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David Roth und andere Mysterien

David Roth und andere Mysterien

Titel: David Roth und andere Mysterien
Autoren: Zoi Karampatzaki
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der Sahara, und kümmerte mich danach um die Kontaktlinsen.
    Rentier .
    Ich musste an den Giftfrosch denken. Wie hieß er noch mal? Hoffentlich hatte er nicht vor, allzu lang beleidigt zu sein und es an mir auszulassen. Finnen waren nicht sehr schlagfertig. Ich würde ihn eines Tages knebeln müssen, sollten mir die Worte ausgehen.
    Später lief ich in Jogginghose, mit nacktem Oberkörper und zusammengebundenen Locken die Treppen hinunter. Das musste reichen bei dreißig Grad am frühen Morgen. Linda eilte gerade mit einer brutzelnden Pfanne zum Esstisch, den Bobby mit einem blonden, hübschen Mädchen deckte.
    Mia sah mich zuerst. Sie machte große Augen und ihr Mund formte ein perfektes O. Was ist denn das?!, sagte ihr erschrockener Blick.
    Ich musste lachen. Diese Situation war eine der seltsamsten, in die es mich je verschlagen hatte, und ich hatte wahrlich viel erlebt.
    „Oh, guten Morgen“, sagte Bobby und legte seiner Tochter eine Hand auf die Schulter. „Das ist Lauri, der Mann, der auf uns aufpassen wird.“ Er lächelte mich an. „Möchtest du mit uns frühstücken?“
    „Gern“, antwortete ich schlicht.
    Linda scheuchte mich auf liebenswürdige, mütterliche Weise zu einem Stuhl. Eigentlich setzte ich mich gern so hin, dass meine Füße unter meinem Hintern lagen, aber das konnte ich schlecht in einem fremden Haushalt machen. Es reichte, dass ich mir die Freiheit nahm, mir kein Hemd überzuziehen.
    „Fühl dich bitte ganz wie zu Hause“, rief Linda aus der Küche, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Deshalb nahm ich sie beim Wort und machte es mir gemütlich, von Mia neugierig beäugt. Als ich ihr zuzwinkerte, wurde sie sofort rot und lächelte schüchtern auf ihren Teller hinunter. Ich schmunzelte. Süßes Ding.
    Wenig später saßen wir alle beisammen am Tisch und ich hatte die Wahl zwischen entsetzlich vielen Speisen. Rührei mit Speck, allerlei kalter Aufschnitt mit Toast, ein paar Scheiben frisches Lachsfilet, Honig, Marmeladen, und – von einem australischen Frühstück nicht wegdenkbar – ein halb geleertes, großes Glas Vegemite. Sogar die kleine Mia griff zu und biss herzhaft in ihren mit Vegemite bestrichenen Toast.
    Ich hatte mir etwas von dem Speck und dem Rührei genommen. Dazu hatte Linda mir meinen geliebten Multivitaminsaft und eine große Tasse Kaffee, schwarz, ohne Zucker, bereitgestellt. Ich ignorierte, dass sich auf der Tasse Blümchen und Bienchen tummelten. Da hatte Billy sicher die ein oder andere Information an Em weitergeleitet, um mir das Leben hier zu erleichtern.
    Als ich Bobby bat, mir für meinen ersten Toast den Honig zu reichen, erlaubte er sich jenen Spaß, dem kein Aussie widerstehen kann. Statt dem Honig hielt er mir das Vegemite-Glas entgegen, grinste wie die Haifische, von denen es in australischen Gewässern nur allzu viele gab, und war so todesmutig, mir schnurrend die Frage aller Fragen zu stellen: „Probieren?“, was in seinem Slang einem anzüglichen Wanna try some? entsprach.
    Linda lachte begeistert, und auch die kleine Mia strahlte mich herausfordernd an.
    „Er wird ganz blass“, sagte Linda kichernd.
    Sie hatte recht.
    „Ähm … na ja … mein Magen sagt ziemlich deutlich nein“, erwiderte ich ausweichend. Ich hatte schon oft über Vegemite gelesen, und zwar nichts Gutes.
    „Eine kleine Messerspitze.“ Bobbys Lächeln wurde wieder freundlich. „Tut mir leid, ich wollte nicht aufdringlich sein. Aber ich hatte noch nie die Gelegenheit, diese legendäre Frage zu stellen. Ich konnte einfach nicht anders.“
    „Ich verspreche, dass ich probieren werde“, sagte ich und zeigte entschlossen auf den Honig. „Ein andermal.“
    „Versprochen?“, fragte Mia eifrig.
    Ich lehnte mich ihr entgegen und raunte: „Ich schwöre bei deiner Katze. Das Knäulchen gehört dir, oder?“
    „Ja“, antwortete sie stolz. Ihre blassblauen Augen glühten. „Sie heißt Arielle.“
    „Ari… ah ja.“ Ich räusperte mich. „Was dagegen, wenn ich sie Kaja nenne?“
    Sie überlegte kurz, zuckte dann aber scheinbar gleichgültig mit den Schultern. „Okay.“
    „Das ist lieb, kullannuppu .“ Weil mir drei ratlose Blicke begegneten, übersetzte ich rasch: „Das heißt soviel wie Schätzchen.“
    Bobby versuchte, es auszusprechen, und scheiterte kläglich. Er gab Geräusche von sich, die mit der finnischen Sprache überhaupt nichts zu tun hatten. Ich hatte Multivitaminsaft im Mund, als ich ihn auslachte, deshalb landeten ein paar Tropfen auf dem Tisch und
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