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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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Handbewegung zum Schweigen. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, sagte er zu mir. Er sah Malcolm an: »Du redest wie ein Psychopath. Raus mit dir.«
    Erst jetzt fiel mir auf, dass Malcolms Augen blutunterlaufen waren. Seine Stimme blieb jedoch überlegt und ruhig. »Du bist bereit, nur wegen eines Mädchens und einer Katze das Leben von Millionen zu opfern? Was ist das denn bitte für eine Moral?«
    »Meine Moral«, entgegnete mein Vater, »eine Moral, die auf Tugenden beruht, die mir alles bedeuten.«
    Ich stellte mich neben ihn. »Die uns alles bedeuten.«
    Malcolm öffnete den Mund, sagte aber nichts. Dann wandte er sich von uns ab. Als er aus dem Raum ging, drehte er sich noch einmal um und sah meinen Vater ein letztes Mal an. Ich konnte nicht glauben, was ich in Malcolms Augen sah. Es war Liebe.

Achtzehntes Kapitel
    Als ich eines Abends - damals lebte ich noch in Saratoga Springs - vor dem Haus der McGarritts auf mein Rad stieg, um nach Hause zu fahren, bekam ich zufällig einen Streit ihrer Nachbarn mit. Der Vater und der Sohn im Teenageralter brüllten, die Mutter flehte.
    »Ihr habt mich doch sowieso nie gewollt!«, schrie der Sohn. »Ich wünschte, ich wäre nie geboren worden.«
    In meinem Leben gab es Momente, in denen ich genau dasselbe empfunden habe. Kennst du dieses Gefühl auch? Wenn man es genau betrachtet, hat meine Geburt eine Abfolge von Ereignissen ausgelöst, die besser niemals geschehen wären. Für jede Entscheidung, die ich getroffen habe, hätte es unzählige Alternativen gegeben, die womöglich besser gewesen wären. Manchmal betrachte ich diese Alternativen wie Schatten meines Handelns - Schatten, die ebenso zu mir gehören und mich ausmachen wie das, was ich letztendlich getan habe.
    Der Philosoph Bertrand Russell schrieb: »Alles Unglück beruht auf irgendeiner Art Zerfall des Ichs oder auf einem Mangel an Ganzheit.« Der glückliche Mensch sei derjenige, so Russell, der die Einheit seines Ichs zu wahren wisse. Sobald der Mensch sich als ein Teil »des Stroms des Lebens« und mit
einer Kultur und ihren Werten vereint fühle, würde er »ein Bürger des Alls«.
    An dem Tag, an dem mein Vater Malcolm mit seinen Taten konfrontierte, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, vielleicht einen Anspruch auf solch eine Bürgerschaft zu haben. Mein Vater und ich hatten eine Einheit gebildet und das hatten wir ausgerechnet Malcolm zu verdanken.

    Abends aßen mein Vater und ich Gazpacho, Räucherlachs und Salat, während wir im Fernsehen beobachteten, wie Hurrikan Barry immer näher kam. Auf der immer wieder eingeblendeten Wetterkarte des meteorologischen Instituts wälzte sich die riesige rote und orange Spirale unauf haltsam auf das Festland zu. Laut der Vorhersage würde der Sturm spätabends Sarasota erreichen und am frühen Morgen nördlich von Homosassa auf Land treffen.
    Ich versuchte, mit meinem Vater über Malcolm zu sprechen, aber er ging nicht darauf ein. »Ich begreife nicht, wie er all diese schrecklichen Dinge tun konnte«, sagte ich, als wir mit dem Abendessen fertig waren.
    »Malcolm hat nie gelernt, ein tugendhafter Mensch zu sein«, antwortete mein Vater und gab mir mit einem Blick zu verstehen, dass die Unterhaltung damit für ihn beendet war.
    Als er den Tisch abräumte, rief Mãe an, die wohlbehalten mit den Pferden in Kissimmee angekommen war; Dashay, Bennett, Harris, Joey und Grace waren ebenfalls dort. Während wir telefonierten, verfolgte meine Mutter die Berichterstattung über den Sturm im Fernsehen.
    »Sag ihr, dass sie dort bleiben und erst morgen weiterreisen soll«, rief mein Vater aus der Küche.

    Ich gab die Nachricht an sie weiter.
    »Mal sehen«, antwortete sie. »Frag ihn, ob er sich vorstellen könnte, mit Affen zusammenzuleben.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, setzte ich mich wieder vor den Fernseher und erfuhr, dass auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala fünf die höchste Kategorie war. Das Ausmaß an Schäden, die ein Sturm dieser Stärke verursachen konnte, überstieg bei Weitem die Zerstörungskraft einer Sturmflut. Der Sprecher zählte mit einer Begeisterung, die mir unangebracht erschien, die möglichen Schäden auf: »Es ist damit zu rechnen, dass die Dächer vieler Wohnhäuser oder Industriegebäude vollständig abgedeckt werden, kleinere Schuppen werden weggeweht, Büsche entwurzelt, Bäume werden umstürzen und Schilder wie Streichhölzer umknicken.«
    Als mein Vater zurückkam, stellte er den Fernseher aus. »Ich glaube, unser Bedarf an
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