten gehen, bewacht von einer Horde Australier. Und Linda benötigte nichts dringender als Ruhe und Gespräche mit guten Freunden.
     
    ***
     
    Die Fahrt nach Bondi Beach dauerte von Waverton aus eine knappe halbe Stunde. Sobald wir in Lindas lila Ford auf den Bradfield Highway gleich um die Ecke wechselten, ging es zügig voran.
    Sydney war atemberaubend, alles andere wäre eine Lüge gewesen. Ich konnte zum ersten Mal einen Blick auf die Harbour Bridge werfen, die zum Greifen nah erschien, und das Stück des Highways, der übers Meer führte, war sogar in die Brücke integriert. Im Hafen trieben unzählige Segelboote und Jachten, was mich magisch anzog. Ich hatte mir mein Boot selbst gebaut und besaß noch dazu mein eigenes Gewässer.
    Da die Brücke ein großes Stück Meer überspannte, konnte ich es im strahlenden Schein der Sonne funkeln sehen, als hätte jemand Diamanten hineingeschüttet. Die blaue Masse wogte einladend, eine verlockende Abkühlung, die bis hier nach oben ihre nassen Finger ausstrecken und mich sehnsüchtig stimmen konnte.
    Linda, die meine Bewunderung bemerkte, sagte lachend: „Wir können morgen gerne an den Strand, falls du das möchtest. Ich hab gelesen, dass Schwimmen die Geburt erleichtern soll.“
    Ich war zu gespannt darauf, wie sich ein so südliches Meer anfühlte, um ihr das auszureden. Gern hätte ich sie bereits an diesem Tag begleitet, allerdings gab es mit meinen Kollegen noch viel zu klären, damit wir zu einem eingespielten Team werden konnten. Lindas Sicherheit ging vor. Ich hatte genug Zeit, um ans Meer zu gehen.
    Bondi Beach, im Sydney-Slang bondhai beesch , schien ein Nest für lebensmüde Surfer zu sein. Hunderte von ihnen tummelten sich mit Kühlboxen für Getränke und Snacks am Strand und ich hätte alles dafür gegeben, jetzt meine Zehen in den goldenen Sand zu pressen. Stattdessen fuhren wir über verschlungene, ansteigende Straßen und über hohe Klippen mit grandioser Aussicht auf den Meereshorizont, der mühelos mit dem grellen, wolkenlosen Blau des Himmels verschmolz.
    Unerwarteterweise kamen wir am Ende unserer Fahrt an einem Strand heraus. Eine gewundene Landzunge schien sich aufs Meer hinauszuschieben und bot einigen luxuriös wirkenden, hochmodernen Villen Platz.
    „Da hatte dein Freund offensichtlich eine interessante Großmutter“, sagte ich.
    Sie schnaubte sichtlich amüsiert. „Wo du recht hast, hast du recht. Sie war eine schreckliche Frau. Keiner konnte sie leiden – sie starb arrogant und allein.“ Sie seufzte. „Ich weiß, man soll so nicht über Tote reden, aber sie war selbst schuld. Miles scherzt gelegentlich, sie sei nicht an einem Herzinfarkt gestorben, sondern an ihrem Geiz erstickt oder im Reichtum ertrunken. Du hättest sehen sollen, was wir alles aus diesem Haus rausgeschafft haben! Jetzt ist es Zeit dafür, dass ein bisschen Liebe einzieht.“
    Ich machte ein ernstes Gesicht. „Zu Befehl, Madam.“
    Linda stellte den Ford auf in den Boden gehämmerten Pflastersteinen ab, und ich übernahm es, den Farbeimer zu tragen. Die Tür des aus Glas und Beton bestehenden Hauses stand offen und wir hörten Männer lachen. So viel Frohsinn war ich von Finnland nicht gewohnt.
    Der eher zierliche Kerl mit den braunen Locken, der wegen mir und dem Giftfrosch gelacht hatte, kam durch die Eingangshalle auf Linda zugeschossen. Im nächsten Moment lagen sie einander quietschend in den Armen. Etwas perplex stand ich daneben.
    „Hey, Miles“, sagte Linda etwas atemlos und zeigte dann auf mich. „Lauri war so lieb und ist mitgekommen.“
    Tiefbraune Augen wanderten blitzschnell über meinen Körper, prüfend und letztendlich zufrieden. Ein breites Grinsen erhellte sein schmales Gesicht, bevor er säuselte: „Na so was! Mit zusammengebundenen Haaren sind deine Augen ja noch magischer! Du stehst nicht zufällig auf Männer, oder?“
    Der Farbeimer rutschte mir aus der Hand und ich spürte, wie mir der Mund aufklappte. Das fand Miles allem Anschein nach sehr belustigend. Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen.
    „Nein“, presste ich knapp hervor, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.
    „Schade.“ Miles schnappte sich schmollend den Eimer und machte kehrt. „Du darfst trotzdem mein neues Königreich betreten.“
    Ich starrte ihm hinterher.
    Linda räusperte sich. „Tja, ähm, das
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