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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S
Autoren: Susan Hubbard
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Geschäfte geht, in dem irisches Kunstgewerbe verkauft wird, aber durch das geriffelte Glas der Tür kann sie ihn nicht mehr sehen. Er kommt mit einem weichen wollenen Schultertuch heraus. Er legt es ihr um und zum ersten Mal seit Jahren fühlt sie sich schön.
    Werden wir heiraten? , fragt sie sich. Aber sie braucht diese Frage nicht zu stellen. Als sie weitergehen, sind sie bereits ein Paar.

    Mein Vater erzählt mir die Geschichte zweimal. Ich habe Fragen. Aber ich stelle sie ihm erst nach dem zweiten Mal.
    »Woher wusstest du, was sie denkt?«, lautet meine erste Frage.
    »Sie hat mir später erzählt, was sie gedacht hat«, sagt er.
    »Was ist mit Professor Morton passiert?«, frage ich als Nächstes. »Hat er nicht versucht, sie daran zu hindern, ihn zu verlassen?«
    Ich bin dreizehn, aber mein Vater sagt, dass ich auf die drei ßig zugehe. Ich habe lange schwarze Haare und blaue Augen. Bis auf die Augen komme ich nach meinem Vater.
    »Professor Morton hat versucht, deine Mutter zurückzuhalten«, sagt mein Vater. »Er hat es mit Drohungen versucht. Er hat es mit Gewalt versucht. Das hatte er schon einmal getan, als sie davon gesprochen hatte, ihn zu verlassen. Aber
dieses Mal war sie verliebt und hatte keine Angst. Sie packte ihre Sachen und ging.«
    »Ist sie zu dir gezogen?«
    »Nicht sofort, nein. Sie nahm sich eine kleine Wohnung in der Innenstadt, in der Nähe des Colonial-Friedhofs, eine Wohnung, von der manche immer noch behaupten, es würde darin spuken.«
    Ich sehe ihn aufmerksam an, aber ich lasse mich durch die Erwähnung der Spukwohnung nicht ablenken.
    »Wer hat die Schachpartie gewonnen?«, frage ich.
    Sein Blick wird wacher. »Das ist eine sehr gute Frage, Ariella«, sagt er. »Ich wünschte, ich wüsste die Antwort.«
    Normalerweise hat mein Vater auf alles eine Antwort.
    »Hast du gewusst, dass sie älter ist als du?«, frage ich.
    Er zuckt mit den Achseln. »Darüber habe ich nicht nachgedacht. Alter hat nie eine große Rolle für mich gespielt.« Er steht auf, geht zum Salonfenster und zieht die schweren Samtvorhänge zu. »Zeit für dich, ins Bett zu gehen«, sagt er.
    Ich habe noch Hunderte von Fragen. Aber ich nicke und widerspreche nicht. Heute Abend hat er mir mehr als je zuvor von meiner Mutter erzählt, die ich nie gesehen habe, und noch mehr von sich selbst.
    Bis auf eines - die eine Wahrheit, die er nicht erzählen möchte, die eine Wahrheit, für die ich Jahre brauchen werde, um sie nur annähernd zu verstehen. Die Wahrheit darüber, wer wir wirklich sind.

EINS
    Im Haus meines Vaters

Erstes Kapitel
    Ich stand im tief blauen Zwielicht allein vor unserem Haus. Ich muss damals vier oder fünf gewesen sein und war normalerweise nie alleine draußen.
    Die hohen Gaubenfenster des oberen Stockwerks waren goldene, von grünen Weinranken umgebene Rechtecke, die von Gesimsen beschirmten Fenster des unteren Stockwerks gelbe Augen. Ich betrachtete das Haus, als ich plötzlich nach hinten geschleudert wurde und auf weichem Gras landete. Im gleichen Augenblick schossen Flammen aus dem Kellergeschoss. Ich kann mich nicht daran erinnern, eine Explosion gehört zu haben - in der einen Sekunde war die Nacht noch tief blau gewesen und von schwachem gelben Lichtschein erfüllt; in der nächsten erhellte rotes Feuer den Nachthimmel. Jemand hob mich rasch auf und trug mich vom Haus weg.
    Das ist meine früheste Erinnerung. Ich weiß noch, wie die Luft in jener Nacht roch - nach Rauch, der sich mit dem Duft von Flieder vermischte. Und ich erinnere mich an den rauen Stoff eines Wollmantels, der an meiner Wange rieb, und dass ich das Gefühl hatte zu schweben, als wir uns vom Haus entfernten. Aber ich weiß nicht, wer mich trug oder wohin wir gingen.
    Als ich später nach dem Feuer fragte, sagte mir Dennis, der
wissenschaftliche Mitarbeiter meines Vaters, dass ich das alles geträumt haben musste. Mein Vater wandte sich wortlos ab - aber ich hatte den Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen: In seinen Augen lag ein distanzierter und wachsamer Blick und um seinen Mund ein resignierter Zug, den ich nur allzu gut kannte.

    Einmal, als ich mich langweilte, was in meiner Kindheit ziemlich oft vorkam, schlug mein Vater mir vor, Tagebuch zu schreiben. Sogar ein eintöniges Leben könne es wert sein, gelesen zu werden, sagte er, vorausgesetzt der Verfasser lege großen Wert auf Details. Er fand ein dickes, blau eingebundenes Notizbuch in seinem Schreibtisch, zog eine Ausgabe von Thoreaus Walden. Ein Leben mit der
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